Silberband 008 - Festung Atlantis
Flammenwerfer erhob sich ein kleiner, braunhäutiger Mann und schwenkte heftig beide Arme.
Rous blieb stehen.
»Halt!« schrie der Mirsalese herüber. »Warten!«
»Passen Sie auf!« sagte Rous leise zu Lloyd. »Wenn er allein herkommt, dann bringen Sie ihn
dazu, daß er die übrigen auch noch herbeiholt.«
Lloyd nickte.
Der kleine Mann kam über die Straße. Rous sah, daß er eine kleinere Ausgabe des Flammenwerfers
in der rechten Hand trug. Rous gab sich Mühe, seinem Gesicht einen Ausdruck der Verwunderung zu
geben.
»Was ist los?« fragte er. »Warum werden wir aufgehalten?«
Der kleine Mann gab keine Antwort, bevor er bis auf etwa fünf Meter an Rous und seine beiden
Begleiter herangekommen war.
»Woher?« fragte er mißtrauisch.
Rous deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Von dort.«
»Keine Ausflüchte! Ich will wissen, woher Sie kommen!«
»Von Wollaston«, antwortete Rous.
Wollaston war eine ziemlich große Insel im Zentralozean. Die Wesen, die dort lebten, bildeten
einen eigenen, bis jetzt nur halb zivilisierten Stamm und waren im Mittel eine Handspanne größer
als die übrigen Mirsalesen.
»Von Wollaston!« staunte der Posten. »Zu Fuß?«
»Nein. Mit dem Flugzeug bis Resaz, und von dort mit dem Omnibus bis Keyloghai. Von da aus
allerdings zu Fuß.«
»Ausweise?«
Rous machte ein Gesicht, als wüßte er nicht einmal, was ein Ausweis war. Der Posten drehte
sich um und rief zum Dickicht des Gartens hinüber: »He, ihr! Kommt her! Da habe ich drei ganz
besondere Vögel gefangen.«
Rous sah sich nach Lloyd um. Aber Lloyd schüttelte den Kopf. Er hatte den Psychostrahler bis
jetzt noch nicht betätigt. Der Posten hatte aus eigenem Entschluß gerufen.
Drei Männer – ebenso klein wie der erste und in das gleiche, dunkelgrüne, uniformartige
Zeug gekleidet – kamen aus dem Gebüsch hervor.
»Sie wollen aus Wollaston sein«, spottete der erste Posten. »Sie haben keine Ausweise.«
»Auf solche haben wir gerade gewartet!« rief einer der anderen. »Wenn wir sie durchsuchen,
werden wir eine Menge interessanter Sachen bei ihnen finden.«
Rous spürte die sanfte Bewegung hinter sich: Lloyd stellte sich in Position. Die Lage war
günstig. Die Aufmerksamkeit des Postens, der vor ihnen stand, war während der kurzen Unterhaltung
abgelenkt.
Rous hörte das helle, leise Summen, mit dem die Waffe arbeitete. Er sah, wie der Posten
herumfuhr und Lloyd entgeistert anstarrte. Lloyd trat aus der Deckung hervor, die ihm Rous bis
jetzt geboten hatte. In der Rechten hielt er den kleinen Psychostrahler.
»Legt die Waffen ab!« befahl er ruhig.
Die anderen drei Posten, schon halbwegs herangekommen, waren stehengeblieben. Gehorsam zogen
sie die kleinen Flammenwerfer aus den Gürteln und ließen sie fallen. Auch der erste Posten
leistete keinen Widerstand.
»Stellt euch in einer Reihe auf!« fuhr Lloyd fort.
Auch dieser Befehl wurde widerspruchslos befolgt. Die vier kleinen Männer starrten Lloyd an,
als sei er auf einem feurigen Wagen geradewegs vom Himmel heruntergekommen.
»Warum steht ihr hier?« wollte Lloyd wissen. »Los, du – antworte!«
Er deutete auf einen von ihnen.
»Seltsame Dinge gehen vor«, antwortete der Mann mit monotoner Stimme. »Personen verschwinden,
ganze Landstriche werden entvölkert. Ein mächtiger, unsichtbarer Gegner hat uns angegriffen. Wir
müssen ihm auf die Spur kommen. Wir müssen alle Mirsalesen untersuchen, die aus den entvölkerten
Gebieten kommen, nur so können wir den Gegner packen.«
Der Schluß, fand Rous, war einleuchtend. Wer aus den entvölkerten Gebieten kam, mußte ein Feind sein. Es sei denn, die Lage wurde durch drei Agenten einer fremden, unbeteiligten Macht
kompliziert.
»Ihr haltet uns für Feinde?« fragte Lloyd.
»Ja.«
»Wir sind es nicht, hast du gehört?«
»Ja, ich habe es gehört: Ihr seid es nicht.«
»Gut.« Lloyd nickte. »Wieviel Geld hast du bei dir?«
Der Soldat begann seine Taschen zu durchsuchen. »Sechzehn Einheiten und ein bißchen
Kleingeld.«
»Gib es her!«
Der Soldat kam auf Lloyd zu und legte ihm das Geld in die Hand. Den anderen drei gab Lloyd den
gleichen Befehl, und nachdem sie ihn befolgt hatten, hatte er fast hundert Einheiten
kassiert.
»Ihr werdet vergessen, was hier vorgefallen ist!« schloß er. »Zehn Minuten, nachdem wir
gegangen sind, werdet ihr nichts mehr davon wissen. Heute morgen ist gar nichts passiert,
verstanden? Auf der Straße von Resaz ist niemand nach Fillinan
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