Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
Mutantenkorps der Dritten Macht, stand
unauffällig an der Barriere des Moskauer Flughafens und beobachtete die aus- und einsteigenden
Passagiere der planmäßigen Düsenmaschine. Das Flugzeug war eine der regelmäßig verkehrenden
Passagiermaschinen, die im Auftrag der Dritten Macht die Verbindung zwischen den Kontinenten
herstellten.
In der vergangenen Woche waren zwei dieser Maschinen durch Sabotage in der Luft vernichtet
worden. Das Sicherheitsministerium der Dritten Macht hatte einige Mutanten eingesetzt, um
derartige Vorfälle in Zukunft zu verhindern.
So kam es, daß Fellmer Lloyd von Kontinent zu Kontinent flog, überall die Passagiere
telepathisch überprüfte und darauf achtete, daß sich kein Saboteur an Bord schlich.
Er wußte noch nicht, ob er schon mit dieser Maschine die Hauptstadt des Ostblocks wieder
verlassen sollte. Moskau gefiel ihm gut, und er hatte nette Bekanntschaften gemacht, so daß ihm
ein plötzlicher Abschied schwerfiel.
Oberflächlich überprüfte er das elegante Paar, das soeben die Sperre passierte und quer über
den Betonstreifen zur Maschine schritt. Sicher ein frischgebackenes Ehepaar auf der
Hochzeitsreise. Auf jeden Fall gefahrlos.
Im Hintergrund schimmerten die Dächer der Stadt im Schein der untergehenden Sonne. Die breite
Zubringerstraße vom Flughafen zur Stadt war hell angestrahlt und konnte den Verkehr kaum
bewältigen.
Fellmer Lloyd zuckte plötzlich zusammen. Von irgendwoher drang etwas Böses auf ihn ein. Jemand
dachte an Gewalt und Vorsicht, an Mord und an Tod.
Hastig blickte er um sich.
Menschen standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich. Einige nahmen Abschied
voneinander, trennten sich, winkten sich noch einmal zu. Eine junge Frau schritt zielbewußt durch
die Sperre auf die wartende Maschine zu. In der Hand trug sie eine braune Ledertasche. Weiter
links erblickte Lloyd einen Polizisten, der mit aufmerksamen Augen die Passanten beobachtete.
Lloyds Blicke kehrten zu der jungen Frau zurück. In seinem Gehirn verstärkten sich die
Eindrücke. Die gewalttätigen Gedanken kamen von ihr. Für einen Augenblick glaubte der Mutant,
sich getäuscht zu haben, aber er konnte sich auf seinen Orientierungssinn verlassen.
Vorsichtig setzte er seinen muskulösen Körper in Bewegung und ging hinter der Unbekannten her.
Sie trug ein modernes Kostüm und erweckte den Eindruck, als ob sie viel Sport triebe. Ihr Gang
war elastisch.
Noch drei Minuten bis zum Start.
Als Lloyd die Gangway emporstieg, zeigte die junge Frau ihren Flugschein mit der Platznummer
vor, wechselte einige Worte mit der Stewardess und begab sich dann in das Innere der Maschine.
Lloyd folgte ihr. Er erhielt den Platz schräg gegenüber.
Die Gedanken an etwas Schreckliches schwächten sich ab und machten Beruhigung und vorläufiger
Sicherheit Platz. Lloyd wußte mit Bestimmtheit, daß im Augenblick keine Gefahr drohte. Aber er
wußte auch, daß er diese hübsche Frau nicht aus den Augen lassen durfte, solange sie in der
Maschine weilte.
Sie mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein, war schlank und hatte dunkelbraune Haare. Ihre
schmalen Augen verliehen ihrem ovalen Gesicht einen ungewöhnlichen Reiz, und Lloyd konnte sich
nicht gut vorstellen, daß sie eine Agentin des Overhead sein sollte.
Die Maschine startete. Ihre Geschwindigkeit war so groß, daß die Sonne noch in gleicher Höhe
über dem Horizont stand, als sie in Berlin-Tempelhof landete.
Lloyd spürte Erregung, als das junge Mädchen aufstand und zur Tür ging. Die Maschine war
ausgerollt und stand dicht vor den Hallen der Zollabfertigung.
Der Mutant erhob sich ebenfalls und beeilte sich, die Verdächtige nicht aus den Augen zu
lassen. Die negativen Mentalimpulse waren nun so intensiv, daß Lloyd sich ihrer kaum noch zu
erwehren wußte. Schmerzhaft drangen sie in sein Bewußtsein ein und erweckten in ihm das Gefühl
einer unmittelbaren Bedrohung.
Die Frau schritt schnell auf die Sperre zu. In der Hand hielt sie ihren Flugschein. Gepäck
besaß sie anscheinend nicht.
Kein Gepäck?
Mit einem Schlag erkannte Lloyd die Wahrheit. Die Frau hatte ihre Ledertasche im Flugzeug
zurückgelassen.
Lloyd machte kehrt, stürmte zur Maschine zurück, drängte sich an den aussteigenden Passagieren
vorbei, achtete nicht auf die wütenden Proteste und stand gleich darauf vor dem Platz, auf dem
die Verdächtige gesessen hatte.
Die Ledertasche stand unter dem Liegesessel.
Mit einem Griff nahm er sie hoch und raste
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