Silberband 009 - Das rote Universum
skeptisch.
Sie sahen hinab auf die Hauptstadt der Druuf, die ausgebreitet wie auf einer Karte vor ihnen
lag. Eine Stadt, in der alles Leben nur halb so schnell verlief wie auf jedem Planeten ihres
eigenen Universums.
Das weite Raumfeld lag wie ausgestorben. Die Druuf schienen abwarten zu wollen, was
die Fremden unternahmen. Sie verhielten sich ruhig und nahmen auch keine Funkverbindung mehr
auf.
Währenddessen arbeitete das physikalische Labor auf der DRUSUS ununterbrochen und lieferte die
Daten an die Zentrale. Rhodan nahm die Meldungen entgegen und faßte zusammen. »Die Atmosphäre ist
atembar und entspricht in etwa der irdischen. Wir könnten also das Schiff ohne Schutzanzug oder
Atemgeräte verlassen. Allerdings brauchen wir Antigravgeräte wegen der Schwerkraft, die fast
doppelt so hoch ist wie auf Terra. Der Tag dauert 48,6 Stunden und ist damit doppelt so lang wie
auf der Erde. Ich denke, wegen der Eigenzeit der Druuf sollten wir uns keine Gedanken machen. Der
Unterschied ist nicht mehr beträchtlich, und es wird den Druuf kaum auffallen, wenn wir uns
doppelt so schnell wie sie bewegen. Wir sind kleiner und schmächtiger als sie. Außerdem kennen
sie den Unterschied selbst.«
»Und was soll werden?« fragte Bully ungeduldig. »Sollen wir hier warten, bis wir schwarz
werden?«
»Sie werden schon kommen«, beruhigte ihn Rhodan. »Schließlich sind ja sie es, die einen
Verbündeten brauchen – wenigstens nehmen sie das an.«
Sikermann, der inzwischen den Raumhafen beobachtete, sagte: »Da kommt ein Druuf – er ist
allein.«
Rhodan sah auf den Bildschirm. Zum erstenmal hatten sie nun Gelegenheit, einen Druuf wirklich
in aller Ruhe zu betrachten.
Das Wesen war mindestens drei Meter hoch und besaß einen quadratisch-klobigen Körper. Haare
waren nicht zu sehen, aber die Farbe der lederartigen Haut war gut zu erkennen. Sie schwankte
zwischen Braun und Schwarz, was vielleicht auch dem seltsamen Dämmerlicht des Nachmittags
zuzuschreiben war. Der massige Körper ruhte auf zwei unförmigen Säulenbeinen. Der Kugelkopf besaß
einen Durchmesser von fünfzig Zentimetern. Das Erstaunlichste waren die vier Augen, von denen
zwei vorn unter der Stirn saßen. Die anderen beiden hatten dort ihren Platz, wo beim Menschen die
Schläfen sind. Diese Anordnung erweiterte den Blickwinkel der Druuf ungemein, wenn sie auch nicht
direkt nach hinten sehen konnten.
Ohren oder eine Nase waren nicht zu sehen, wohl aber ein Mund. In seiner Form ähnelte er einem
gleichschenkligen Dreieck. Am Ende der beiden dicken Arme hingen feingliedrige Finger, die in
keinem Verhältnis zur Körpermasse standen.
Der Druuf kam mit langsamen und bedächtigen Schritten auf die drei Schiffe zu. Er trug
keinerlei Waffen oder irgendwelche Geräte bei sich.
»Ein Unterhändler«, vermutete Rhodan. »Wir wollen ihm zeigen, daß wir ihn gesehen haben.
Bully, geh zur Ausstiegsluke B-4 und fahre die Leiter aus.«
»Das ist eine Frachtluke.«
»Hast du gedacht, der Riesenkerl könnte über eine normale Personenleiter hochklettern?«
»Ob der freiwillig zu uns ins Schiff kommt?«
»Er wird, wenn du ihn einlädst.«
Bully verschwand. Rhodan gab die notwendigen Anordnungen und sorgte dafür, daß sich auf den
anderen beiden Schiffen nichts rührte, was den Argwohn der Druuf hätte wecken können.
Keine zehn Minuten später betrat das Wesen an der Seite Bullys die Kommandozentrale der
DRUSUS.
Die Türen, Gänge und Räume auf dem Schlachtschiff waren nicht besonders klein zu nennen, aber
der Druuf mußte sich oft bücken, um nicht mit dem Kopf gegen die Decke zu stoßen. Rhodan bot ihm
eine Couch an. Behutsam und vorsichtig ließ der Unterhändler sich darauf nieder, wobei er darauf
achtete, daß er nichts beschädigte.
Bully war ein wenig blaß, als er sagte: »Er hat sofort verstanden, aber kein Wort gesagt.
Möchte wissen, wozu er den Dreiecksmund hat.«
»Auf jeden Fall zur Nahrungsaufnahme«, erwiderte Rhodan. »Sie verständigen sich in erster
Linie durch ultrahohe Frequenzen, die sie mit körpereigenen Sendern erzeugen. Gleichzeitig sitzt
in ihrem Körper ein gleichgeschalteter Empfänger. Sie sind organische Funkstationen, haben aber
keine sehr große Reichweite. Sie können keine Gedanken empfangen, wenigstens haben wir keine
Beweise dafür.«
»Kann er nicht verstehen, was wir sprechen?« fragte Bully besorgt.
»Nein, nicht ohne unsere Translatoren, die allerdings mit einem Zusatzgerät versehen
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