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Silberband 019 - Das Zweite Imperium

Titel: Silberband 019 - Das Zweite Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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weiß es Kody nicht, oder er will dieses Geheimnis nicht ausplaudern.
Wir hoffen, dieses Geheimnis doch noch aus ihm herauszubekommen. Das ist alles, meine Herren«,
erklärte Heincken väterlich. »Ich danke Ihnen noch einmal für Ihren Einsatz.«

30.
    Torav Drohner hatte eine Menge Geschichten über Marschall Mercant gehört. Aber wie
seltsam der Mann in Wirklichkeit war, bemerkte er erst jetzt, da er ihm gegenübersaß.
    Daß etwas im Gange war, zu dem man seiner Mitarbeit bedurfte, wußte Torav seit geraumer Zeit.
Er hatte auch eine recht gute Vorstellung, worum es sich handelte. Die Vorladung zu Allan D.
Mercant, dem Chef der Galaktischen Abwehr, hatte ihn jedoch aus dem Gleichgewicht gebracht. Es
erschien ihm, als hätte er die Wichtigkeit des bevorstehenden Unternehmens bei weitem
unterschätzt.
    Natürlich war er der Vorladung auf dem schnellsten Weg gefolgt. Allan D. Mercant,
Solarmarschall und einer der ›Großen Alten‹ aus der Zeit, da die Menschheit den ersten zögernden
Schritt auf dem Weg zu den Sternen tat, residierte keineswegs an einem Platz, der seiner Stellung
angemessen war. Sein Büro lag in einem Gebäude, das Torav Drohner nur zögernd betreten hatte,
weil er der Meinung war, er hätte die Adresse falsch verstanden. Das Haus sah aus wie ein
Lagerschuppen, eines der Relikte aus einer Zeit, da die Stadt Terrania schneller gewachsen war,
als man Baumaterial hatte heranschaffen können. Der Schuppen bestand aus einem riesig weiten,
vollständig leeren Vorraum und dem Büro, das am Südende des Gebäudes etwa fünfunddreißig
Quadratmeter Fläche einnahm. Torav war von niemandem gefragt worden, wohin er wollte. Die Tür zum
Vorraum war unverschlossen gewesen. Er hatte den Vorraum durchquert, und dann war die Tür zum
Büro vor ihm aufgesprungen. Er war eingetreten. Ein wenig verwundert hatte er die spartanische
Einrichtung, die schmutzigen Fenster, den Käfig mit dem Wellensittich und den Mann hinter dem
Schreibtisch studiert. Mercant war klein und unscheinbar. Um die spiegelnde Glatze wuchs ein
Kranz schütterer, sandheller Haare. Mercant war damit beschäftigt, ein Papier zu lesen. Er sah
nicht einmal auf, als Torav eintrat. Er machte eine zerstreute Geste zu einem der Stühle vor dem
Schreibtisch, und Torav setzte sich.
    Fünf Minuten waren seitdem vergangen. Die einzigen Geräusche waren das Summen des
Stadtverkehrs und das Klicken, wenn der Wellensittich von einer Schaukel zur anderen hüpfte.
    Jetzt aber sah Allan D. Mercant plötzlich auf, musterte Torav mißtrauisch, als wüßte er nicht,
wie er dahergekommen war, und erklärte mit hoher Stimme: »Sie denken, ich sei ein Querkopf, mein
Junge. Dem ist nicht so.«
    Torav erschrak. Er hatte tatsächlich so etwas Ähnliches gedacht. Es war mehr ›Exzentriker‹
gewesen als ›Querkopf‹, aber was für einen Unterschied machte das schon. Konnte der Marschall
Gedanken lesen? Es waren alle möglichen Geschichten im Umlauf, und jede denkbare Fähigkeit wurde
ihm angedichtet.
    Mercant erwartete offenbar keine Antwort. Torav kam sich vor, als würde er Muskel für Muskel,
Knochen für Knochen, Gehirnwindung um Gehirnwindung sorgfältig abgeschätzt. Er konnte nicht
erkennen, was Mercant vom Ergebnis der Begutachtung hielt. Sein Gesicht bewegte sich nicht.
    »Sie haben von Ihrem Auftrag schon erfahren, mein Junge«, stellte der Marschall fest. »Sie
wissen, daß es um die Errichtung eines Stützpunkts auf fremdem Boden geht. Sie wissen jedoch
nicht, wer der Gegner ist. Ich will es Ihnen sagen – die Blues.«
    Er hatte eine Art, die wichtigsten und entscheidendsten Dinge zu sagen, als lese er einen
Wetterbericht. Torav brauchte zwei Sekunden, um zu begreifen, was ihm da gerade klargemacht
worden war.
    Einen Stützpunkt im Einflußbereich der Blues. Nur ein Mondsüchtiger konnte auf eine solche
Idee kommen – und nur ein Selbstmörder würde sich bereit erklären, sie auszuführen.
    Mercant fuhr fort: »Wie Sie wissen, wurde von Eysal ein gefangener Blue mitgebracht. Man hat
ihn verhört. Wir wissen schon eine ganze Menge über das Imperium der Blues. Wir kennen ihre
Sprache. Wir kennen die Gliederung ihrer Gesellschaft. Wir haben ihre Denkweise bis zu einem
gewissen Grad erforscht. Wir wissen, daß ihre Raumschiffe den unseren bis auf die Molkexpanzerung
unterlegen sind. Sie werden Ihr Unternehmen also nicht blindlings durchführen müssen. Und im
übrigen stehen Sie ja noch nicht auf der Startrampe.

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