Silberband 006 - Der Robotregent
eingeschlafen.
4.
Bis zu einem gewissen Grad war es Rogal gelungen, die Verhältnisse auf Zalit zu
durchschauen.
Rogal war nur ein einfacher Techniker in einem der großen Werke, in dem Einzelteile der auf
Zalit üblichen Bildgeräte hergestellt wurden. Seine Freizeit war beschränkt, aber er nutzte sie,
um sich politisch zu betätigen. Das geschah nicht aus irgendwelchen Machtgelüsten heraus oder gar
in dem Bestreben, aus dem Dunkel der Anonymität aufzutauchen, sondern aus echter Besorgnis.
Auch seine Freunde hatten erkannt, daß der neue Zarlt nicht auf legale Weise an die Macht
gelangt war. Der plötzliche Tod des alten Zarlt war zwar als Unfall bezeichnet worden, aber das
entsprach nicht den Tatsachen. Die Offiziere, die nachts in den Palast eingedrungen waren und ihn
getötet hatten, bekleideten heute einflußreiche Posten.
Dann waren die Mooffs aufgetaucht. Ein Schiff brachte sie mit. Sie erhielten Druckbehälter und
konnten so auf Zalit leben. Zuerst hielt man sie für eine Spielerei der Offiziere der Flotte,
aber dann erkannte man ihren Wert. Die Mooffs konnten die Gedanken der Zaliter lesen und sich
telepathisch mit ihnen unterhalten. Jeder, der etwas auf sich hielt, kaufte einen Mooff. Mit
seiner Hilfe konnte er dann sogar die Gedanken seiner Mitmenschen kontrollieren.
Das war die erste Gefahr, die auftauchte.
Die Verhaftungen begannen. Fast jeder, der nicht im Sinn des neuen Zarlt dachte, wurde von den
Mooffs aufgespürt und verraten. Ganz offen mischten sich die Mooffs in die Politik ein und
stellten sich auf die Seite der neuen Regierung, die praktisch nur aus Offizieren der Raumflotte
bestand.
Von dieser Sekunde an haßte Rogal die Mooffs.
Er fand Freunde und Anhänger, die mit dem Kurs der Regierung nicht einverstanden waren. Sie
wollten treue Untertanen des Imperiums sein und bleiben, auch wenn es von einem mechanischen
Gebilde geleitet wurde. Das schien immerhin noch besser, als den neuen Zarlt an seiner Stelle zu
wissen.
Die Widerstandsbewegung entstand, mußte viele Rückschläge hinnehmen und wurde trotzdem stärker
und einflußreicher.
Ihr größter Feind waren und blieben die Mooffs.
Als Rogal den kleinen Kellersaal betrat, waren die meisten seiner Freunde schon
anwesend. Er begrüßte sie und erkannte in ihren Gesichtern den Schein von Zuversicht, den er so
lange vermißt hatte.
»Die Mooffs sterben«, sagte jemand laut und vernehmlich. »Überall sterben sie – und
niemand weiß, warum sie sterben.«
»Ich weiß.« Rogal lächelte. »Bald bedeuten sie keine Gefahr mehr.«
»Aber es sind schon Transportschiffe unterwegs, um Nachschub zu holen. Ohne die telepathischen
Mooffs kann die Regierung nicht existieren. Sie würde die Kontrolle über uns verlieren. Der
Zustrom zur Widerstandsbewegung hat sich verzehnfacht, seit die Mooffs sterben.«
»Kein Wunder«, erklärte Rogal seinen Freunden. »Wenn die Verräter verschwinden, verschwindet
auch die Furcht der Zaghaften.«
Er ahnte nicht, daß es auch noch andere Gründe für den plötzlichen Zustrom gab. Die von dem
suggestiven Einfluß der Mooffs befreiten Zaliter erkannten erst jetzt klar und deutlich, in
welcher Gefahr sich ihr System befand. Sie wollten den Zarlt absetzen – und kein geistiger
Zwang hielt sie nunmehr zurück.
»Ob die Fremden etwas damit zu tun haben?« fragte jemand.
Rogal sah in Richtung des Sprechers. »Die Fremden? Was wissen wir schon von den Fremden? Sie
sind Gäste des Zarlt. Außerdem stahlen sie dem Imperium ein Schiff. Ich glaube kaum, daß wir mit
ihnen rechnen dürfen. Am allerwenigsten aber glaube ich, daß sie etwas mit dem Sterben der Mooffs
zu tun haben.«
»Vielleicht irren Sie sich, Rogal«, sagte eine Stimme laut und deutlich vom Eingang her.
»Urteilen Sie erst dann über uns, wenn Sie uns kennen.«
Die Köpfe der Männer ruckten herum. Ihre Augen richteten sich starr auf die beiden Männer, die
in der Tür standen und die Blicke ruhig und furchtlos zurückgaben. Sie trugen eine unauffällige
Uniform und im Gürtel fremdartig aussehende Waffen.
Rogal erkannte sie. Oft genug hatte er die Bildberichte gesehen.
Die Fremden …
Für einen Augenblick stieg Panik in ihm hoch. Waren sie verloren? Wenn seine Vermutung
hinsichtlich der Fremden stimmte, dann allerdings. Aber hatte der Fremde nicht eben gesagt, er
könne sich vielleicht irren?
Er beschloß, alles auf eine Karte zu setzen. Zu verlieren gab es ohnehin nichts, denn wenn die
Fremden ihn
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