Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
rotes Dreizehneck
entspricht einer Konfiguration der Denkzentren, die in einem arkonidischen Gehirn nicht möglich
ist.«
Sergh verriet Eifer.
»Interessant, interessant«, brachte er hervor. »Fast genau meine eigene Ansicht. Ich bin
überzeugt«, auf den Armen stemmte er sich ein paar Zentimeter in die Höhe und sah zu einem Beet
mit langstieligen Fareh-Blumen hinüber, »es ließen sich eine Menge neuartiger Aspekte gewinnen,
wenn man fremde Intelligenzen dazu bewegen könnte, sich an einem Simultanspiel zu beteiligen.
Oder«, er richtete sich ein zweites Mal auf, »man müßte fremde Wesen dazu zwingen können, einem
zum Simultanspiel zur Verfügung zu stehen. Ich denke da an die Naats …«
Er hing seinen Gedanken nach, und als Ghorn die vom Respekt geforderte Zeit hatte verstreichen
lassen, fügte er hinzu: »Man könnte auch daran denken, nichtintelligente Lebewesen so zu
konditionieren, daß ihre primitiven Gehirnregungen für den Simulator aufnehmbar werden.«
Sergh gratulierte sich insgeheim zu dem Geschick, mit dem er bei diesem Mal Ghorn als
Begleiter ausgewählt hatte. Ghorn hatte ohne Zweifel heute seinen guten Tag. Seine Ideen waren
faszinierend.
Welch ein prachtvolles Farben- und Formenspiel würde entstehen, überlegte Sergh blitzschnell,
wenn man die Gedanken, die Ghorn im Augenblick hatte, dem Simulator übermittelte.
»Ja«, antwortete Sergh, »die Idee scheint nicht schlecht zu sein. Man wird herausfinden
müssen, ob sie sich verwirklichen läßt. In der Tat, ein frappierender Gedanke …«
Das war alles von seiner Begeisterung, was er zeigte.
Ghorn dagegen dachte: Du wirst es schon herausfinden, alter Fuchs. Und wenn es ein Erfolg
wird, darf niemand mehr wagen, daran zu zweifeln, daß die Idee von dir stammt.
»Das Instinktmuster eines vnatolischen Schlangenfisches müßte eine Sensation auf dem
Bildschirm sein …«, murmelte Sergh.
Ghorn, da er nun schon einmal dabei war, seine besten Gedanken zu verraten, wandte ein: »Ich
bin da weniger anspruchsvoll – oder auch mehr, wie man's nimmt. Mich würde interessieren,
die nervliche Tätigkeit einer Blume auf dem Schirm zu sehen. Welch ein herrliches Bild muß es
sein, wenn das Spiel der Sinneszellen eines so harmonischen Geschöpfs, wie eine Blume es ist, vom
Simulator erfaßt und aufgezeichnet wird.«
Wenn Ghorn damit gerechnet hatte, daß er Sergh mit diesem Vorschlag zu noch größerer
Begeisterung verlocken könne, dann sah er sich rasch enttäuscht. Sergh nämlich erhob sich ein
drittes Mal auf die Unterarme, sah zu dem Beet hinüber und behauptete mit einer unerwarteten
Portion Unfreundlichkeit in der Stimme: »Da hat mir jemand das Fareh-Beet zertrampelt. Wenn ich
wüßte, wer es war, ließe ich ihn mit einem Naat einen Ringkampf austragen.«
Ghorn schauderte. Ringkämpfe mit Naats, wenn der andere Kämpfer ein Arkonide war, der wegen
irgendeines Vergehens seine Immunität verloren hatte, bedeuteten den Tod. Für die Naats waren
Ringkämpfe eine Art heiliger Sport, und alle Zivilisationsversuche der Arkoniden –
inzwischen längst aufgegeben – hatten nichts daran zu ändern vermocht, daß die Naats den
besiegten Ringkämpfer in jedem Fall töteten.
Ghorn erhob sich, um nach dem Beet zu sehen.
Er ging hinüber, während Sergh, auf die Ellbogen gestützt, neugierig hinter ihm hersah.
Das Beet war in der Tat verwüstet. Es sah so aus, als sei jemand aus beachtlicher Höhe
rücklings hineingefallen. Ghorn verstand Serghs Erregung um so mehr, als er wußte, daß
Fareh-Blumen mit zu den teuersten Zierpflanzen überhaupt gehörten. Sie kamen über eine Entfernung
von mehr als zehntausend Lichtjahren von der Oberfläche eines giftigen Sumpfplaneten, und die
Männer, die eigens wegen der begehrten Fareh-Blumen dorthin flogen, wollten ihren Lohn dafür
haben.
Ghorn ging bis zu der Stelle, an der der Unbekannte beim Sturz seine Füße liegen gehabt hatte.
Von dort aus konnte er wegen der umstehenden Büsche Sergh nicht mehr sehen. Er hörte nur noch das
Plätschern des kleinen Baches, der sich in den Weiher ergoß.
Er sah Fußstapfen in dem weichen Boden des Beetes, und sie waren so seltsam geformt, daß Ghorn
sich zu erregen begann, wie er sich seit Jahren schon nicht mehr erregt hatte.
Die einzelne Fußspur war etwa anderthalb Handspannen lang. Das war weitaus weniger, als ein
arkonidischer Fuß zu messen pflegte. Außerdem war sie für ihre ungewöhnliche Kürze ausgesprochen
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