Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
Atlan«, gab er bekannt. »Wir haben den Kurzimpuls soeben
aufgenommen. Atlan steht mit einem Kreuzerverband in der Nähe des Verth-Systems. Er meldet die
stärksten Flottenkonzentrationen, die in diesem Raumsektor jemals beobachtet wurden. Atlan
befiehlt, sofort die Flucht zu ergreifen, wenn die Situation unhaltbar werden sollte.«
»Ist das alles?« rief Lemy aus.
»Jawohl, Sir. Der Lordadmiral wird sich vorstellen können, daß unsere Lage nicht einfach ist.
Soll ich einen Funkspruch vorbereiten?«
»Tun Sie das. Warten Sie aber auf meine Anweisung zum Abstrahlen.«
Arando kam endlich dazu, die Besprechung zu beenden. Wir wußten, worauf es ankam.
»Sie müssen Erfolg haben!« drängte er. »Besprühen Sie irgend etwas, das einen Molkexüberzug
trägt. Es ist nicht erforderlich, nochmals in die Untergrundstadt einzudringen. Sie kämen
wahrscheinlich auch nicht mehr hinein. Mir genügt es vollauf, wenn Sie mir anschließend
mitteilen, der Panzerüberzug eines Raumschiffes oder die Molkexkombination eines
Geheimdienstoffiziers hätte sich aufgelöst. Wahrscheinlich kommt es zu einem heftigen Aufwallen.
Vielleicht erleben Sie sogar das gleiche Phänomen, das schon einmal beobachtet wurde. Über das
chemische Verhalten des mit dem B-Hormon angereicherten und katalysierten H₂O₂ kann ich Ihnen
momentan überhaupt nichts sagen. Ohntorf dürfte recht haben, wenn er behauptet, die eigentliche
Reaktionsursache sei der Hodrononstrahler. Anscheinend dient das konzentrierte
Wasserstoffsuperoxyd nur als Trägermasse. Mit unseren Bordmitteln ist es völlig ausgeschlossen,
die Natur des B-Hormons näher zu bestimmen. Daran werden wahrscheinlich die bedeutendsten
Wissenschaftler der Galaxis arbeiten müssen. Uns bleibt nur die Möglichkeit, festzustellen, ob
die überaktive Substanz eine zweite Reaktion in dem Molkex auslöst oder nicht. Es spricht zwar
alles dafür, aber uns fehlt noch das praktische Ergebnis. Ich warte auf alle Fälle in der
NAUTILUS auf Ihre Rückkehr.«
Mehr hatte der Rotschopf nicht sagen wollen. Ich schritt zu dem Tisch hinüber und ergriff den
zweckentfremdeten Feuerlöscher. Als ich ihn schüttelte, hielt Redgers die Luft an.
»Spielen Sie nicht mit dem Feuer«, warnte er. »Wer weiß, wie lange der Stoff stabil bleibt.
Unser Experiment war ohnehin haarsträubend. Unter Umständen haben wir viel zuviel Harnstoff
zugesetzt. Woraus er besteht, weiß niemand. Arando untertreibt, wenn er behauptet, nur die
fähigsten Wissenschaftler der Galaxis müßten zu einer Analyse eingesetzt werden. Ich nehme aber
an, daß wir ohne die Aras und andere spezialisierte Völker überhaupt nicht weiterkommen.
Versuchen Sie Ihr Glück.«
Wir gingen. Es gab nichts mehr zu besprechen. Ehe ich die Schleuse betrat und meinen
Energieschirm einschaltete, überprüfte ich meine Waffe. Es handelte sich um einen überschweren
Thermostrahler, wie sie sonst nur von großen Kampfrobotern geführt werden konnten. Die Waffe
hatte eine fürchterliche Wirkung, aber schon der dünnste Molkexpanzer konnte damit nicht mehr
beeinflußt werden.
Der Kurze beobachtete mich.
»Wozu das?« fragte er. »Entweder wir suchen unser Heil in der Flucht, oder man wird unsere
Namen in der Zentralstation der USO auf eine Bronzeplatte eingravieren. ›Gefallen für das Wohl
der Menschheit!‹«
»Halte den Mund, Kleiner.«
»Ich denke nicht daran. Ich bleibe auf deiner Schulter sitzen. Koko kann das Boot allein
fahren. Wir lassen uns bis zum Ziel schleppen und steigen auf. Koko soll die Leine draußen
lassen, damit wir sie notfalls sofort ergreifen und einklinken können. Fahrttiefe tausend Meter.
Das bedeutet, daß wir weit in den Ozean vorstoßen und dann auf Kurs gehen müssen.«
Ich nickte nur. Der Plan war längst durchgesprochen worden. Das Wasser gurgelte durch die
geöffneten Flutventile und hüllte mich ein. Als der Schirm von dem nassen Element umschlossen
wurde, begann er schwach bläulich zu leuchten. Koko meldete sich über den kabelgebundenen
Sprechfunk, der nicht abgehört werden konnte. Die Leitungsdrähte lagen innerhalb der
Schleppleine, die wiederum hinter dem Turm des seltsamen Fisch-U-Bootes befestigt war.
»Fertig Sir. Ich fahre los.«
Er nahm mit dem Hilfstriebwerk Fahrt auf. Ich schwamm hinter dem Gefährt her, bis wir das Ende
der Unterwasserhöhle erreicht hatten. Dort klinkte ich die Leine in meinen rechten
Schultergurt.
Der Schirm folgte dem neuen Leiter und umhüllte das
Weitere Kostenlose Bücher