Signal: Roman (German Edition)
manipulieren lassen, dass seine unteren Extremitäten ins Flugzeug integriert wurden. Er musste darauf warten, dass ihn das Landeteam abtrennte. Er flog das Flugzeug nicht, er war das Flugzeug.
Der stämmige Natural, der unten an der Treppe auf Moléwartete, sah aus, als wäre er lieber irgendwo anders. Als er von dem Lesegerät hochsah, das er in der Hand hielt, und den alten Mann erblickte, der gerade das Flugzeug verließ, war ihm seine Enttäuschung deutlich anzusehen. Er runzelte die Stirn und lehnte sich ein Stück zur Seite, als würde er versuchen, an der einsamen Gestalt vorbeizusehen, die den Eingang ins Flugzeuginnere blockierte.
»Ich bin hier, um Napun Molé abzuholen.«
»Das bin ich«, erwiderte Molé gelassen.
Das Stirnrunzeln wich einer finsteren Miene. »Hier steht, Molé wäre ein taktischer Mitarbeiter mit Senior-Klassifizierung. Sie sehen mir nicht wie ein taktischer Mitarbeiter aus, welcher Klassifizierung auch immer.«
»So soll es ja auch sein.«
Als der Mann wieder von seinem Lesegerät aufsah, war von Molé nichts mehr zu entdecken. Erst als er das Ende des Gehstocks spürte, das ihm auf die Schulter tippte, drehte er sich erschrocken um und stellte fest, dass der alte Mann längst hinter ihm stand.
»Wie … Wie haben Sie …?«
»Ich bin gesprungen. Das war nur ein Katzensprung.« Die Stimme des kleineren Mannes klang ein wenig angespannt, als er weitersprach. »Ich hätte auch auf Ihnen anstatt hinter Ihnen landen können. Aber dann hätte ich eine neue Eskorte benötigt. Selbst wenn dieses Resultat vorübergehend durchaus befriedigend gewesen wäre, hätte es Zeit vergeudet, und ich habe eine chronische Aversion gegen Zeitverschwendung.« Er lächelte freundlich. »Wären Sie so nett, mich zu Sicherheitschef Het Kruger zu bringen? Ich habe einen Termin.«
»Ja, sicher, ich …« Der viel größere und jüngere Mann schluckte schwer und schob sein Lesegerät unter den Arm.Sein Tonfall war jetzt deutlich respektvoller geworden. »Das war ein ziemlich langer Flug vom Kap. Möchten Sie zuerst Ihr Quartier sehen? Vielleicht kurz duschen und auspacken …?«
»Ich habe kein Gepäck. Alles, was ich brauche, habe ich in mir.«
Das Stirnrunzeln kehrte zurück, dieses Mal jedoch weniger herablassend. »Meinen Sie vielleicht ›bei sich‹, Sir?«
»Ja, natürlich. ›Bei‹ mir. Und jetzt zu Mr Kruger.«
Der Mann zögerte, aber nur einen Moment. Dann führte er den Besucher aus dem unterirdischen Hangar in die Tiefen der Anlage und sagte nichts mehr, was durchaus weise war.
Molés Neugier hinsichtlich seiner neuen Umgebung erstreckte sich nur auf das charakteristische Bedürfnis, sie in seinem Kopf zu kartografieren. Es war ihm egal, wofür die Anlage verwendet wurde, auch die Absichten der vielen Naturals und Melds, denen er begegnete, interessierten ihn nicht. Er war in besonderem Firmenauftrag hier. Die anderen Geschäfte des Unternehmens gingen ihn nichts an. Ablenkung konnte er sich erst gestatten, wenn seine Arbeit erledigt war.
Sie fuhren in einem riesigen Fahrstuhl, in dem ein Dutzend Menschen und mehrere Fahrzeuge Platz gefunden hätten, ein Stockwerk nach unten. Danach ging es zu Fuß weiter, und nachdem sie mehrere Gänge durchquert hatten, kamen sie zu einem zweiten Lift, der deutlich kleiner war und sehr viel schneller fuhr. Ein weiterer Korridor brachte sie schließlich zu einer Doppeltür, die von zwei Wachen flankiert wurde. Beides waren große Lods, die beeindruckende Waffen in den Händen hielten. Molé konnte die Waffen auf den ersten Blick identifizieren und stellte zufrieden fest, dass es sich dabei um durchschlagskräftige moderne Schnellfeuermodelle handelte, die sich für die Verteidigung eines unterirdischen Korridorsperfekt eigneten. Sein Begleiter identifizierte sich bei den Wachen, die ihn wiederum bei der Tür anmeldeten. Eine Frauenstimme drang aus einem Lautsprecher, und die Türen wurden mit einem Klicken geöffnet, um die Besucher hereinzulassen. Die Türen selbst waren dick, feuerfest und konnten vermutlich so gut wie alle Projektile bis hin zu panzerbrechenden Militärgeschossen abwehren.
An einem geschwungenen Tisch im Empfangsbereich saß eine Frau Anfang dreißig. Sie schien eine Natural zu sein, aber Molé wusste besser als jeder andere, dass das Äußere sehr wohl täuschen konnte. Zwischen zwei lilafarbenen Sofas schwebte ein Holovid, dessen Lautstärke verringert worden war und in dem die neueste Folge einer beliebten Dramaserie
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