Silberband 003 - Der Unsterbliche
Bully baden ließ?«
»Wenn ich mich nicht irre, wird Bully das noch in zehn Jahren zu hören kriegen«, entgegnete
Rhodan fröhlich und zeigte dann auf den kauenden Gast im Kühlraum. »Versuchen Sie, Verbindung mit
ihm aufzunehmen. Vielleicht gelingt es Ihnen, seine Gedanken zu lesen. Wichtiger aber wäre es
noch, ihm unsere Gedanken zu übermitteln. Ist das möglich?«
John Marshall nickte. »Durchaus. Es kommt allerdings darauf an, wie sein Gehirn reagiert. Ist
es empfindlich …«
»Er beherrscht die Telekinese, ebenfalls eine reine Geisteskraft. Wir dürfen also annehmen,
daß sein Gehirn besonders gut ausgebildet ist. Versuchen Sie es.«
Schon nach wenigen Sekunden zeigte Marshall eine außergewöhnliche Erregung. Er nickte mehrmals
und sprach dann zu dem Mausbiber, der aufmerksam lauschte. Dann erschien wieder der grinsende
Zahn in dem pfiffigen Gesicht, das Tier quietschte einige Male hell und lustig, ehe es die
angeknabberte Frucht in den Kasten zurücklegte. Er erhob sich auf die Hinterbeine und kam
gravitätisch aus dem dunklen Raum geschritten und richtete sich vor Rhodan auf.
»Er will Sie begrüßen«, sagte Marshall. »Er hat mich verstanden. Seine Gedanken sind leicht zu
lesen, und er kann die unseren empfangen, wenn er einen Teil seines brachliegenden Gehirns
aktiviert. Er kann somit ein ausgezeichneter Telepath sein.«
Rhodan beugte sich hinab und reichte dem Mausbiber die Hand.
»Wir werden dich ›Gucky‹ nennen«, sagte er freundlich und nahm die zierlichen Glieder
vorsichtig zwischen die Finger. »Wenn du verstehst, was ich sagte, nicke mit dem Kopf.«
Gucky nickte sofort.
»Du kannst also verstehen, wenn ich etwas sage – schön. Umgekehrt ist es leider nicht so
einfach, weil ich kein Telepath bin. Aber du wirst unsere Sprache schon erlernen. Dieser Mann
hier wird dir dabei helfen.« Er zeigte auf Marshall.
Wieder nickte Gucky und stieß einige schrille Rufe aus, die wohl seine Freude bekunden
sollten. Er drehte sich im Kreis und begann plötzlich, gegen die Decke zu steigen. Oben
angekommen machte er einen Looping und kehrte dann zum Boden zurück. Er schien zu wissen, daß er
endgültig in seiner neuen Umgebung aufgenommen worden war.
33.
Auf den großen Frontbildschirmen der Rundumerfassung leuchtete eine riesige
Sonne.
Es war ein blauflammender Stern von unwahrscheinlicher Helligkeit. Selbst die automatisch
arbeitende Filteranlage schien einen beachtlichen Teil harter Ultraviolettstrahlung
durchzulassen. Rhodans Augen begannen zu schmerzen.
War das die Wega? Die STARDUST II hatte soeben ihre letzte Großtransition beendet.
Der Stern hing auf den vorderen Bildschirmen der Rundumerfassung in unwirklich strahlender
Pracht. Anscheinend fanden auf ihm gewaltige Explosionen statt. Die im Ultrabereich strahlenden
Protuberanzen schienen ungeheuer weit in das All hinauszuschießen.
»Wenn sich der Glutball nicht in aller Kürze in eine kosmische Riesenatombombe verwandelt,
schlucke ich die gesamte STARDUST II als Kopfschmerzpille«, sagte Bully rauh und kratzig.
Sekunden später kam schon die Meldung des Robotgehirns, das seine Berechnungen beendet
hatte.
»Das Schiff steht im Wegasystem. Transition ist gelungen. Der pulsierende Stern ist identisch
mit der bekannten Wega, jedoch wird mit hundertprozentiger Sicherheit ermittelt, daß diese Sonne
zur Nova wird. Es wird davon abgeraten, den Eintauchkurs weiterhin zu verfolgen. Die Aufblähung
des Sterns geschieht mit anomaler Geschwindigkeit, die nicht in den Rahmen der astronomischen
Wissenschaft paßt. Ende.«
Bullys Augen waren groß und rund. Verwirrt sah er zu Rhodan hinüber, dessen Gesicht in den
letzten Sekunden blaß geworden war.
»Nova? Was – die Wega soll innerhalb weniger Wochen zur Praenova geworden sein? Verrückt!
Das gibt es nicht. Solche Prozesse dauern kleine Ewigkeiten.«
Bully sah sich hilfesuchend nach Crest um.
»Großes Imperium, ich habe es geahnt«, flüsterte der Arkonide. Seine rötlichen Augen suchten
Rhodans Blick.
»Was?« fragte der Kommandant. Die scharfen Falten zwischen Kinn und Nase vertieften sich.
»Das letzte Rätsel des Unbekannten droht ein ganzes Sonnensystem zu sprengen. Wega ist ein
wichtiger Bezugspunkt für die Positionsberechnungen. Verschwindet der Stern, werden wir den
Standort des gesuchten Planeten niemals finden. Man hat einen Stern gezündet.«
»Und die hier lebenden Ferronen?« rief Bully. »Die armen Teufel müssen auf ihrem
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