Signal: Roman (German Edition)
abgenutztes und abgeriebenes, aber zähes altes Lederband war um den Abzug gewickelt worden. Sechs der Kreaturen hingen an jeder Seite des Bandes und sahen aus, als würden sie an einem Tauziehen teilnehmen, bei dem es um Leben und Tod ging.
Hinter der Waffe stand ein einzelner Vertreter der Spezies auf den Hinterbeinen und sah zu dem Schweber hinauf. Eine unfassbare Sekunde lang hatte Volksmann das absurde Gefühl, in die Augen eines anderen intelligenten Wesens zu blicken. Dann zuckte er in dem Moment zurück, in dem die Waffe losging.
Der Schuss zertrümmerte die Scheibe und verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter. Als er sich zur Seite warf, glitt seine rechte Hand über mehrere Steuerungsfelder. Der Schweber reagierte auf die ungewöhnliche Mischung unabsichtlicher manueller Befehle und drehte hart gen Steuerbord ab. Bevor sich Volksmann aufrichten und die versehentlich gegebenenAnweisungen korrigieren konnte, stürzte der Transporter auf den Boden.
Benommen, aber noch bei Bewusstsein, zog er sich am Pilotensitz nach oben und begann, Befehle in die Instrumentenkonsole einzugeben. Der Antrieb jaulte, und der Schweber machte einen Ruck zur Seite, hob aber nicht wieder vom Boden ab. Etwas war bei dem Absturz schwer beschädigt worden. Er war derart damit beschäftigt, auf Elemente der Steuerung einzuhämmern, dass es einige Minuten dauerte, bis ihm das neue Geräusch auffiel. Es erinnerte ihn an den fliegenden Sand, der den Transporter umweht hatte, während er sich den Weg durch den Sturm gen Norden gebahnt hatte. Doch das neue Geräusch, das die Seiten und das Dach des Schwebers erzittern ließ, wurde nicht vom aufgewirbelten Sand erzeugt.
Es waren die schnellen Schritte mehrerer Hundert winziger Füße.
Er wirbelte herum und warf sich gerade vom Pilotensitz, als mehrere Dutzend bewaffneter Erdmännchen vor seinen Augen über die Windschutzscheibe kletterten. Mithilfe ihrer winzigen, tödlichen Instrumente begannen sie, auf die Scheibe einzustechen und einzuschlagen. Zu seiner Erleichterung hielt das robuste Polycrylicmaterial stand. Das Loch, das durch den zweiten Schuss der erbeuteten Pistole entstanden war, war bei Weitem nicht groß genug, um auch nur den kleinsten der Angreifer hindurchzulassen. Im Inneren des Schwebers war er in Sicherheit, zumindest so lange, bis ihn das SAHV -Sicherheitspersonal entdeckte, die das abgestürzte Schiff irgendwann orten mussten, wenn die Sonne aufgegangen und der Sandsturm komplett abgeflaut war. Er hatte genug Wasser und Notfallrationen, um zu überleben. Und natürlich seine Waffen. Beinahe hätte er gelächelt. Wenn seine unglaublich gut organisierten Angreifer nicht genug Kraft hatten, um den Schweber wegzutragen, war er sicher.
Doch dann wurde ihm klar, dass er sich viel größere Sorgen darum machen musste, was zum Teufel er den Leuten vom SAHV und von der Triade erzählen würde. Selbst in einer Zeit, in der außerordentlich umfangreich magifizierte Tiere an der Tagesordnung waren, ergab das, was seiner Expedition zugestoßen war, keinen Sinn. Magifizierte Tiere waren harmlos. Manipulierte Haustiere griffen ihre Herren nicht an.
»Böser Mensch«, piepte eine kaum hörbare Stimme. Volksmann lief es kalt den Rücken herunter, und die Zuversicht, die er einen Moment zuvor noch verspürt hatte, war verschwunden. Er drehte sich um.
Er hatte vergessen, die Luke zu schließen, die Fleurine geöffnet hatte.
Wenigstens hundert dieser Wesen befanden sich bereits im Schweber. Einige standen auf allen vieren, andere hatten sich auf den Hinterbeinen aufgerichtet und eine beunruhigend menschenartige Pose eingenommen. Dutzende leuchtender dunkler Augen waren auf den letzten Passagier des Transporters gerichtet.
Volksmann sah nach links. Seine Waffen befanden sich in einem Fach unter der Hauptinstrumentenkonsole. Innerhalb weniger Sekunden konnte er sie herausholen und schussbereit in den Händen halten. Doch diese paar Sekunden brauchte er. Mit einem gewinnenden Lächeln sah er die pelzige Kreatur an, die ein kleines Stück vor den anderen stand. Sie war es, die die erstaunlich klaren Worte ausgesprochen hatte. Irgendwie war es beunruhigend, sich an diese Kreatur zu wenden.
»Das ist alles ein großer Fehler gewesen. Ein dummer, bedauernswerter Fehler. Das, was geschehen ist, tut mir sehr leid,aber irgendwie werde ich es wieder in Ordnung bringen. Ich weiß, dass einige eurer … Leute … tot sind. Aber all meine Leute sind ebenfalls tot. Das ist alles ein großes
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