Silberband 013 - Der Zielstern
Affenmensch. Was hast du
vor?«
»Schleunigst umkehren«, sagte Rhodan nach einer Weile. »Die Herrschaften kümmern sich nicht um
uns. Für sie sind wir wie schlechte Luft. Sikhra, rufen Sie Ihren Sergeanten zurück.«
Mahaut winkte einem kleinen, dunkelhaarigen Mann des Einsatzkommandos zu. Sergeant Totrin
bemühte sich seit Minuten, mit den vorübergehenden Intelligenzwesen ins Gespräch zu kommen.
Totrin war ein Mann mit Humor, und außerdem war er duldsam. So zeigte er nur ein
nichtssagendes Lächeln, wenn man ihn einfach stehenließ oder durch ihn hindurchblickte, als
bestünde er aus Luft.
Etwas aber hatte Totrin herausgefunden. Als er Sikhras Wink bemerkte, schlenderte er langsam
zu dem vordersten Shift zurück und schwang sich über die niedere Brüstung des Laderaums.
»Nun?« fragte Rhodan beunruhigt.
Totrin verzog das Gesicht. »Nichts zu machen, Sir. Keiner antwortet. Wenn man im Weg
stehenbleibt, machen sie einfach einen Bogen. Sie unterhalten sich weiter und tun so, als wären
sie nicht angesprochen worden. Ich habe es etwa fünfzigmal bei den verschiedensten Einheimischen
versucht. Die meisten haben kupferfarbene Haare, viele jedoch dunkle, bläulich schimmernde. Die
samtbraune Haut haben sie alle. In der Hinsicht sehen sie keineswegs wie Arkoniden aus, aber
dafür sprechen sie Arkonidisch.«
Rhodan runzelte die Stirn.
»Was?« fragte er gedehnt. »Was tun sie?«
»Sie sprechen Altarkonidisch. Ich habe sie ganz gut verstehen können. Das ist ungefähr die
Sprache, die auf den arkonidischen Kolonialwelten gesprochen wird. Wichtiger ist aber, daß man
die blaue Sonne dieses Systems Akon nennt.«
»Da haben wir es«, schnaufte Bully nervös. »Akon. Wenn man noch den Buchstaben ›R‹ einfügt,
haben wir Arkon. Ganz klar, daß die heutigen Arkoniden vor langer Zeit von hier aus in den Raum
vorgestoßen sind. Unser guter Freund Atlan sollte sich nicht zu viel auf die große Vergangenheit
seines Volkes einbilden. Die Arkoniden sind nicht mehr als Nachkommen dieser Wesen.«
»Ein Schwebefahrzeug kommt auf uns zu, Sir«, wurde gemeldet.
Rhodan drehte sich rasch um.
Der Gleiter huschte über die breiten Fahrbahnen hinweg und hielt genau auf die drei Shifts
zu.
»Oh, man verliert die Geduld, wie?« murmelte Rhodan wie im Selbstgespräch. Seine Augen
verengten sich. Die blaue Sonne meinte es fast zu gut. Die Temperatur lag bei 29 Grad
Celsius.
Er wartete noch einige Augenblicke, bis die in dem Gleiter sitzende Person erkannt werden
konnte.
»Eine Frau, sogar eine junge und schöne Frau schickt man«, erklärte John Marshall schnell.
»Sie denkt an uns und an eine bestimmte Aufgabe. Diese Wesen strahlen instabile, verzerrte
Paraschwingungen aus, Sir. Es ist sehr schwierig, das Gedankengut klar zu erfassen.«
»Stimmt genau«, bestätigte Gucky, der sich seit der gelungenen Flucht aus der Materiewolke
schweigsam verhielt. Jedermann wußte, daß der zartgebaute Mausbiber unter den Nachwirkungen der
hohen Gravobelastung zu leiden hatte.
»Sie denkt an eine Aufgabe?« wiederholte Rhodan. »Sikhra, fertig machen zum Start. Wenn sie
weiterhin auf uns zufliegt, brausen wir los. Wer weiß, was sie im Schilde führt.«
»Eine schwache Frau?« meinte Bully spöttisch.
»Für mich ist das nicht nur eine schwache Frau, sondern die Vertreterin eines großen Volkes,
das unter Umständen seine Duldsamkeit verlieren und bösartig werden kann. Was uns dann blüht,
brauche ich wohl nicht zu sagen.«
»Sie kommt wirklich zu uns«, erklärte Gucky etwas lebhafter. »Sie denkt an etwas Kleines,
Krabbelndes mit Fühlern am Kopf, und sie ekelt sich dabei. Sie bringt das krabbelnde Ding mit uns
in Verbindung.«
»Wanzen«, sagte Reginald Bull in lakonischer Kürze.
»Die haben keine Fühler, Sir.« Mahaut Sikhra grinste.
»Egal, vielleicht haben die hiesigen Wanzen welche. Das ist doch die Höhe. Diese Dame scheint
von ihrem Volk noch mehr überzeugt zu sein als seinerzeit die Arkonidin Thora. Für sie waren wir
auch nur bessere Höhlenbewohner.«
Rhodan zuckte zusammen, und Bull sah sich schuldbewußt um. Seit Thoras Tod wurde ihr Name in
Perrys Gegenwart nur selten erwähnt.
»Sikhra, fliegen Sie los. Zurück zum Schiff. Tempo!«
Die drei Shifts hoben mit summenden Antigravprojektoren vom Boden ab, als die
Wissenschaftlerin Auris von Las-Toór soeben ihren Gleiter anhielt.
Zum erstenmal wunderte sie sich über die Fremden. Als ein großer, hochgewachsener Mann mit
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