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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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aus den drei für den Feldzug bestimmten Legionen. Einige weitere Stabsoffiziere der beiden anderen Legionen aus Mogontiacum ergänzten die Gesellschaft auf um die fünfzig Personen. Caius entdeckte Silanus am Tisch rechts von Varus. Sein Verwandter aalte sich auf seiner Kline und hielt in gelangweilter Geste ein paar Weintrauben gegen das Licht einer Fackel, die neben ihm in der Wand steckte. An den Rändern des Raumes saßen Sekretäre auf Schemeln und hielten Schreibtafeln und Stifte griffbereit.
    Nach einer Weile ebbten die Gespräche ab, weil Varus aufgestanden war. Die Sklaven zogen sich zurück und die Stille wurde greifbar. Der Statthalter wartete noch eine Zeit lang, um den Effekt seiner Ansprache zu steigern. Dann hob er seinen Becher und begann die Anwesenden in der Reihenfolge ihres Ranges zu begrüßen, indem er sie einzeln ansprach. Er ließ keinen aus, stellte einige vor, die erst vor Kurzem zur Rheinarmee gestoßen waren, und sparte dabei nicht mit gefälligen Scherzen in freundschaftlichem Ton, die vergangene Heldentaten der Angesprochenen in ironischer Übertreibung zum Thema machten.
    Â»Komm zur Sache«, murmelte Lucius. Caius stieß ihn mit dem Ellenbogen an, musste aber grinsen.
    Schließlich brachte Varus einen Trinkspruch auf die Anwesenden aus und kam dann tatsächlich zum Thema. »Wir sind heute hier, um die letzten Fragen für den bevorstehendenFeldzug zu besprechen«, sagte er und blickte in die Runde. »Ich will euch, liebe Freunde, nicht mit den Einzelheiten der Aufmarschpläne langweilen«, fuhr er lächelnd fort. »Wir werden nachher einige Berichte aus Germanien hören, die heute eingetroffen sind und uns über die von Marbod geschürten Unruhen im Osten der Provinz informieren. Also schlagt euch den Bauch nicht zu voll, denn ich werde hinterher noch ein paar Fragen stellen. Wer einschläft, muss den Rest unserer Zusammenkunft im Stehen verfolgen.«
    Â»Auf einem Bein!«, rief einer der Tribune. Vereinzeltes Gelächter war die Antwort.
    Â»Ein gewagter Vorschlag aus deinem Mund, Ateius!«, gab Varus schlagfertig zurück. »Ich hörte von Tiberius, dass du im vorletzten Jahr in Pannonien mitten im Kampf im Kommandozelt eingeschlafen sein sollst!«
    Â»Die Schlacht war gewonnen«, antwortete der Zwischenrufer, schon etwas leiser.
    Â»Dank deiner Zurückhaltung?«, setzte Varus nach. Wieder brandete Gelächter auf. Varus lachte gutmütig mit. Als die Männer sich beruhigt hatten, hob er noch einmal seinen Becher. »Doch nun geht zum Mahle, damit wir rüsten den Angriff!«, rezitierte er auf Griechisch.
    Â»Homer scheint er zu mögen«, murmelte Caius.
    Â»Ein ziemlich genussfreudiger Achilles«, war die Antwort von Lucius.
    Unten klatschte Varus in die Hände. »Wo wir schon beim Thema sind«, rief er, »seid ihr bereit für die trojanischeSau?« Während die Anwesenden in anerkennende Zurufe ausbrachen, öffnete sich nun die Schiebetür. Zwei Sklaven rollten einen Tisch herein, auf dem ein gebratenes Schwein lag, dessen aufgedunsener Bauch geöffnet und wieder zugenäht worden war. Als der Tisch in der Mitte des Raumes zum Stehen gekommen war, ging Varus mit einer Verneigung zurück zu seiner Kline und nahm Platz. Die beiden Sklaven begannen die Naht aufzutrennen. Eine Flut von Würsten und gedünstetem Gemüse ergoss sich aus dem Bauch des Tieres auf eine silberne Platte und eine frische Duftwelle wallte durch das Gebälk zu den beiden Jungen empor.
    Lucius seufzte. »Das wird dauern«, raunte er Caius zu. »Jetzt können wir uns stundenlang Köstlichkeiten anschauen, die wir nicht essen dürfen. Sollen wir nicht doch zum Hafen gehen und uns selbst den Bauch vollschlagen? Ich habe da heute Morgen im Vorbeigehen eine Taverne gesehen …«
    Caius, dessen Neugier stärker war als sein Hunger, grinste und stieß seinem Freund erneut den Ellenbogen in die Rippen. »Du wolltest unbedingt auf dieses Gerüst klettern und lauschen. Jetzt schauen wir uns das zu Ende an!«
    Â»Aber der Wirt hat zwei ganz außerordentlich reizende Töchter«, quengelte Lucius weiter. »Habe ich durchs Fenster gesehen.«
    Â»Ich dachte, du willst keine Köstlichkeiten anschauen, die du nicht essen darfst?«, gab Caius flüsternd zurück. Lucius kicherte in sich hinein und gab sich geschlagen.
    Unten wurden jetzt die Sau und ihr

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