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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Sie, dass ich ihn auf dem Gewissen habe?“
    Sie lächelte wieder ihr Lächeln. „Nein. Die Gerichtsmedizin hat die Todeszeit schon festgestellt, er ist einen Tag nach Ihrer Festnahme gestorben. Ich glaube nicht, dass Sie in dieser Hinsicht etwas zu befürchten haben.“
    „Warum erzählen Sie mir dann davon? Ich nehme an, dass es einen Grund dafür gibt.“
    „Den gibt es. Der Name des Toten ist Emery Seiffert. Sagt Ihnen das etwas?“
    Konstantin schüttelte Kopf. „Sollte es?“
    „Er war ein Mitglied der Schweizergarde. Genauer gesagt war er einer der Gardisten, die auf der Bühne standen, als Sie den Papst ermordet haben.“
    „Ich habe den Papst nicht ermordet“, sagte Konstantin reflexartig.
    Sie lächelte. Schon wieder.
    „Können Sie sich vorstellen, warum jemand Seiffert ermorden wollte, Konstantin?“
    Dafür konnte es nur einen Grund geben, dachte Konstantin. Er sah die Frau an und versuchte herauszufinden, ob sie ihn absichtlich zu diesem Gedankengang führen wollte. Wenn dem so war, verstand er nicht, was sie sich davon versprach. „Weil er gesehen hat, was wirklich auf der Bühne geschehen ist“, sagte Konstantin. „Oder weil er zumindest einen Verdacht hatte.“
    „Aber selbst, wenn es so war, haben wir immer noch all diese Videoaufnahmen. Es wäre nur eine Stimme gegen das Geschrei der Masse.“
    „Und trotzdem kommen Sie hierher und erzählen mir das alles.“
    „Vielleicht tue ich das, weil ich Ihnen glauben will, Konstantin?“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das ändert nichts an der Wahrheit.“
    „Sie sind ein merkwürdiger Mensch, Konstantin. Sie wollen keinen rechtlichen Beistand. Sie wollen kein Geständnis ablegen. Sie werfen nicht mit religiösen Parolen um sich. Sie versuchen nicht, uns weiszumachen, dass der Leibhaftige Ihnen befohlen hat zuzustechen. Tatsächlich machen Sie einen verblüffend vernünftigen Eindruck. Und dennoch wissen Sie über Dinge Bescheid, die Sie eigentlich nichts angehen dürften – wie zum Beispiel das Kennzeichen eines Diplomatenfahrzeugs, das in Berlin auf die Belegschaft des Israelischen Botschafters zugelassen ist.“
    „Wer? Auf wen ist es zugelassen?“
    Sie blickte ihn an, überrascht vom dringlichen Ton seiner Frage. Für den Bruchteil einer Sekunde war die unerschütterliche Ruhe des Konstantin Khavin verschwunden, und sie konnte einen Blick auf den Mann dahinter erhaschen. Es war fast, als ob sie den Zauberer hinter dem Vorhang gesehen hätte.
    „Auf Generalleutnant Akim Caspi von den Israelischen Streitkräften.“
    Konstantin schloss die Augen. Er war so dicht dran gewesen.
    „Caspi ist tot“, sagte er zu ihr.
    „Haben Sie ihn getötet?“
    Er ließ langsam die Luft aus seinen Lungen entweichen und schüttelte den Kopf. „Nein, das war so gut wie sicher der Mann, der jetzt in seinem Wagen sitzt und sich als Caspi ausgibt. Caspi selbst ist im Juni 2004 gestorben.“
    „Das heißt aber nicht, dass Sie ihn nicht ermordet haben“, sagte sie mit vernünftiger Stimme. „Das eine schließt das andere nicht aus.“
    „Überprüfen Sie meine Dienstakte bei Ogmios.“
    „Ich sage es noch einmal: Das ist nicht möglich. Soweit wir es feststellen können, ist dieses Team Ogmios ein reines Produkt ihrer Phantasie.“
    „Glauben Sie das wirklich?“
    „Es geht nicht darum, was ich glaube, Konstantin.“
    „Und trotzdem sind Sie hier“, sagte er wieder, „und erzählen mir von einer Leiche im Fluss, die einen guten Teil meiner Geschichte bestätigen könnte.“
    „Es wäre ebenso gut möglich, dass einer Ihrer Leute die Leiche aus genau diesem Zweck in den Fluss geworfen hat.“
    Konstantin nickte langsam. Er konnte sich nicht helfen, er begann diese Frau zu mögen. Sie konnte eigenständig denken. Sie zog keine voreiligen Schlüsse und zog auch weniger offensichtliche Fakten in ihre Überlegungen mit ein. Konstantin musste sie irgendwie dazu bringen, dass sie mit dem Alten Kontakt aufnahm. Er konnte sie mit allen Wahrheiten versorgen, die sie kennen musste.
    „Soll ich Ihnen ein paar Namen geben?“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Das kommt wohl ganz darauf an, um wessen Namen es sich handelt. Sie könnten mit denen der Leute anfangen, die mit Ihnen in Berlin und Koblenz zusammengearbeitet haben.“
    Konstantin schlug sich an die Stirn. Einen kurzen Moment lang hatte er tatsächlich gedacht, dass Sie ihm vertrauen würde, selbst wenn ihm das nur wenig genutzt hätte. Aber anscheinend war sie genauso blind wie ihr

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