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Signale

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Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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ein.«
    Und dann, in gänzlich anderer Stimmung: »Vielleicht werden wir ihn dringend benötigen. Das erste Exemplar wird womöglich in dem Prozeß umkommen.«
    »Umkommen, Hatcher?«
    Hatcher erhob und schüttelte sich, seine hirnlosen Glieder schwebten davon, wie Säuglinge, die man von der Mutterbrust stößt.
    »Befehl vom Rat«, sagte er. »Wir beginnen unverzüglich mit Stufe Zwei des Projekts.«
     
III
     
    Bevor Stufe Zwei begann, oder bevor Herrell McCray ihren Anfang bemerkte, hatte er einen Einfall.
    Die Finsternis war total, aber er entsann sich, wo der Raumanzug stand und tappte und tastete sich zu ihm, und, ja, er enthielt, was alle Raumanzüge enthalten müssen. Ein Licht. Er fand den Schalter und betätigte ihn.
    Licht. Helles, durchdringendes Licht, irdisches Licht, das alles zeigte – auch ihn selbst.
    »Gott sei Dank«, sagte er, nahezu außer sich vor Freude. Was auch der rosafarbene, tanzende Lichtkegel gewesen war, es hatte ihn in Panik versetzt; nun, da er die eigene Hand wieder sehen konnte, vermochte er die seltsamen Effekte den fremdartigen Eigenschaften des rosafarbenen Lichts zuzuschreiben.
    In dem Augenblick, als er das Klicken hörte, begann Stufe Zwei.
    Er schaltete das Licht aus und stand für einen Moment lauschend.
    Eine Sekunde lang glaubte er, jene entfernte Stimme, monoton, ruhig, fast hoffnungslos, zu vernehmen, welche er Stunden zuvor wahrgenommen hatte, doch dann war sie verschwunden. Etwas anderes war ebenfalls nicht mehr vorhanden, ein schwaches, mechanisches Geräusch, das die ganze Zeit angehalten hatte und das er jetzt vermißte. Und da war, vielleicht, ein leises, neues Geräusch, das bisher nicht vorhanden gewesen war: ein sehr leises, nahezu unhörbares elfenhaftes Zischen.
    McCray schaltete das Licht ein und sah sich um. Nichts schien sich verändert zu haben.
    Und doch war es bestimmt wärmer in dem Raum geworden.
    Er konnte keine Veränderung feststellen, aber vielleicht, dachte er, ließ sie sich riechen. Der unangenehme Halogengeruch aus den Gittern war mit Sicherheit stärker geworden. Perplex verharrte er.
    Eine dünne, leise Stimme sagte aus dem Helm des Raumanzugs in scharfem, verblüfftem Ton: »McCray, sind Sie das? Woher, zum Teufel, rufen Sie?«
    Er vergaß Geruch, Geräusch und Temperatur und sprang zu dem Anzug. »Hier ist Herrell McCray«, rief er. »Ich befinde mich in irgendeinem Raum, anscheinend auf einem Planeten mit annähernder Erdmasse. Ich weiß nicht …«
    »McCray!« rief die dünne Stimme in sein Ohr. »Wo sind Sie? Hier ruft die Jodrell Bank . Antworten Sie Bitte!«
    »Ich antworte ja , verflucht!« brüllte er. »Warum brauchen Sie so lange?«
    »Herrell McCray«, summte die dünne Stimme, »Herrell McCray, Herrell McCray, hier antwortet die Jodrell Bank auf Ihre Nachricht; bitte bestätigen Sie. Herrell McCray, Herrell McCray …«
    So ging es weiter und weiter.
    McCray nahm einen tiefen Atemzug und überlegte. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Entweder hörten sie ihn nicht, was bedeutete, daß das Funkgerät nicht sendete – oder nein. Daran lag es nicht; sie hatten ihn gehört, denn sie antworteten. Aber es schien so lange zu dauern …
    Plötzlich wurde sein Gesicht weiß. Lange gedauert! Er besann sich, stieß zum Kern des Problems vor, nicht in der Lage, die Implikationen zu erfassen. Wann hatte er sie gerufen? Vor zwei Stunden? Vor drei?
    Hieß das – konnte das womöglich bedeuten, daß es bei jedem Ruf eine Verzögerung von einer oder zwei Stunden gab? Hieß das, daß es mit der Wellengeschwindigkeit des Parafunkgeräts in dem Anzug, millionenfach schneller als das Licht, Stunden brauchte, Nachrichten zum Schiff und zurück zu übermitteln?
    Und wenn … wo, um Himmelswillen, steckte er?
    Herrell McCray war Navigator, was besagte, daß er ein Mann war, der gelernt hatte, den Offensichtlichkeiten der Mathematik und der Instrumente mehr zu trauen als seinen »gewöhnlichen Sinnen«. Während die Jodrell Bank , mit Unterlichtgeschwindigkeit zwischen den Sternen reisend, ihre regulären Positionskontrollen vornahm, erwiesen die »gewöhnlichen Sinne« sich als Lügner. Das Augenlicht pflegte zu täuschen. Dem Blickfeld war direkt voraus und direkt rückwärts zu trauen – bisweilen nicht einmal dann – und es brauchte Computer, mit Daten gefuttert, um einen Stern zu erfassen, drei Fixpunkte in Position miteinander zu setzen.
    Wenn die Aussagen des Funkgeräts den gemeinen Sinnen widersprachen, dann irrten die normalen Sinne. Es

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