Silberband 008 - Festung Atlantis
Verschwinden des
Mirsal-II-Raumschiffs hatte es sich deutlich genug erwiesen, wie wenig selbst die mächtigsten
Waffen der DRUSUS und der ARC-KOOR wider den fremden Gegner auszurichten vermochten. An eine
gewaltsame Erkundung war also nicht zu denken. Es war niemand da, gegen den Gewalt angewendet
werden konnte. Der Feind besaß Mittel, die jeder energetischen Einwirkung, gleich welcher Form,
spotteten.
Es bot sich als Ausweg also nur eines jener Einsatzkommandos an, die schon in manchem Fall zum
Erfolg verholfen hatten.
Zu Teilnehmern wurden die drei Menschen bestimmt, die sich in dem Augenblick, da Rhodan die
merkwürdige Meldung in der Hand hielt, einige Millionen Kilometer weit entfernt in einem Omnibus
der Linie Resaz-Fillinan entgeistert nach ihren Mitfahrern umsahen.
Fellmer Lloyd deswegen, weil er einer der wenigen Mutanten war, die den Feind mit Hilfe ihrer
parapsychischen Gabe ›orten‹ konnten, wenn er in der Nähe war, Rosita Peres deshalb, weil der
Einsatz auf einer Welt erfolgte, die niemandem bekannt war und deren Einwohner, was ihre
Mentalität anbelangte, erst sorgfältig studiert werden mußten, und schließlich Leutnant Marcel
Rous, der mit dem unbekannten Gegner auf Mirsal III bereits einige Erfahrungen gesammelt und auch
einiges wiedergutzumachen hatte.
Diese drei, so schloß Rhodan aus der Meldung, waren also mit dem Feind in Kontakt gekommen.
Der Schluß war einleuchtend und drängte sich insofern auf, als bei den Funksignalen des
Mirsal-II-Raumschiffs kurz vor dem Verschwinden mehrere Male ein gleiches Fading beobachtet
worden war. Der Unterschied bestand darin: Die Signale des Raumschiffs waren schließlich völlig
verstummt, während die der Mikrosender, die man Lloyd, Rosita Peres und Rous unter die Haut
gepflanzt hatte, nach der momentanen Schwächung ihre alte Intensität wieder erreichten.
Es war also zu vermuten, daß die drei Agenten die Gefahr überstanden hatten. Rhodan fragte
sich allerdings, warum die Unsichtbaren im Gegensatz zu den Ereignissen auf Mirsal III diesmal
nicht gegen Terraner vorgingen. Die drei wagemutigen Menschen trugen außer den Mikrosendern, die
übrigens für jeden der drei verschiedene Signale abstrahlten, noch ein Mikrokom mit sich
herum – ein Gerät also, das ähnlich dem Telekom Hyperfunksprüche über beträchtliche
Entfernungen ermöglichte. Rous würde sich melden, sobald es die Lage gestattete.
Die Space-Jet, mit der die drei auf Mirsal II gelandet waren, besaß ebenso einen Sender wie
die drei Agenten selbst. Wenn der unbekannte Gegner nicht grenzenlos überlegen war – so daß
er sich über die technischen Mittel seiner Feinde den Kopf nicht zu zerbrechen brauchte –,
dann würde ihm die auf Rhodans Befehl am Landeort zurückgelassene Space-Jet ein willkommenes
Studienobjekt sein. Er würde sie genauso entführen wie die K-7, und der Sender der Space-Jet
würde darüber Aufschluß geben, wohin sie entführt wurde.
Damit wäre viel gewonnen. Denn bisher wußte man an Bord der DRUSUS und der ARC-KOOR noch nicht
einmal, aus welcher Gegend der Galaxis die Unbekannten kamen.
Der Schock war vorüber.
»Was gibt es in der Nähe?« fragte Rous.
Lloyd schüttelte den Kopf.
»Nichts«, antwortete er knapp. »Absolut nichts.«
Rous zwängte sich auf den Fahrersitz. »Dann wollen wir versuchen, mit diesem Ding
weiterzukommen.«
Vorsichtig versuchte er, ein paar der Hebel, Knöpfe und Pedale, die am Boden, auf einem
Schaltbrett und an der Trennwand zwischen Motorhaube und Fahrgastraum angebracht waren, zu
betätigen.
Der Motor, der aus Mangel an Brennstoffzufuhr inzwischen zur Ruhe gekommen war, fing an
knatternd zu arbeiten. Es roch nach Benzin – nach richtigem, echtem Benzin.
Rous löste die Bremse und gab Gas. Der Omnibus machte einen Satz nach vorn, der Motor erstarb.
Rous probierte einen anderen Gang und hatte Glück. Mit tiefem Brummen und ganz langsam rollte der
schwere Wagen die Straße entlang. Rous mußte noch ein paarmal von vorn anfangen, denn die
nächsthöheren Gänge waren nicht auf Anhieb zu finden.
Aber dann war es geschafft. Mit einer Geschwindigkeit von rund fünfzig Kilometern pro Stunde
brummte der Omnibus auf die Stadt zu.
Marcel Rous hatte Zeit und Muße, sich einen Plan zurechtzulegen. Die Straße war völlig frei
von allem Verkehr. Es gab niemanden, auf den er hätte aufpassen müssen. Fellmer Lloyd war in
seine übliche Lethargie zurückgefallen und ›horchte‹ nach
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