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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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hatten. Und das war nicht leicht zu verdauen gewesen.
    Als Lethe mit seinem Vortrag fertig gewesen war, hatte Konstantin nur gefragt: „Und ich soll sie töten, ja? Das ist es, was der alte Mann will?“
    Das war die russische Art. In Gedanken ging er schon die verschiedenen Szenarien durch. Er könnte einfach in Deveres Büro gehen und ihn von der Bildfläche verschwinden lassen. Eine Kugel würde dafür ausreichen. Nicht einmal die würde er brauchen, Männer wie Devere waren nur selten gute Kämpfer. Konstantin würde sich von hinten an ihn heranschleichen und ihm ebenso brutal wie effizient das Genick brechen. Er könnte ihm auch auf der Straße auflauern, ihn in eine dunkle Gasse zerren, und seine Leiche zwischen den Müllsäcken den Ratten überlassen. Er könnte sich ein Auto mieten, Devere von der Straße drängen und zusehen, wie sein schicker Sportwagen in Flammen aufging. Es gab so viele Arten zu sterben, wie das Jahr Stunden hat. Das Endergebnis war allerdings immer dasselbe, und darauf kam es letztlich an.
    Es gab Gelegenheiten, in denen man der russischen Lösung eine gewisse Eleganz nicht absprechen konnte.
    Die Sache mit Orla würde sich schwieriger gestalten. Befreiung statt Beseitigung. Das erforderte eine genauere Planung. Er hatte nicht genug Zeit, um das Gebiet auszukundschaften, also musste er sich auf die Schockwirkung verlassen. Er musste die Entführer erledigen, bevor sie reagieren konnten. Er musste bei Nacht zuschlagen. Viel Lärm machen. Wie eine Furie. Im Dunkel der Nacht war die Angst ein ebenso guter Mitstreiter wie ein zweiter bewaffneter Mann. Er würde allerdings etwas Größeres als nur seine Glock 19 brauchen.
    Lethe ließ seine Luftschlösser einstürzen, noch bevor er die imaginäre Waffe durchladen konnte. „Nein. Sie sollen niemanden umbringen, Koni. Zumindest hoffe ich das. Der Alte hat andere Pläne mit Ihnen. Devere ist in Koblenz. Er ist der Geldgeber; er wird das Ding nicht persönlich drehen, aber er wird sich die Vorstellung ansehen wollen, für die er so viel Geld bezahlt hat. Dieser Verlockung wird er nicht widerstehen können. Das wird so ähnlich wie bei der Ermordung von Kennedy. Jeder wird fragen: ‚Wo warst
du
, als der Papst erschossen wurde?‘, und Miles Devere will dann antworten können: ‚Ich war dabei. Ich habe alles mit eigenen Augen gesehen.‘ Koblenz passt auf die Beschreibung aus der Prophezeiung – die Stadt wird von zwei Flüssen geteilt, dem Rhein und der Mosel – und der Papst wird sich planmäßig dort die nächsten achtundvierzig Stunden lang aufhalten, bevor er zu einem Termin in Krakau weiterreist. Ihre Aufgabe ist ganz simpel“, sagte Lethe, ohne den geringsten Hauch von Ironie in seiner Stimme. „Sie müssen das Attentat um jeden Preis verhindern. Egal, was es kostet, Koni. Sorgen Sie dafür, dass der Papst am Leben bleibt. Ganz einfach.
    Ich werde dem Bundeskriminalamt über ihr INPOL-System entsprechende Hinweise geben. Ich werde ihnen die Bilder aller Personen von Masada schicken, und alle Namen der Mitglieder des Ausgrabungsteams. Ich werde ihnen ein Profil zusammenstellen, so umfangreich es in der kurzen Zeit möglich ist, während der Alte die Kavallerie auf den Plan ruft. Sie werden nicht allein sein, Koni, aber hier kommt der Knüller: Sie werden niemandem vertrauen können. Soweit wir es sagen können, hat Orla in Israel nur mit Offizieren der Israelischen Streitkräfte gesprochen, und trotzdem ist sie von Mabus entführt worden. Wenn diese Leute die Israelischen Streitkräfte infiltrieren können, dann schaffen sie das garantiert auch beim BKA, oder zumindest bei der Schutzpolizei. Vertrauen Sie niemandem, mein lieber russischer Freund.“
    „Ganz wie in alten Zeiten“, sagte Konstantin.
    „Ich dachte mir schon, dass Ihnen das gefällt.“
    Konstantin dachte darüber nach.
    Es ergab Sinn.
    Orla war in Schwierigkeiten. Aber Orla war ein großes Mädchen, groß genug, um auf sich selbst aufpassen zu können. Sie hatte es schon einmal geschafft, und sie würde es wieder schaffen. Sie war eine Soldatin. Sie war für solche Situationen ausgebildet worden. Sie war einfallsreich. Kompetent. Der alte Mann hatte sie nicht grundlos ausgewählt. Er vertraute dem Urteilsvermögen des Alten. Deshalb blendete er sie aus seinen Gedanken aus. Er musste sich auf die Dinge konzentrieren, auf die er Einfluss nehmen konnte.
    „Ich weiß die Ironie der Situation durchaus zu schätzen“, sagte Konstantin, „aber gefallen tut sie mir

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