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Signal: Roman (German Edition)

Signal: Roman (German Edition)

Titel: Signal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Es dauerte einige Zeit, bis er Ingrid dazu überredet hatte, erneut in eine der gewundenen Spalten im Felsen hinabzusteigen. Die Erinnerung daran, dass sie beinahe in einer ähnlichen Schlucht ertrunken war, war noch viel zu frisch.
    »Wir müssen in den Schluchten bleiben«, rief er ihr mit entschlossener Stimme ins Gedächtnis. »Sie sind die einzige Deckung, die wir vor den Patrouillen im Sperrgebiet haben. Außerdem ist es auch deutlich kühler, wenn wir nicht direkt in der prallen Sonne laufen müssen.«
    »Ich weiß, ich weiß. Es ist nur so   … Ich weiß, dass es unvernünftig ist, Whispr. Aber das gilt nun mal für die meisten psychologischen Blockaden. Es ist nicht so, dass ich auf einmal hydrophobisch geworden wäre. Aber es ist eben noch nicht wirklich lange her, dass ich beinahe mein Leben verloren hätte.« Sie deutete auf die im Schatten liegenden Tiefen der Felsspalte. »Warum können wir nicht einfach oben am Rand entlanggehen?«
    »Ich habe dir doch gerade den Grund dafür genannt. Weil uns eine Sucherdrohne dann schon aus der Ferne entdecken könnte. Aus diesem Grund steht auch ausdrücklich in Ouspels Anweisungen, dass wir in die Schluchten runtersteigen sollen. Das ist die Art Gelände, mit dessen Hilfe ihm die Flucht aus der Anlage gelungen ist.« Er machte sich daran, dieses Argument noch zu untermauern. »Es wäre doch unfassbar, wenn wir es so weit geschafft haben, nur um hier vom SAHV -Sicherheitspersonal aufgegriffen zu werden, weil du es nicht über dich bringen kannst, in eine gerade mal vier Meter tiefe Schlucht hinabzusteigen.«
    Sie stand einige Minuten lang da und sah in die vor ihr liegende Felsspalte hinunter. Er sagte nichts mehr, sondern wartete geduldig auf ihre Entscheidung. Schließlich nickte sie und begann, den Abhang hinabzuklettern, wobei sie sich überwiegend rutschend und schlitternd bis zum Grund der schmalen Schlucht fortbewegte. Dort auf dem Boden stand noch etwa einen Zentimeter hoch das Wasser vom Regenguss, was ihre Laune nicht gerade verbesserte. Sie hatte das Gefühl, als würde sie mit den Füßen halb in einem Spiegel versinken, immer tiefer eintauchen und schließlich für alle Zeiten verschwinden, wenn sie auch nur einen falschen Schritt machte. Besorgt sah sie ihn an.
    »Wenn wir noch einmal von einer Sturzflut überrascht werden, wirst du mich doch erneut retten, nicht wahr?«
    Er lächelte. »Natürlich. Warum nicht. Wenn ich hier ertrinke, sterbe ich vermutlich deutlich schneller als in Nerens.«
    Sie schnitt eine Grimasse und ließ zu, dass sich ihr Rucksack auf ihrem Rücken neu ausrichtete. Die integrierten Druckpolster dehnten sich nach unten aus, um die Verlagerung abzupuffern.
    »Ich werde mein Bestes tun, um dein Ableben nicht zu behindern, da die Geschwindigkeit, in der es vonstattengeht, für dich von großer Wichtigkeit zu sein scheint.«
    »Darauf kannst du deinen Hintern verwetten, Doc.« Während er neben ihr herging, ließ er mit den Füßen das Regenwasser aufspritzen, und die Tropfen sahen in der Wüstenluft aus wie Glasmurmeln. »Vielleicht kannst du die Zeit ja besser beeinflussen, wenn ich zuerst sterbe.«

4
    Das Haus des Bösen. Eine bewundernswert direkte Beschreibung, fand Molé, ebenso wie eine unverblümte Ankündigung der Dinge, die einen im Inneren erwarteten.
    Während er nachdenklich vor dem schwebenden Leuchtschild stand, das über und direkt vor dem zweifelhaften Etablissement schwebte, hasteten die Fußgänger an ihm vorbei und ignorierten den kleinen alten Mann in ihrer Mitte. Das war hier nicht anders als in Tokio, Newnew York, London, Hio Janeiro oder Sagramanda. Er war ein Nichts. Schlimmer noch: Er war ein altes Nichts. Offenbar stellte er für niemanden eine Bedrohung dar, war zu einfach gekleidet, um ausgeraubt zu werden, ein rätselhaftes Stück herumwandernden Protoplasmas, das für Mensch, Meld, Tier oder eine Kombination aus alldem keine Gefahr darzustellen schien.
    Genauso wollte er es haben.
    Sollte irgendjemand zufällig in die Richtung der unauffälligen Gestalt sehen, die das Schild über dem Kellereingang anstarrte, dann hätte derjenige niemals vermutet, dass unter der unscheinbaren Außenhülle als ältlicher Fremdling eine gelegentlich und manchmal tödlich ausbrechende vulkanische Eruption aus Gewalt steckte. Aber es war sehr gut, dass das niemand vermutete. Neugier war aufdringlich, Aufdringlichkeit war übergreifend, und Übergriffe konnten ebenso mit einer aufgeschnittenen Kehle wie mit einem Klaps

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