Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
eintreffen. Danke.«
Der Offizier ging. Calus blieb allein zurück.
Er saß hinter seinem Tisch und ahnte nicht, daß jedes seiner Worte gehört worden war.
Genausowenig ahnte er, daß man ihn sehen konnte, jede einzelne Geste, jede Bewegung. Es war
genauso, als stünde er direkt vor einer Kamera, die jede Phase seines Daseins aufnahm.
Er hatte noch zwei Stunden bis zu seiner heutigen Rede. Und er wollte die Zeit nutzen. So
rosig war die Lage durchaus nicht, wie er sie dem Regenten geschildert hatte. Aber es wäre sein
eigener Nachteil gewesen, wenn er die Wahrheit berichtet hätte. Vielleicht wäre das Robotgehirn
auf die Idee gekommen, ihn durch einen anderen Offizier ablösen zu lassen. Es gab noch genug
ehrgeizige Abkömmlinge ehemals mächtiger Familien, die sich gegenseitig den Rang abzulaufen
versuchten. Sie taten dies im Hinblick auf eine eventuelle ›Abdankung‹ des Robotgehirns. Einer mußte dann ja Imperator von Arkon werden.
Er seufzte.
In den letzten Jahren war es wieder aufwärtsgegangen mit den Arkoniden – wenigstens mit
einigen. Es schien, als übe die Herrschaft des Roboters eine positive Wirkung auf die Entwicklung
des Geistes aus. Innerlich war der Widerstand größer geworden. Viele Arkoniden besannen sich auf
ihre große Vergangenheit und schämten sich der erniedrigenden Gegenwart. Die neue Generation
erkannte zwar das Robotgehirn an, aber tief in ihrer Seele war bereits der Plan geboren, es eines
Tages abzulösen.
Calus wußte, daß er durchaus das Zeug in sich hatte, Imperator zu werden.
Er ahnte natürlich nicht, was wirklich dazu gehörte.
Er seufzte abermals und machte sich einige Notizen. Die jüngeren Jahrgänge von Zalit waren
alle erfaßt worden – soweit sie sich gemeldet hatten. Mehr als hunderttausend Zaliter mußten
verschwunden sein. Es schien unmöglich, ihrer habhaft zu werden. Vielleicht war es gut, diese
Tatsache als Grund dafür anzusehen, daß nun auch ältere Männer eingezogen werden mußten. Es war
sehr gut möglich, daß man eine Gruppe gegen die andere ausspielte.
Erfahrene Raumfahrer wurden gesucht. Merkwürdig. Genügten plötzlich die positronisch
gesteuerten Navigationsroboter nicht mehr, die Schiffe gegen den Feind zu fliegen? Warum auf
einmal lebende Wesen?
Calus hörte ein Geräusch und blickte auf.
Er sah in sein eigenes Gesicht.
Für lange Sekunden starrte er auf den Arkoniden, der zwei Schritte entfernt zwischen Tisch und
Tür stand. Wie er dort hingekommen war, blieb Calus ein Rätsel. Es gab nur diese eine Tür in sein
Zimmer.
Aber der Arkonide war nicht allein. Bei ihm war ein etwas dunkelhäutiger Zaliter und ein
merkwürdiges kleines Wesen, das ihn mit unverschämten Blicken musterte.
Calus blieb stumm und steif sitzen, als traue er seinen Augen noch nicht. Vergeblich versuchte
sein Gehirn, eine vernünftige Erklärung für das Unbegreifliche zu finden.
»Was, da staunst du?«
Das war doch das Tier gewesen, das ihn da auf arkonidisch angesprochen hatte. Schon wieder ein
Wunder. Zuerst das unerklärliche Erscheinen, und nun auch das noch.
Aber es sollte noch viel schlimmer kommen.
»Nein, edler Admiral, ich bin kein sprechendes Haustier, und dressieren lasse ich mich schon
lange nicht. Sie sollten nicht so einen Unsinn denken, das verdirbt gute Beziehungen.«
Konnte das Vieh Gedanken lesen?
Calus fand keine Antwort, denn man ließ ihm keine Gelegenheit dazu. Seine rechte Hand hatte
sich unauffällig einem kleinen, dunkelfarbenen Kasten genähert, der auf dem Tisch stand. Gerade
wollte er den Knopf mit dem gespreizten Finger eindrücken, als sich der Kasten mühelos in die
Luft erhob, als habe er sein Gewicht verloren. Er schwebte ein wenig seitwärts, wie von
Geisterhänden gehalten, und fiel dann haltlos zu Boden. Etwas klirrte verdächtig. Glas- und
Plastiksplitter verstreuten sich. Das Sprechgerät war unbrauchbar geworden.
»Tut uns leid, Admiral, aber Ihre Dienstzeit ist abgelaufen. Sie sehen Ihren Nachfolger vor
sich.« Osega sagte es mit einem spöttischen Unterton und trat einen Schritt auf Calus zu. »Darf
ich Sie bitten, mir Ihren Platz zu überlassen? Sie werden dann mit meinen beiden Freunden gehen.
Keine Sorge, wenn Sie vernünftig sind, passiert Ihnen nichts.«
Calus hatte zwar seine Überraschung noch nicht überwunden, aber für Erklärungen war später
noch Zeit. Im Augenblick galt es, der drohenden Gefahr zu begegnen.
»Wer sind Sie?« stieß er hervor. »Und wer sind Ihre
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