Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
neben dem Sitz befestigt war. Creed hatte ebenfalls ein Gewehr dabei. Verstecken brauchten sie die Waffen nicht. Hier auf Spitzbergen, wo mehr Eisbären als Menschen lebten, gehörten sie zur Grundausrüstung. In der Hochglanzbroschüre für Touristen, die man Monk bei der Reiseagentur in die Hand gedrückt hatte, stand: »Nehmen Sie stets eine Waffe mit, wenn Sie außerhalb der Siedlungen unterwegs sind.«
Monk hatte nicht vor, gegen die norwegischen Regeln zu verstoßen.
»Bereit?«, rief er und hob den Arm.
Anstatt zu antworten, gab Creed Gas.
Monk setzte den Helm auf und drehte den Anlasserschlüssel. Dann gab er Gas und steuerte das hinter dem Parkplatz liegende verschneite Tal an. Die Antriebsraupe grub sich ins Eis und beschleunigte die Maschine. Die beiden Kufen glitten über den Rand des Tals und in den Pulverschnee hinein.
Creed folgte ihm.
Vor ihnen ragte der Plataberget auf, in dessen Innerem der Doomsday-Bunker versteckt war. Der schroffe Gipfel schien den finsteren Himmel zu berühren. Dahinter türmten sich dunkle Wolken.
Ein bedrohlicher Ort, keine Frage.
Vor allem eingedenk der Warnung in der Touristenbroschüre. Sie gab Aufschluss über die harten Lebensbedingungen in diesem rauen Landstrich.
Schießen Sie, um zu töten.
11:48
PAINTER STELLTE DEN Wagen auf dem ausgewiesenen Parkplatz ab. Zuvor hatten sie auf der einzigen Zugangsstraße zwei von norwegischem Militär gesicherte Straßensperren passiert. Auf dem kleinen Parkplatz standen bereits mehrere Lkws und ein großer Bus, mit dem man wohl die Delegierten des Welternährungsgipfels hergebracht hatte.
Als Painter aus dem geheizten SUV in die Eiseskälte trat, bemerkte er ein Schneemobil von der Größe eines Kleinbusses, das auf seinen großen Raupen wie ein Panzer wirkte. Es war ein Hägglund, ein geländegängiges Fahrzeug, das für die Erkundung der Antarktis bestens geeignet war. Auf der Seite prangten die norwegische Flagge und Armee-Embleme. Neben dem Fahrzeug standen Soldaten, die rauchten. In der Nähe patrouillierte ein kleineres Zweimann-Sno-Cat, ebenfalls vom Militär. So wie es umherwirbelte, sah es eher aus, als unternähme da jemand eine kleine Spritztour.
Zusammen mit dem in einen Parka gemummten Senator wandte Painter sich zum Eingang der Saatgutbank. Der Betonbunker
war der einzige oberirdische Teil der Anlage. Er ragte schief aus dem Schnee, wie der Bug eines im Eis versunkenen Schiffes. Vielleicht war der Vergleich gar nicht mal so falsch, denn im Berggestein war eine Arche Noah für Samen verborgen.
Der Eingang war über neun Meter hoch, eine flache Betonwand, die im oberen Bereich mit einer fensterartigen Platte geschmückt war, besetzt mit Spiegeln und Prismen, die von Glasfaserleitern erhellt wurden. Sie leuchtete vor dem Hintergrund des Himmels, der sich zunehmend verdüsterte. Unwetterwolken dräuten über dem Berg. Eine Bö wirbelte Eiskristalle und Schnee auf, die im Gesicht brannten.
Gebeugt eilten sie durch Kälte und Wind auf den Eingang zu.
»Sie haben sich verspätet«, sagte einer der Wachposten in stockendem Englisch.
»Es gab Probleme beim Flug«, erwiderte Gorman. Er grinste den jungen Burschen gutmütig an und fröstelte. »Selbst hier im hohen Norden schaffen es die Fluggesellschaften, das Gepäck zu verschlampen. Und diese Kälte … brrr … Ich weiß gar nicht, wie Sie das aushalten. Sie sind aus härterem Holz geschnitzt als ich.«
Der Soldat erwiderte Gormans Grinsen, desgleichen sein Kollege, der anscheinend kein Englisch sprach. Der Senator hatte eben eine gewinnende Art. Das musste Painter ihm lassen – der Mann hatte Charisma. Das konnte er an- und ausknipsen wie eine Taschenlampe. Kein Wunder, dass er in Washington so erfolgreich war.
Das Tor wurde ihnen geöffnet. Painter wusste, dass die Gruft durch drei gepanzerte Schleusen gesichert wurde. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme vor zerstörerischen Angriffen besaß auf der ganzen Welt keine einzige Person alle drei Schlüssel.
Als sie das Tor durchschritten, blieb der Wind zwar hinter ihnen zurück, doch es war dennoch kaum wärmer als draußen. Da die Temperatur im Bunker bei konstant minus achtzehn Grad lag, hatten sie das Gefühl, einen Gefrierschrank zu betreten.
Eine kurze, abschüssige Rampe mündete in einen langen Tunnel mit kreisförmigem Querschnitt, der genug Platz für eine U-Bahn geboten hätte. Sie gingen über Betonplatten; an der Decke hingen Neonröhren, an denen zahlreiche Rohre und Kabel entlangführten.
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