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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Sie“, sagte er. „Sie haben einen sehr guten Grund, von weiteren Anschlägen auszugehen – sie sind Ihnen wörtlich angekündigt worden. Vierzig Tage und vierzig Nächte des Terrors in jeder Stadt des Westens. War es nicht so? Etwas in der Art jedenfalls. Es ging nicht nur um Berlin und Rom.“
    „Aber die Botschaften für Berlin und Rom lauteten anders.“
    Lethe hatte das auch schon betont. Sie hatte Recht. „Also haben Sie sich darauf eingeschossen, dass sich die Drohungen nur auf die Ermordung von Papst Petrus II. bezogen haben?“
    „Wir haben keinen Grund, etwas anderes zu vermuten.“
    „Zumindest solange nicht, bis Ihnen einer geliefert wird.“
    „Das wird nicht passieren“, sagte sie mit überraschender Gewissheit.
    „Was ist mit dem Versprechen, den Glauben der Welt zu zerschlagen? Wollen Sie das einfach ignorieren?“
    „Wie soll man einen Glauben vernichten können?“, fragte sie ihn ernst. „Es gibt 1,3 Milliarden Katholiken auf der Erde, und 2,1 Milliarden Christen. Wie sollte es möglich sein, die religiösen Überzeugungen von rund einem Drittel der Weltbevölkerung auszulöschen?“
    „Nicht mit der Ermordung eines einzelnen Mannes“, sagte Konstantin, der diesen Punkt auf seinem Konto verbuchen wollte.
    „Nein. Nicht einmal die Wissenschaftler, die verkünden, dass es keinen Gott gibt, und dass sie handfeste Beweise für diese Annahme haben, können etwas an der Tatsache ändern, dass die Menschen trotzdem an Gott glauben. Die Evolutionsbiologen halten diesen Glauben zwar für reine Dummheit, aber auch das kümmert sie nicht. Die Menschen glauben trotzdem weiter. Wie sollte man sie also davon abbringen?“
    „Indem man ihnen einen Beweis dafür liefert, dass Gott nicht existiert.“
    „Das versucht die Wissenschaft doch, oder nicht?“
    „Wie sollte man es sonst tun?“
    „Ich habe keine Ahnung. Und aus diesem Grund bereitet mir das Thema auch keine allzu großen Sorgen. Mein Interesse gilt viel profaneren Fragen, zum Beispiel, für wen Sie arbeiten und wer Sie dabei unterstützt.“
    „Das habe ich Ihnen schon gesagt, ich arbeite für Sir Charles Wyndham. Der Deckname des Projekts lautet Ogmios. Fragen Sie ihn“, sagte er wieder, und hoffte dabei inständig, dass sie versuchen würde, den Alten auf eigene Faust aufzuspüren.
    Das nächste Mal , als sie in den Befragungsraum kam, brachte sie ihm wieder etwas mit. Diesmal war es jedoch kein Becher Kaffee. Sie legte den Silberdolch auf den Tisch zwischen ihnen und fragte dann: „Was ist das?“
    Konstantin sah den Dolch an. Es war das erste Mal, dass er ihn genauer betrachten konnte. Er war offensichtlich sehr alt. „Sie würden es mir nicht glauben, wenn ich es Ihnen sage“, sagte er.
    „Lassen Sie’s drauf ankommen.“
    Er zuckte mit den Achseln. „Es ist ein Dolch.“
    „So weit war ich auch, das ist nicht sehr unglaublich. Können Sie mir verraten, was das Besondere daran ist?“
    „Nun, zunächst einmal ist er zweitausend Jahre alt“, sagte Konstantin. Mehr wollte er nicht sagen; wenn er mehr sagte, hieß das, dass er mehr wusste. Und je mehr er wusste, desto schuldiger würde er erscheinen. Dann atmete er tief durch. Was spielte das noch für eine Rolle? Er würde sich seinem Schicksal stellen. Deshalb konnte er ihr auch genauso gut sagen, was er wusste – und wenn es nur den Zweck hatte, dass ihr Partner nicht auftauchte, solange sie mit ihm sprach. Dessen ungehobelte Sprüche langweilten ihn zutiefst.
    „Sprechen Sie weiter.“
    „Er ist aus Silber.“
    „Auch das sehe ich.“
    „Normalerweise werden Waffen nicht aus Silber hergestellt, es ist zu weich. Die Klinge wäre schnell unbrauchbar, vielleicht nicht bei der ersten oder zweiten Benutzung, aber früher oder später schon. Und kein Krieger will mit einer Waffe in den Kampf ziehen, die ihn jeden Moment im Stich lassen könnte.“
    „Klingt verständlich.“
    „Das ist nur gesunder Menschenverstand.“
    „Dann ist es eine zeremonielle Waffe?“
    „Das könnte man annehmen, aber nein. Ich glaube, dass es sich viel mehr um eine Gedenkwaffe handelt.“
    „Das ist eine merkwürdige Wortwahl. Soll das heißen, dass der Papst mit einem Gedenkstück ermordet wurde? Mit einem Dolch, der zum Andenken an einen König oder so etwas geschmiedet wurde?“
    Er mochte die Frau wirklich. Sie hatte einen scharfen Verstand. „Genau so etwas. Ein König vor zweitausend Jahren.“ Wenn er die zweitausend Jahre oft genug wiederholte, würde sie den Gedankensprung

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