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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Häuser des kleinen Mannes gebaut hatten. Anschließend hatte er die Mörser bezahlt, mit denen diese Häuser zerstört wurden – was natürlich bedeutete, dass jemand kommen und sie wieder aufbauen musste. Das war ein ausgezeichnetes Geschäft, zumindest, wenn man sich einen Dreck um den kleinen Mann scherte. Devere hatte gezeigt, dass er Menschen genauso leicht kaufen konnte wie Gebäude und Dinge, und dass er sich herzlich wenig um sie scherte. Die Oligarchen in seinem Heimatland waren nicht anders. Vielleicht brachte es das viele Geld mit sich, dass die Menschen so wurden?
    Konstantin ging auf den Eingang zu. Auf der kleinen Silberplakette daneben stand, dass die Devere Holding sich im dritten Stockwerk befand. Zwei weitere der Geschäfte im Haus gehörten ebenfalls Devere, nur das Restaurant im Erdgeschoss stand nicht auf seiner Immobilienliste. Er drückte den Klingelknopf, und als eine Stimme knisternd und unverständlich aus dem kleinen Lautsprecher ertönte, sagte er in das verborgene Mikrofon: „Konstantin Khavin will mit Mister Devere sprechen.“
    Er zählte bis fünf und lauschte auf die Stille, bis die Tür geöffnet wurde.
    Konstantin ging hindurch.
    Er hatte nicht vorgehabt, Devere direkt zu konfrontieren, und er hatte keine Ahnung, was er zu ihm sagen wollte, nun, da er im Gebäude war. Er benutzte die schmale Marmortreppe anstatt des Käfigfahrstuhls, und er nutzte die zwei Minuten, die er für den Weg nach oben brauchte, um sich einen Plan zurechtzulegen. Die nächsten Minuten versprachen interessant zu werden, wenn schon nichts anderes – besonders mit dem Eröffnungszug, den er zu führen gedachte.
    Ein hübsches junges Ding erwartete ihn in der offenen Tür. Sie betrachtete ihn von Kopf bis Fuß und streckte ihm dann die Hand entgegen, als er den Flur betrat. „Konstantin, Mister Devere erwartet Sie. Kann ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten? Tee? Kaffee? Oder vielleicht etwas Stärkeres?“
    Sie hatte ein entwaffnendes Lächeln. Er konnte sich gut vorstellen, wie dieses Lächeln dafür sorgen konnte, dass sich sonst vernünftig und klar denkende Männer wie liebeskranke Trottel aufführten.
    „Nur Wasser, vielen Dank“, sagte er.
    „Sehr gern. Mit oder ohne Kohlensäure?“
    „Einfach nur Leitungswasser.“
    „Natürlich. Nehmen Sie doch Platz.“ Sie führte ihn zu einem kleinen Empfangsbereich, der in scharfem Kontrast zum Charme der Alten Welt des restlichen Gebäudes stand. Er bestand nur aus Glas, Stahl und spitzen Winkeln. Es gab zwei schwarze Ledersofas, eins davon stand unter dem Fenster, das andere an der Seitenwand. Auf dem runden, stahlgerahmten Kaffeetisch lag der obligatorische Stapel aus leicht zerlesenen Magazinen. Außer den Zeitschriften deutete nichts in dem Raum darauf hin, dass hier tatsächlich jemals Geschäfte getätigt wurden. Das hübsche junge Ding kam mit seinem Wasser zurück: eine Flasche Perrier, ein großes Glas und eine Limettenscheibe. Er war in manchen Hotels schon schlechter bedient worden.
    Devere ließ ihn noch weitere neun Minuten warten. Es war nur ein billiger Psychotrick; Devere versuchte, seine Dominanz unter Beweis zu stellen, noch bevor sie sich begegneten. Konstantin schraubte den Verschluss der Wasserflasche ab und goss sich ein kleines Glas ein. Er nippte daran, dann ging er zum Fenster hinüber. Er blickte auf den Jesuitenplatz hinunter, rekonstruierte den Ausblick in seiner Erinnerung und drehte ihn dann um. Das war das Fenster, aus dem Devere vor ein paar Minuten zu ihm heruntergeblickt hatte. Er nahm einen weiteren Schluck und ließ seine Aufmerksamkeit vom Platz zum Flussufer wandern. Selbst von dieser Höhe aus konnte er nur ein paar meterlange Stücke der Prozessionsstrecke zwischen den Dächern sehen. Ein Scharfschütze würde von hier aus jemanden auf der Straße unten brauchen, der ihm einen Countdown gab, wann der umgebaute weiße Mercedes in Sicht kommen würde. Und selbst dann wäre es so gut wie unmöglich, in diesen wenigen Sekundenbruchteilen mit dem tödlichen Dreiecksschuss das kugelsichere Glas zu durchschlagen.
    Damit konnte er das Gebäude zumindest als eine mögliche Operationsbasis für den Schützen ausschließen. Ein echter Profi würde seinen Schuss nicht aus Gründen der Bequemlichkeit drei- oder viermal schwerer machen als nötig.
    Hinter ihm betrat Miles Devere den Empfangsraum.
    Konstantin erkannte ihn, ohne sich umdrehen zu müssen. Das Gewicht seiner Schritte war anders. Er konnte das Rasierwasser riechen –

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