Silberband 001 - Die Dritte Macht
gegen das nächste
Hindernis.
Eine Minute später schrie er plötzlich in wildem Triumph auf:
»Hier! Wir sind durch!«
Rhodan sah ihm über die Schulter. Das letzte Stück Metallplastik, das sich gelöst hatte, gab
ein Stück glatter Wand frei. Diese Wand war niemals durch die Hitze der Explosion beeinflußt
worden, soviel ließ sich auf den ersten Blick erkennen.
Rhodan wußte, daß Metallplastik mit Kristallfeldverstärkung eine türkisblaue Färbung besaß,
und türkisblau war das Wandstück, das Bull entdeckt hatte.
Sie verstärkten ihre Anstrengungen und legten in verbissener Arbeit Meter um Meter der Wand
frei. Crest begann Fragen zu stellen, aber sie antworteten ihm nur knapp.
»Hier ist ein Schott!« keuchte Bull schließlich.
Er arbeitete vor Rhodan und hatte den schmalen Eintritt in der Wand als erster entdeckt. Er
lag schräg, ein Zeichen dafür, daß die Innenzelle ihre Lage infolge der Explosion verändert
hatte. Sie brauchten eine Viertelstunde, um das Schott völlig freizulegen. Rhodan wußte, daß es
sich im Augenblick der Explosion selbsttätig verriegelt hatte und daß es eines besonderen Kodes
bedurfte, um es wieder zu öffnen, vorausgesetzt, daß der Öffnungsmechanismus überhaupt noch
funktionierte.
Er brachte den Impulsgeber zum Vorschein, den er vom Boot mitgebracht hatte – einen
bleistiftdünnen, zehn Zentimeter langen Stab mit einem kleinen Kodesender in seinem Innern –
und preßte ihn gegen das Schott.
Plötzlich spürte er den Boden unter sich zittern. Das Schott schien sich bewegen zu wollen.
Ein millimeterbreiter Spalt tat sich auf – und schloß sich wieder, als das Schott die
hemmenden Kräfte nicht überwinden konnte.
Rhodan gab Bull einen Wink. Das Schott war nicht allzu groß. Ein Mensch, wenn er sich
anstrengte, konnte mit seiner Muskelkraft beim Öffnungsvorgang nachhelfen.
Rhodan setzte den Impulsgeber ein zweites Mal an. Der Untergrund begann von neuem zu
vibrieren, und am rechten Rand des Schottes zeigte sich der Spalt, diesmal so breit, daß Bull mit
den behandschuhten Fingerspitzen hineingreifen konnte.
Er stemmte sich gegen den Schottrahmen und zerrte. Rhodan hielt den Impulsgeber ununterbrochen
auf das türkisblaue Plastikmetall gedrückt.
Bull änderte seine Stellung und begann von neuem zu ziehen. Plötzlich war das Hindernis
überwunden. Das Schott fuhr zur Seite und gab einen schmalen Schleusenraum frei.
Von weither sagte Crest:
»Hier ist alles in Ordnung! Was gibt es bei Ihnen?«
Rhodan antwortete.
»Wir stehen vor einem schweren Entschluß!«
»Und?«
»Das Schott steht offen. Die Schleuse funktioniert anscheinend noch. Wir hatten Mühe mit dem
Schott, und wenn wir jetzt auf dem ordnungsgemäßen Weg hineingehen, könnte es uns passieren, daß
wir das Schott auf dem Rückweg von drinnen nicht mehr aufbringen.«
»Ich verstehe nicht!«
»Ich könnte das andere Ende der Schleuse öffnen, ohne das Schott vorher zu schließen, aber
dann würde die Luft aus der Innenzelle explosiv entweichen!«
»Stört Sie das?«
»Uns stört es überhaupt nicht. Aber wenn drinnen noch jemand lebt … was dann?«
Sie hörten Crest tief atmen.
»Wie wahrscheinlich ist das?« fragte er. »Wäre noch jemand am Leben, er hätte längst eine
Möglichkeit gefunden, sich mit uns in Verbindung zu setzen.«
Rhodan nickte.
Bull nahm Rhodan den Impulsgeber aus der Hand und schritt zum anderen Ende der Schleuse.
»Hier ist ein Platz, wo ich mich verstecken kann«, sagte er beruhigt. »Bleib draußen,
Chef!«
Das innere Schott arbeitete fehlerfrei. Ein Beben lief durch die Trümmer, als die Luft der
Innenzelle in einem Stoß herausgeschossen kam. Eine Wolke Staub kam mit und ein paar kleine
Geräte, die nicht befestigt gewesen waren. Der Spuk dauerte eine Sekunde. Dann war die Luft
entwichen, und als Rhodan in die Schleuse hineintrat, kam Bull aus seinem Versteck hoch.
»Gerechter Himmel!« ächzte er. »Das war, wie wenn mir einer mit einem Sandsack auf den Kopf
geschlagen hätte.«
Er blinzelte durch die Sichtscheibe.
Drinnen war es dunkel. Aber die Helme der Raumanzüge trugen einen Leuchtkörper. Sie schalteten
ihn an und leuchteten in den Innenraum.
Rhodan erkannte, daß das Innere der Zelle von der Explosion wesentlich mehr in Mitleidenschaft
gezogen worden war als die Hülle. Der Explosionsdruck hatte die ganze Innenzelle kopfstehen
lassen, ein paar schwere Geräte aus ihren Halterungen gerissen und zerstört.
Aber es
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