Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
des Club of Rome. Boutha grüßte Karlsen zwar mit einem Nicken, als er ans Podium trat, doch die Anspannung und Verärgerung des Kopräsidenten waren nicht zu übersehen. Mit der Eröffnungsrede war er gar nicht glücklich.
Von Bouthas Ansprache bekam Painter kaum etwas mit. Boutha schlug einen versöhnlichen, optimistischeren Ton an und würdigte die großen Erfolge bei der Bekämpfung des Hungers in der Welt. Painter konzentrierte sich auf Karlsen. Dessen Miene war undurchdringlich, doch er hatte die Finger um sein Glas gekrampft und blickte starr an Boutha vorbei; offenbar weigerte er sich, dessen hoffnungsvolle Botschaft zur Kenntnis zu nehmen.
Monk gelangte zum gleichen Schluss. »Der Typ sieht aus, als würde er am liebsten mit der Faust auf den Tisch hauen.«
Boutha verabschiedete die Anwesenden, und damit war das Essen offiziell beendet. Painter erhob sich augenblicklich und wandte sich Monk und Creed zu. »Fahren Sie zurück zum Hotel. Ich möchte erst ein paar Worte mit Karlsen wechseln, dann komme ich nach.«
John Creed erhob sich. »Ich dachte, wir wären erst morgen mit ihm verabredet.«
»Das stimmt«, sagte Painter. »Aber es kann nicht schaden, schon mal Hallo zu sagen.«
Er schob sich durch die Menge. Karlsen war von einer kleinen Schar Bewunderer umgeben, die ihm gratulierten, Fragen stellten und ihm die Hand schüttelten. Monk schnappte eine Unterhaltung auf, die Boutha mit einem Mann mit Hakennase und schlecht sitzendem Anzug führte.
»Antonio, ich dachte, Sie hätten Mr. Karlsen davor gewarnt, eine solche Brandrede zu halten.«
»Das habe ich auch«, erwiderte der andere Mann, der rote
Flecken im Gesicht hatte. »Aber er will sich ja nichts sagen lassen. Wenigstens hat er die anstößigsten Passagen ein wenig abgemildert. In der ursprünglichen Redefassung hat er zwangsweise Geburtenkontrolle in den Ländern der Dritten Welt gefordert. Was meinen Sie, wie das aufgenommen worden wäre!«
Boutha seufzte und entfernte sich mit seinem Gesprächspartner. »Wenigstens wird er morgen nicht an der Konferenz teilnehmen.«
»Das ist nur ein kleiner Trost. Er fliegt mit unseren wichtigsten Unterstützern und Sponsoren nach Svalbard. Ich kann mir schon denken, was er dort sagen wird, wenn er mit ihnen allein ist. Vielleicht sollte ich ebenfalls mitfliegen …«
»Sie wissen doch, dass keine Plätze mehr frei sind, Antonio. Außerdem bin ich ja da, um das Schlimmste zu verhindern.«
Sie gingen an Painter vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Der Weg zu Karlsen war nun frei. Painter trat vor und ergriff dessen Hand. Mit der anderen fasste er ihn beim Handgelenk.
»Mr. Karlsen, ich würde mich gern mit Ihnen bekannt machen. Ich bin Captain Neal Wright aus dem Stab des Generalinspekteurs. «
Karlsen zog seine Hand zurück, lächelte aber weiter. »Ah, der Ermittler des Verteidigungsministeriums. Seien Sie meiner vollen Unterstützung hinsichtlich der Tragödie in Mali versichert. «
»Danke. Ich weiß, wir sind erst für morgen verabredet, aber ich wollte Ihnen zunächst sagen, dass ich Ihre Rede faszinierend fand.« Painter nutzte die Informationen, die er soeben aufgeschnappt hatte. »Allerdings hatte ich den Eindruck, Sie hätten sich ein wenig zurückgehalten.«
»Wie kommen Sie darauf?« Karlsens Interesse war geweckt.
»Mir scheint, es sind drastische Maßnahmen nötig, um das
Bevölkerungswachstum zu drosseln. Ich hätte mir gewünscht, Sie wären mehr in die Einzelheiten gegangen.«
»Da haben Sie recht, doch das Thema ist umstritten und erfordert ein gewisses Maß an Zurückhaltung. Wenn es um Geburtenkontrolle geht, verwischt sich bei vielen Menschen die Grenze zur Eugenik.«
»Weil sie fürchten, der Staat könnte den Leuten vorschreiben, wer Kinder bekommen darf und wer nicht.«
»Genau. Dieses Thema eignet sich nicht für den politischen Diskurs oder die öffentliche Erörterung. Deshalb werden die Regierungen dieser Welt das Problem auch niemals lösen. Das ist eine Frage des Willens und des Timings.« Karlsen sah auf die Uhr. »Wo wir gerade von Timing sprechen, ich habe jetzt leider einen Termin. Wir können das Thema gerne morgen in meinem Büro weiter erörtern.«
»Mit Vergnügen. Und nochmals danke für Ihre erhellenden Ausführungen.«
Karlsen wandte sich mit einem Nicken ab, mit den Gedanken bereits woanders.
Painter sah ihm nach. Als Karlsen sich dem Ausgang näherte, drückte Painter eine Taste an der Seite seines Handys. Ein schmalbandiges Funksignal
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