Silber
trug er eine schwarze Henkersmaske. In der Rechten hielt er eine Pistole. Es war eine Jericho 941, die Standardfaustfeuerwaffe der israelischen Sicherheitskräfte, auch „Baby Eagle“ genannt. Sie merkte, dass ihre Atmung flacher und schneller wurde. Wenn sie sich nicht zusammenriss, würde sie bald hyperventilieren. Mühsam verlangsamte sie das rasende Auf und Ab ihrer Brust, und sie bekam wieder Luft.
Er bewegte sich auf sie zu, dabei setzte er jeden einzelnen Schritt langsam und bedächtig. In der Stille klang es ohrenbetäubend laut.
„Ich habe dir versprochen, dass ich zurückkommen würde“, sagte er. Sie spürte seinen abgestandenen Atem im Nacken. Obwohl er eine Kapuze trug, wusste sie sofort, dass es Sokol war. Der Klang seiner Stimme hatte sich tief in ihre Seele gebrannt. Sie schloss die Augen, als seine Hand ihren Körper berührte. Sie zuckte nicht zurück. Irgendwie war sein Atem schlimmer als seine Berührung. Orla unterdrückte den Impuls, sich wegzudrehen, als er die Hand um ihre Brust legte und sie zu sich heranzog. Sie wusste, was passieren würde, wenn sie sich bewegen würde. Er würde sie schlagen, wenn sie es tat. Also ließ sie seine Berührung zu, trotz des Abscheus, den sie dabei empfand. „Und ich würde dich doch niemals um deinen großen Auftritt bringen wollen. Du wirst förmlich erstrahlen. Ich werde einen berühmten Filmstar aus dir machen, wie Marilyn Monroe, oder sogar noch berühmter. Schon heute Abend könnte die ganze Welt deinen Namen kennen, Orla. Würde dir das gefallen? Wärst du gerne ein Filmstar?“
Er kam noch dichter, selbstzufrieden, aber doch wachsam genug, um seine Waffenhand von ihr fortzuhalten. Sie schmeckte seinen übelriechenden Atem in der Kehle, als sie ihn einatmete. Er stank nach kaltem Zigarettenrauch. Sokol ließ seine Finger sanft über ihren Nacken gleiten, dann die Leiter ihrer Wirbelsäule hinab, Knochen für Knochen, bis er bei der sanften Rundung ihres Gesäßes ankam. Er stellte einen Fuß neben ihren Knöchel und zog ihr die Beine auseinander. Es war keine sexuelle Handlung. Sokol wollte ihr lediglich demonstrieren, dass er sie voll und ganz in der Hand hatte.
Aus der Balance gebracht, stolperte Orla ein Stück nach links, wodurch seine kalten Finger sie wieder berührten. Gegen ihren Willen zuckte sie zusammen.
„Hast du mich vermisst?“
Sie sagte nichts.
Er trat zurück und schlug ihr kräftig mit dem Handrücken ins Gesicht.
„Ich habe dir eine Frage gestellt, Frau. Hat deine Mutter dir denn keine Manieren beigebracht? Wenn ich dir eine Frage stelle, hast du mir zu antworten. Das ist doch nicht schwer. Versuchen wir es noch einmal. Hast du mich vermisst?“
Sie sagte kein Wort.
Wieder schlug er ihr mit der Hand ins Gesicht. Ihr Kopf ruckte zur Seite. Der Schlag trieb ihr die Tränen in die Augen.
„Noch einmal. Hast du mich vermisst?“
Ihr Mund war schmerzhaft trocken, doch sie schaffte es, genug Speichel zu sammeln, um Sokol ins Gesicht zu spucken. Der Schleimklumpen traf die schwarze Kapuze. Er wischte ihn nicht ab.
„Du enttäuschst mich, Orla. Das war absolut unsinnig.“ Er schob sich wieder nahe an sie heran, so dicht, dass der Speichel auf ihrer Wange verschmiert wurde. Er war alles andere als sanft, als er ihr zwischen die Beine fasste. „Warum sollte ich mich um ein bisschen Körperflüssigkeit scheren, wenn ich das hier tun kann? Das ergibt keinen Sinn, Orla. Ich dachte, du wärst ein kluges Mädchen.“
Er drang mit dem Finger brutal in sie ein.
Sie bog den Rücken durch und drehte den Kopf, aber sie konnte nirgendwohin gehen, sie konnte sich nirgends vor seiner widerwärtigen Berührung verstecken. Aber diesmal wollte sie sich auch gar nicht verstecken. Sie wollte, dass er näher kam. Sie wollte, dass seine Lust noch größer wurde. Sie wollte, dass er seine Macht vergaß. Ihr Geist wurde kalt, als ob ein Teil ihrer Seele sich losgemacht hätte, um eine andere, stärkere Kreatur an ihre Stelle treten zu lassen, um ihr Bewusstsein vor dem grauenhaften Geschehen zu schützen. Dieser andere Teil ihrer selbst lauerte auf einen Moment der Unachtsamkeit, wenn seine Lüsternheit die Oberhand gewann.
Dieser Moment würde kommen.
Er musste einfach kommen.
Ihr Leben hing davon ab.
Sie drehte sich in den Ketten herum, bis sie sein maskiertes Gesicht sehen konnte. Unter dem schwarzen Stoff sah sie nur seine Augen. Sie waren groß. Er atmete schwer. Sie versuchte, seinen Blick einzufangen, aber sie konnte nicht
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