Silberband 002 - Das Mutantenkorps
Madura ist nicht schlechter als Rangun.«
»Aber Madura ist immerhin 180 Kilometer von hier entfernt. Wie wollen Sie die Passagiere kurzfristig nach dort bringen?«
»Das lassen Sie meine Sorge sein. Viel mehr interessiert mich, wie sich Mr. Adams zu meinen Vorschlägen stellt.«
»Ihre Vorschläge sind auch bei wohlwollender Betrachtung eine Erpressung«, erklärte Homer G. Adams böse. »Doch ich habe Ihre Forderung zur Kenntnis genommen und räume ein, daß mir mein Leben mehr wert ist als das Geld, das ich besitze. An eine Zahlung des Lösegelds denke ich jedoch erst dann, wenn ich wirklich Garantien für meine persönliche Sicherheit habe. Sagen Sie mir also, wie Sie sich das vorstellen.«
»Ganz einfach! Sie schreiben mir den Scheck aus. Ich schicke einen Boten damit nach Madura, wo ich eine gute Verbindung zur Calicut-Bank habe, und warte ab, ob das Geschäft in Ordnung ist. Sobald der vereinbarte Betrag in meinen Händen ist, lasse ich Sie und alle übrigen Passagiere laufen.«
Adams schüttelte den Kopf. »Das Geschäft ist schlecht. Erstens dauert es mir zu lange, da wir wahrscheinlich zwei Tage verlieren werden, und zweitens laufen die gegenseitigen Garantien nicht parallel. Nichts beweist mir, daß Sie mich freilassen, wenn Sie das Geld in Händen haben. Also denken Sie sich bitte eine bessere Lösung aus.«
»Sie verkennen offenbar Ihre Lage, Mr. Adams«, erklärte der Mann zynisch. »Der Vorteil ist nun einmal auf meiner Seite, und ich habe nicht die Absicht, ihn aufzugeben.«
»Hm«, mischte sich Marshall wieder ein, dessen Gesichtsausdruck plötzlich auffallend heiter erschien. »Wenn hier jemand von Vorteilen spricht, die er zu haben gedenkt, so sind wir das. Ich rate Ihnen, sich etwas mehr um den Bildschirm zu kümmern, der Ihnen ein paar landschaftliche Schönheiten und andere Überraschungen zu zeigen vermag.«
Der Mann fuhr herum und starrte auf den Bildschirm. Dort sah man zwei Gestalten in seltsamen Anzügen vom Himmel sinken.
»Es handelt sich nicht um Taucheranzüge«, erklärte Marshall ironisch, »sondern um eine technische Spielerei einer uns weit überlegenen Zivilisation. Ihr Pech will es, daß jene Männer dort meine Verbündeten sind. Was halten Sie davon, wenn wir jetzt das Versteckspiel aufgeben und uns den Realitäten zuwenden? Ich schlage vor, Sie legen Ihre Waffen hier auf den Tisch, nehmen die Hände hoch und verraten uns dann, wo Sie die reguläre Besatzung gefangenhalten, damit der Clipper ohne größere Verzögerung heute noch in Tokio ankommt.«
Die Antwort war ein wildes Lachen. Auf dem Gesicht des Bandenchefs spiegelten sich Überraschung, Unglaube, Angst und Wut zugleich. »Sie sind ein Phantast, Marshall. Mich bluffen Sie nicht! Lassen Sie getrost die beiden seltsamen Käuze dort Spazierengehen. Sie werden etwas neugierig sein, weil wir hier unplanmäßig gelandet sind. Als Verstärkung für Sie werden sie kaum in Frage kommen. Zurück also zum Thema!«
»Wir sind beim Thema. Ihr Leichtsinn erschreckt mich offen gestanden ein wenig. Denn ich an Ihrer Stelle hätte längst versucht, zwei solche ungebetenen Gäste zu erledigen.«
Der Anführer wandte sich an einen seiner Begleiter. »Kümmere du dich um die beiden seltsamen Vögel dort draußen!« befahl er.
Der Angesprochene erhob sich grinsend und ergriff eine Maschinenpistole. Er beugte sich aus einer Luke und schoß das Magazin leer. Sein Gesicht verfärbte sich.
»Sie sind noch da!« schrie er fassungslos. »Ich wette, daß mindestens jeder dritte Schuß getroffen hat. Ich brauche ein zweites Magazin.«
»Sie werden sich verausgaben«, sagte plötzlich eine Männerstimme mit japanischem Akzent, auf die – außer John Marshall – niemand vorbereitet gewesen war. Die Männer fuhren herum und starrten in das Gesicht Tako Kakutas.
Der so unverhofft in der Zentrale aufgetauchte Mann zog einen arkonidischen Psychostrahler aus der Tasche und richtete ihn auf die völlig verwirrten Männer.
»Ich bin ein Freund, meine Herren! Legen Sie Ihre Waffen hierher und treten Sie bis an die Wand zurück. Es wird Ihnen nichts geschehen.«
Sekunden später standen die Banditen entwaffnet an der Wand und ließen sich fesseln. Kurz darauf war auch der Rest der Gangster überwältigt und die Besatzung befreit. John Marshall wechselte ein paar Worte mit dem Kommandanten des Clippers und wünschte ihm gute Weiterreise nach Tokio. Nach dem glücklichen Ausgang des Abenteuers umdrängten ihn die Passagiere, luden ihn zu
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