Silberband 008 - Festung Atlantis
Straße breiter. Die Nähe der Hauptstadt Fillinan machte sich
bemerkbar.
Rous spähte voraus, um den Widerschein der Stadtlichter am Himmel zu erkennen, aber entweder
war die Entfernung noch zu groß, oder der Sturm hatte zu viel Staub in die Luft geblasen. Der
Himmel war schwarz.
Wenn, überlegte Rous, die Leute in Fillinan noch nicht verschwunden sind, dann müßten mit der
Zeit ein paar Fahrzeuge auftauchen. Oder aber sie haben die Ausgänge der Stadt in Richtung Resaz
gesperrt und das betroffene Gebiet zum Sperrgebiet erklärt.
Er sah sich nach Rosita um. Rosita hatte die Beine weit von sich gestreckt und den Kopf in den
Nacken gelegt, so daß sie hinten auf der niedrigen Kopfstütze Halt fand. Sie hatte die Augen weit
offen und starrte gegen die Decke.
Rous wollte etwas sagen, aber bevor er dazu kam, sprang Lloyd plötzlich in die Höhe.
»Vorsicht!« schrie er.
Rous zuckte zusammen. Lloyd starrte über den Fahrer hinweg durch die Frontscheibe hinaus, aber
Rous konnte dort nichts entdecken.
Der Fahrer und die Mirsalesen im Wagen waren über Lloyds Schrei erschrocken. Der Fahrer
verringerte das Tempo ein wenig und sah sich um.
In diesem Augenblick begann es.
Rous sah das grelle Bündel des rechten Scheinwerfers plötzlich durch den Körper des Fahrers
hindurch. Er warf sich vornüber, um den verschwindenden Mann bei den Schultern zu packen und
festzuhalten. Aber bevor er die Bewegung noch ausführen konnte, war der Fahrer nicht mehr da.
Rous' Hände griffen ins Leere.
»Das Steuer!« schrie Rosita voller Angst.
Rous beugte sich über den leeren Sitz und bemühte sich, das Lenkrad in die Gewalt zu bekommen.
Glücklicherweise war die Straße eben, und jetzt, da keiner mehr den Fuß auf dem Gaspedal hielt,
kam der Wagen ziemlich schnell zum Stehen. Rous hielt ihn sicher auf der Mitte der Straße.
Als die Gefahr vorüber war, zwängte er sich auf den kleinen, schmalen Sitz und zog den Hebel,
den er für eine Handbremse hielt.
Dann stand er auf und sah sich um.
Der Omnibus war leer. Die zwanzig Personen, die die Fahrt von Resaz oder Resaz-Gollan oder
Gortrup bis hierher mitgemacht hatten, waren verschwunden – ebenso wie der Fahrer.
Übriggeblieben waren nur Fellmer Lloyd, Rosita Peres und Marcel Rous.
Ein Mutant, eine Psychologin und ein Leutnant.
Lloyd hatte sich wieder gesetzt.
»Was ist los?« fragte Rous. »Was haben Sie gesehen?«
Lloyd schüttelte mürrisch den Kopf. »Nichts gesehen. Gespürt. Eine Menge fremder Gehirnmuster.
Ziemlich konfus und unverständlich, und vor allen Dingen: nur eine oder zwei Sekunden lang.«
Lloyd hatte Ähnliches schon früher festgestellt. Damals, als die Mirsal-II-Rakete im freien
Raum verschwand, zum Beispiel.
Rous ließ sich ächzend auf den Sitz fallen. Dabei berührte er Rosita und fühlte, daß sie
zitterte.
»Keine Angst, Mädchen«, sagte er beruhigend. »Sie haben uns nichts getan. Sie holen diesmal
nur Mirsalesen, wir sind ihnen anscheinend gleichgültig.«
8.
Rund dreißig Millionen Kilometer vom Schauplatz des Abenteuers entfernt
registrierten die Empfänger der DRUSUS ein kurzes Fading der Signale, die von den Körpersendern
der drei auf Mirsal II abgesetzten Menschen ausgingen.
Perry Rhodan erhielt einen knappen Bericht.
»Um neunzehn Uhr vierunddreißig Bordzeit vorübergehende Schwächung der Körpersender-Strahlung
Rous, Peres und Lloyd gleichzeitig und für die gleiche Dauer von 2,8 Sekunden. Schwächung im
Minimum ein Hundertstel der üblichen Intensität. Danach ungehindert Empfang.«
Rhodan las die Meldung mehrere Male.
Nach den Vorgängen auf Mirsal III, die eindeutig darauf hinzuweisen schienen, daß ein
unbekannter, mächtiger Gegner im Begriff war, immer wieder zuzuschlagen, hatte Rhodan
entschieden, daß das Sammeln von Informationen über den fremden Gegner zunächst vordringlichste
Aufgabe sei. Das Verschwinden jenes altmodischen, durch chemische Triebwerke bewegten
Raumschiffs, als dessen Herkunftsort Mirsal II ausgemacht worden war, wies den Weg. Zu diesem
Zeitpunkt wußte noch niemand, welche Rolle Mirsal II in diesem Drama spielte und wie es den
Einwohnern dieser Welt gelungen war, so lange unentdeckt zu bleiben, obwohl ihre Technik doch der
den Arkoniden längst bekannten Bewohnern von Mirsal III um Jahrhunderte überlegen war.
Rhodan hatte es für richtig erachtet, die Nachforschungen so unauffällig wie möglich zu
betreiben. Bei den Vorfällen auf Mirsal III und dem spurlosen
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