Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Painter blickte das zerbrechliche Mädchen an, »müssen wir uns mit dem Gegner einlassen.«
23:38
Trent McBride schritt über den menschenleeren Gang. Dieser Teil des Walter-Reed-Instituts sollte demnächst renoviert werden. Die Krankenzimmer waren in einem desolaten Zustand. Die Wände waren verschimmelt, der Putz bröckelte von den Wänden. Er aber wollte zur geschlossenen psychiatrischen Abteilung. Dort waren die Wände aus nacktem Beton,
die Fenster vergittert, und in den Stahltüren gab es kleine vergitterte Guckfenster.
Trent näherte sich der letzten Zelle. Vor der Tür stand ein Wachposten. Man ging hier kein Risiko ein. Der Mann trat beiseite und reichte Trent einen klirrenden Schlüsselbund.
Er nahm die Schlüssel entgegen und spähte durch das kleine Türfenster. Juri lag vollständig bekleidet auf dem Bett. Als Trent die Tür öffnete, setzte Juri sich auf. Für einen alten Mann wirkte er drahtig und agil. Offenbar hatte er sich mit einem kräftigen Cocktail von Androgenen und anderen Anti-Aging-Hormonen in Schwung gehalten. Die Russen konnten von den leistungssteigernden Drogen einfach nicht genug bekommen.
Er stieß die Tür auf. »Es wird Zeit, dass Sie sich nützlich machen, Juri.«
Der Mann stand auf, seine Augen blitzten. »Geht es um Sascha?«
»Wir werden sehen.«
Juri kam zur Tür. Trent gefiel sein resolutes Auftreten nicht. Plötzlich kamen ihm Zweifel. Juri wirkte nicht gebrochen, sondern ließ einen stahlharten Kern erkennen. Vielleicht waren die Injektionen in den Hintern ja nicht die einzige Erklärung für die Kraft dieses alten Mannes.
Resolut hin oder her, Juri befand sich in seiner Gewalt.
Gleichwohl bedeutete Trent dem bewaffneten Wachposten, ihm zu folgen. Trent hatte Juri persönlich abholen wollen. Mit seiner Größe von über eins achtzig und dem doppelten Körpergewicht Juris hätte er auf eine Eskorte eigentlich verzichten können. Allerdings weckte Juris Blick sein Misstrauen.
»Wohin gehen wir?«, fragte Juri.
Wir werden den letzten Nagel in Archibald Polks Sarg hämmern , dachte er bei sich. Trent hatte die Ermordung seines alten Freundes inszeniert, doch nun beabsichtigte er, ein Ende
zu machen mit einem der größten Erfolge Archibalds, seinem Geistesprodukt, einer Geheimorganisation, die er sich in der Zeit ausgedacht hatte, als er noch für die Jasons arbeitete.
Ein Team von Killerwissenschaftlern.
Sozusagen bewaffnete Jasons.
Nach der Ermordung des Professors wollte Trent nun sein Geistesprodukt zerstören. Um das Fortbestehen seines eigenen Werkes zu sichern, musste Sigma sterben.
12
6. September, 19:36 Punjab, Indien
ALS DIE SONNE langsam unterging, musste Gray sich eingestehen, dass Rosauro bei der Anmietung des Wagens eine kluge Wahl getroffen hatte. Während er auf dem Beifahrersitz saß, musste er sich mit einer Hand am Dach abstützen, denn die morastige Straße war von Schlaglöchern übersät. Die letzte größere Stadt hatten sie eine Stunde zuvor passiert, und nun rumpelten sie durchs hügelige Hinterland. Milchbauernhöfe, Zuckerrohrfelder und Mangoplantagen gliederten die vorbeiziehende Landschaft in ein Flickenmuster. Masterson hatte bereits erklärt, weshalb der Punjab die Kornkammer Indiens war und den größten Teil des Bedarfs an Weizen, Hirse und Reis deckte.
»Und irgendjemand muss all diese Felder bestellen«, hatte Masterson gemeint, der Rosauro vom Rücksitz aus Anweisungen gab.
Kowalski und Elizabeth teilten sich mit ihm die Sitzbank. Luca saß ganz hinten und polierte seine Dolche.
»Die nächste Abzweigung links«, befahl Masterson.
Rosauro kurbelte am Steuer, und der SUV preschte durch einen wassergefüllten Graben, fast ein kleiner Fluss. Punjab
bedeutete auf Persisch »Land der fünf Flüsse«, was einer der Gründe war, weshalb der Bundesstaat überwiegend von der Landwirtschaft lebte.
Gray schaute prüfend zum Abendhimmel hoch. Es würde bald dunkel werden. Die Wolken hingen tief. Im Laufe der Nacht würde es noch mehr Regen geben.
»Geradeaus«, sagte Masterson. »Über den nächsten Hügel.«
Der Wagen mühte sich den Hang hinauf, die Räder wühlten den Morast auf. Von der Kuppe aus blickten sie in ein kleines, von Hügeln gesäumtes schüsselförmiges Tal. Am Talboden lag ein unbeleuchtetes Dorf, eine dicht gedrängte Ansammlung von Steinhäusern und Lehmhütten mit palmgedeckten Dächern. Am Dorfrand brannten mehrere Feuer, drum herum standen ein paar Männer mit langen Stangen. Sie verbrannten Müll. Neben
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