Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
näher an Rhodan heran. »Meinst du etwa, ihre Sendungen wären
unverschlüsselt?«
Rhodan nickte. »Genau das meine ich. Die Robots unter sich senden auf jeden Fall ohne Kode.
Und wenn sie wirklich einen verwenden sollten, so sollte es uns nicht schwerfallen, ihn zu
entschlüsseln. Jedenfalls müssen wir von ihren Maßnahmen unterrichtet sein, um entsprechend
handeln zu können. Wenn die Arkoniden uns erwischen, sind nicht nur wir, sondern auch die Erde
verloren. Die Gefahr der Druuf aus der anderen Zeitebene ist ein wenig abgeklungen, und der
Regent hat Zeit, sich Terra zu widmen. Und wie wir sehen, tut er es mit der ganzen Konsequenz
eines positronischen Gehirns. Denken wir genauso. Nur dann haben wir eine Chance.«
Atlan kam mit dem Japaner. Tanaka Seiko war schlank, fast feingliedrig. Eine rote Narbe
verunzierte seine linke Wange – auch jetzt, da er nicht mehr Japaner, sondern Zaliter war.
Die Schlitzaugen waren verschwunden, und die rote Hautfarbe gab ihm das Aussehen eines
Indianers.
Rhodan lächelte kurz und sagte dann zu Seiko: »Es würde uns interessieren, was die Arkoniden
zu tun gedenken. Vor allen Dingen aber wollen wir erfahren, wen sie für die Explosion in der
Energiezentrale verantwortlich machen. Danach richten sich unsere weiteren Maßnahmen.«
»Gern«, entgegnete Seiko und sah sich um.
Bully zeigte auf das Bett direkt unter dem Fenster. »Du kannst meine Koje nehmen, Tanaka. Da
bist du ungestört. Wenn du was hörst, unterrichte uns.«
»Oh, ich höre immer etwas«, versicherte ihm der Peiler und lächelte sanft. »Im Augenblick hat
Admiral Senekho für alle Wach- und Kampfroboter Alarm gegeben. Jeder Naat, der innerhalb der
Sperrzone angetroffen wird, ist festzunehmen.«
»Genau das wollten wir wissen«, unterbrach ihn Rhodan schnell. Er sah Ras Tschubai an. »Sie
scheinen mit Ihrer Vermutung recht zu haben. Senekho glaubt, es wären die Naats gewesen. Weiter,
Seiko. Was gedenkt der Admiral zu unternehmen?«
Der Japaner lächelte wieder. »So schnell geht es nicht. Ich benötige Zeit, die einfallenden
Sendungen zu sortieren und zu verarbeiten. In einer Stunde etwa, denke ich, werde ich Ihnen mehr
sagen können.«
Sie ließen ihm bis Mittag Zeit. Dann hatte sich das Bild abgerundet.
So etwa war die Situation: Admiral Senekho war fest davon überzeugt, daß die Naats hinter den
Anschlägen steckten. Erst vor einem Jahr war eine Revolte auf dem fünften Planeten
niedergeschlagen worden. Die Zyklopen hatten sich dagegen gewehrt, daß Mitglieder ihres Volkes
den Aras für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt wurden.
Auf dem Mond Naator lebten auch Naats. Sie wurden als billige Arbeitskräfte eingesetzt und
teils auch als persönliche Diener der auf Naator ansässigen arkonidischen Schulungsoffiziere.
Senekho ordnete an, daß sofort sämtliche Zyklopen aus der Sperrzone entfernt werden sollten.
Er ging von dem Standpunkt aus, daß keine Sabotage mehr verübt werden könne, wenn kein Naat in
die Nähe der wichtigen Anlagen kam. Daraus ging eindeutig hervor, daß er die Eingeborenen für die
Täter hielt.
Der heutige Tag, so erfuhr Rhodan weiter, galt der Ausführung der neu erlassenen Bestimmungen.
Ab morgen sollte der normale Betrieb weiterlaufen.
Das bedeutete: Rhodan hatte ganze zwanzig Stunden Zeit, neue Situationen zu schaffen –
oder sämtliche Aras unter hypnotische Kontrolle zu bringen. Denn nur sie bildeten die einzige
akute Gefahr.
Nach dem Mittagessen versammelten sich alle tausend Rekruten im großen Saal des ersten
Stockwerks. Der Robot hielt den Unterricht ab. Sie erfuhren Dinge, die sie alle schon längst
kannten – wenigstens was Rhodans Kommando anging. Der Robot berichtete von den Anfängen des
Imperiums, seinem Aufstieg und seiner heutigen Macht. Von den Schwierigkeiten berichtete er kein
Wort. Und schließlich betonte er, daß Arkon seine jetzige Macht nur deshalb besaß, weil es über
ausgezeichnete Waffen und Streitkräfte verfügte. Diese weiter zu verbessern, sei die Hauptaufgabe
der Militärakademie auf Naator, in der die ›Freiwilligen‹ im Namen des Regenten herzlich
willkommen seien.
Bully stand neben Rhodan. Sitzplätze waren keine vorhanden.
»Am liebsten würde ich dem Kerl das Maul stopfen«, murmelte er verbittert. »Soviel Lügen auf
einmal habe ich auch noch nicht gehört. Sogar nicht von Gucky.«
»Lügen gehören zur Propaganda«, gab Rhodan ebenso leise zurück. »Aber sei still jetzt.
Weitere Kostenlose Bücher