Silberband 001 - Die Dritte Macht
prallten zwei Kilometer von der gelandeten STARDUST entfernt auf
ein unsichtbares Hindernis. Abtastungen zeigten, daß sich diese durchsichtige Sperrmauer rund um
die STARDUST zieht. Das abgeschlossene Gebiet wird von einem gewissen Rhodan als ›Bereich einer
neuen und neutralen Macht‹ bezeichnet. Unsere Panzer zogen sich zurück und eröffneten das Feuer
auf den Stützpunkt. Alle Granaten detonierten weit vor dem Ziel, als setze sich die unsichtbare
Mauer auch nach oben hin fort und umschließe das gelandete Schiff wie eine schützende Glocke.
Unsere wissenschaftlichen Berater sind der Meinung, der Stützpunkt sei von einer Energiekuppel
umgeben. Damit wäre er unangreifbar. Wir machen Sie darauf aufmerksam, daß wir die STARDUST als
eine Bedrohung des Weltfriedens betrachten und entsprechende Konsequenzen ziehen werden. Sollte
der Stützpunkt nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden zurückgezogen oder an uns übergeben
werden, betrachten wir die diplomatischen Beziehungen zwischen Peking und Washington als gelöst.
Wir erwarten Ihre Stellungnahme. Weitere Meldungen unsererseits erfolgen nicht mehr. Ende.«
Pounder sah Mercant an. Der Chef der Abwehr wirkte besorgt.
»Energieschirm?« forschte er. »Davon ist uns nichts bekannt. Ich muß sagen, Pounder, da haben
Ihre Wissenschaftler aber dichtgehalten.«
»Reden Sie doch keinen Unsinn, Mercant. Von einem Energieschirm ist mir ebensowenig bekannt
wie Ihnen. Die Asiaten bluffen, das ist alles. Sie suchen schon lange nach einem Grund, ihre
Atomraketen abzufeuern. Jetzt haben sie einen.«
Mercant beugte sich vor.
»Wollen Sie vielleicht behaupten, von einem Energieschirm der STARDUST nichts zu wissen? Auch
nichts von einem Gerät, mit dem man die Schwerkraft aufheben kann?«
»So etwas gibt es überhaupt nicht. Ich sagte schon, die Asiaten bluffen …«
»Hallo!« Der Informationschef aus Washington meldete sich und unterbrach das Streitgespräch.
»Sie haben mitgehört?«
»Selbstverständlich!« entgegnete General Pounder. »Das ist der größte Unsinn, den ich je
gehört habe, und ich würde raten …«
»Aus dem Unsinn kann ein Krieg entstehen. Das müssen wir unter allen Umständen verhindern.
Versuchen Sie auf jeden Fall, Verbindung mit der STARDUST zu erhalten – Mercant kann Ihnen
dabei behilflich sein. Und dann finden Sie heraus, was mit der Energiemauer gemeint ist. Lehmann
weiß sicher Rat. Ich erwarte Ihre Antwort noch vor Ablauf des Ultimatums der AF.«
»Wird gemacht«, knurrte Pounder, der absolut keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte.
»Ich melde mich rechtzeitig.«
Der Schirm erlosch.
»Wenn Major Perkins nicht bald Nachricht gibt, sitzen wir in der Tinte. Ich schlage vor,
Lehmann zu holen. Geht das?«
Pounder rief einige Befehle in eines der Sprechgeräte. Wenige Minuten später betrat Professor
Dr. Lehmann, der wissenschaftliche Leiter des Projekts Mondschuß, das Büro.
Der Professor lächelte den beiden Männern zu.
»Sie wollen mich sprechen?«
Pounder nickte.
»Den Spürhund Mercant kennen Sie ja, also erübrigt sich eine Vorstellung. Ich möchte mir eine
lange Vorrede ersparen, also hören Sie sich an, was inzwischen geschehen ist.« Er hantierte unter
der Tischplatte. Ein Knacken ertönte, dann ein Summen. Auf einem der Nachrichtenkästen spulten
sich Zahlen ab. »Das Tonband«, erläuterte Pounder.
Während Professor Lehmann dank technischer Hilfe so über das Vorgefallene in Kenntnis gesetzt
wurde, hockte Mercant mit unschuldiger Miene auf seinem Stuhl und dachte nach. Wenn es Perkins
gelang, mit Rhodan Verbindung aufzunehmen – vorausgesetzt, dieser befand sich noch in der
Wüste Gobi und war kein Werkzeug der Asiaten – mußte der Schwindel bald aufgedeckt werden.
Es gab mehrere Möglichkeiten.
War die STARDUST absichtlich im Gebiet der AF gelandet, dann war Rhodan ein Verräter. Es
konnte auch sein, daß die Rakete notgelandet war und nun von den Asiaten, die vortäuschten, auf
Widerstand gestoßen zu sein, auseinandergenommen wurde. Das aber, so glaubte Mercant, war nichts
als die Vorbereitung der später zu erfolgenden Meldung, die Verteidigung der STARDUST sei
plötzlich zusammengebrochen, und man habe das Schiff vernichtet.
Und dann gab es da noch eine dritte Möglichkeit, aber die war zu phantastisch, um ernsthaft
erwogen werden zu müssen. Mercant war ein nüchterner Mensch.
Und dennoch …
Er kam nicht mehr dazu, seinen Faden zu Ende zu spinnen. Das
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