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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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    „Ich arbeite für Sir Charles Wyndham“, sagte er. Eigentlich war das der einzige Name, den sie für ihre Nachforschungen brauchte. Wenn Sie etwas von ihrem Handwerk verstand, würde Sie die offiziellen Kanäle ignorieren und den Alten direkt kontaktieren. Natürlich konnte Konstantin das kaum von ihr erwarten. Warum sollte sie es auch tun? Wie sie ständig wiederholte, hatten sie Unmengen von Beweisen gegen ihn in der Hand. Sie wussten, dass er zur Zeit des Anschlags auf die U-Bahn in Berlin gewesen war, und bei der Ermordung des Papstes hatten sie ihn mit dem Silberdolch in der Hand auf der Bühne verhaftet. Mehr brauchten sie nicht. „Darf ich Sie etwas fragen?“
    „Fragen Sie.“
    „Wie lange bin ich schon hier?“
    „Vier Tage“, sagte sie.
    „Wurde der Leichnam des Papstes schon zurück nach Rom gebracht?“
    Sie nickte. „Es kam heute Morgen in den Nachrichten. Es werden sechs Millionen Pilger erwartet, die Papst Petrus II. die letzte Ehre erweisen wollen.“
    „Hat es seitdem noch weitere Anschläge gegeben? Seit dem letzten sind drei Tage vergangen, und die Drohung lautete auf vierzig Tage und vierzig Nächte der Angst.“
    „Nein, nichts“, sagte sie. „Was wiederum heißen könnte, dass niemand mehr da draußen ist, um die Angriffe zu koordinieren, seit Sie hier drinnen sind, nicht wahr?“
    „Oder es heißt, dass Orla Mabus erledigt hat.“
    Sie blickte ihn an. Sie hatte gehört, was er gesagt hatte, aber sie kannte keinen der beiden Namen, deshalb ergab dieser Satz nicht den geringsten Sinn für sie.
    Er versuchte, die Kette der Ereignisse in Gedanken zu rekonstruieren. Man hatte die Leiche des Papstes in den Vatikan überführt. Dort hatte man eine merkwürdige Zeremonie abgehalten, aber offenbar war es ein fester Bestandteil der größeren Religionen, verbissen an veralteten Ritualen festzuhalten, obwohl die Welt sich schon längst weitergedreht hatte. Der Kardinalkämmerer hatte Petrus II. offiziell für tot erklärt und seinen richtigen Namen dreimal laut gerufen. Anschließend hatte der Kämmerer das päpstliche Siegel zerbrochen und den Fischerring zerschlagen, damit sie nicht benutzt werden konnten, um einen päpstlichen Erlass zu fälschen. Dann begann die Sedisvakanz, die Zeit des
Leeren Stuhls
in der Kirche. Es war eine neuntägige Trauerzeit zwischen dem Tod des Papstes und dem Konklave der Kardinäle, in dem man seinen Nachfolger wählen würde. Es gab zwar Präzedenzfälle, in denen das Konklave schon vor Ablauf dieser Zeit abgehalten worden war, wenn Kirche und Gläubige sich in großer Gefahr befunden hatten, aber das würde man um jeden Preis vermeiden wollen. Das Konklave vorzuverlegen würde der Welt signalisieren, dass man Angst vor Mabus und seinen Plagen hatte.
    Also würde das Konklave in fünf Tagen stattfinden.
    Noch fünf Tage. Und Konstantin saß in diesem Befragungsraum fest, ohne irgendetwas tun zu können, während Mabus, Caspi und Devere sich in aller Ruhe auf ihr Endspiel vorbereiteten.
    Er war verwundert darüber, dass es seit seiner Verhaftung keine weiteren Anschläge mehr gegeben hatte. Die Terroristen mussten ihre Drohungen wahr machen, sonst würden die Menschen die Angst vor ihnen verlieren. Die Städte würden sich erholen. Berlin und Rom würden gestärkt aus ihrem Leid hervorgehen, wie es in New York und London damals der Fall gewesen war. Eigentlich hätte noch etwas Aufsehenerregendes passieren müssen.
    Den Jüngern von Judas blieben noch fünf Tage, um ihren größten Schlag zu führen.
    Sie hatten angekündigt, den Glauben der Menschen zu vernichten, und die Ermordung eines einzelnen Mannes würde dafür nicht ausreichend sein.
    Er wusste nicht,
was
dafür ausreichend sein sollte.
    Plötzlich wurde ihm der Sinn dieser Pause klar: Es war die Ruhe vor dem Sturm.
    Die ganze Welt würde glauben, dass der Spuk vorbei war, und dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte. Sie hatten gesehen, wie Städte von innen und außen gestürmt worden waren, und sie hatten das Oberhaupt der katholischen Kirche fallen sehen.
    Er sah der Frau auf der anderen Seite des Tisches fest in die Augen. „Glauben Sie etwa, dass es schon vorbei ist?“
    Sie gab ihm nicht sofort eine Antwort. Sie schien reiflich über die Frage nachzudenken, anstatt sie einfach nur zu bejahen. „Wir haben keinen Grund, von weiteren geplanten Anschlägen auszugehen“, sagte sie schließlich, als ob sie die offizielle Pressemitteilung verlesen würde.
    „Oh doch, den haben

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