Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
über seine Rangabzeichen. »Und
der Erste Offizier?«
»Ebenfalls dienstfrei.«
Gucky richtete sich auf. In seinen Augen war plötzlich ein Funkeln.
»Holen Sie die beiden, Oberleutnant! Aber dalli! Einsatz! Befehl vom Chef persönlich.«
»Von Rhodan …?«
»Von wem sonst? Hauen Sie schon ab!«
Der Oberleutnant verzog das Gesicht, als wolle er weinen. Er hatte schon genug
Schauergeschichten über die oft rauhen Methoden des Mausbibers gehört, um keine Unvorsichtigkeit
zu begehen. Ausgerechnet ihm mußte das nun passieren! Dabei sah der kleine Kerl richtig zum
Fressen aus. So niedlich und possierlich! Wie konnte jemand wie ein Engel aussehen und derart
garstig sein?
»Jawohl, Sir«, stammelte er und raste zur Tür. Als diese automatisch in die Wand einfuhr und
den Weg freigab, rief Gucky hinter ihm her:
»Darüber reden wir noch!«
Der Offizier verschwand blitzschnell. Außer ihm wußte niemand, was mit der Bemerkung gemeint
war.
Major Taltra und sein Erster Offizier betraten fünf Minuten später die Zentrale. Sie kamen
gerade noch zurecht, die Pointe eines uralten Witzes zu hören, den Gucky zum besten gab. Das
Lachen der Offiziere verstummte jäh.
»Leutnant Guck, Sie haben uns rufen lassen?«
Gucky drehte sich im Sessel herum und betrachtete die beiden Männer eingehend. Die Musterung
schien günstig auszufallen, denn er grinste befriedigt.
»Hallo, Bred«, piepste er, als kenne er Taltra schon seit einigen Jahrzehnten. »Habe ich dich
aus dem Schlaf gerissen?«
Der Major starrte Gucky an. Dann grinste er flüchtig.
»Genauso habe ich mir den berühmten Gucky vorgestellt«, gab er zu.
Es war sein Glück, daß er auch so dachte.
Gucky las in den Gedanken des Majors wie in einem offenen Buch. Der Mann war ihm sofort
sympathisch, und er hatte Vertrauen zu ihm. Ein ganz klein wenig erinnerte er ihn an Bull,
wenigstens was die etwas starke Figur anging. Allerdings hatte Bred Taltra dunkle Haare.
Neben Taltra stand sein Erster Offizier, Captain Karl Moteli. Ein schlanker, südländischer Typ
mit lustigen Augen, die den Mausbiber unaufhörlich fixierten.
»Wohl noch nie einen Mausbiber gesehen!« fuhr Gucky ihn an.
»Nein«, gab der Captain ehrlich zu. »Noch nie.«
»Höchste Zeit, mein Lieber. Wir werden uns jetzt öfters sehen. In einer Viertelstunde ist
Besprechung beim Chef im Einsatzbüro Sehen Sie beide zu, daß Sie rechtzeitig dort sind. Auf
Wiedersehen.«
Ehe er entmaterialisierte, hatte Taltra ihn am Ärmel gepackt.
»Einen Augenblick, Leutnant. Besprechung? Wollen Sie uns keine Erklärungen geben,
warum …?«
»Erklärungen gibt Rhodan, nicht ich. Ich bin ja nur Leutnant!«
Dann verschwand er, und Major Taltra hielt nur noch Luft zwischen seinen Händen.
Captain Karl Moteli neben ihm grinste schadenfroh.
Vierundzwanzig Stunden später startete die ISCHBERG.
Der Kreuzer war eine Kugel mit einem Durchmesser von einhundert Metern. Die Besatzung betrug
einhundert Mann, hinzu kam das Spezialkommando unter Guckys Führung. Es war durchaus nicht
ungewöhnlich, daß ausgerechnet der kleine Mausbiber das Kommando über eine Spezialtruppe erhalten
hatte. Rhodan hatte unbegrenztes Vertrauen in seine Fähigkeiten, wenn die Art, mit der er
Untergebene und Vorgesetzte gern behandelte, auch oft zur Unterschätzung beitrug. Aber wer Gucky
unterschätzte, beging den größten Fehler seines Lebens.
Alle Mitglieder des Einsatzteams waren durch Hypnoschulung und aufgrund des von den
USO-Spezialisten Kasom und Danger mitgebrachten Datenmaterials mit den örtlichen Gegebenheiten
auf Gatas vertraut gemacht worden. Dies galt in besonderem Maß für den Block der fünften
Wachsamkeit, in dem das Molkex gelagert wurde. Man würde nicht lange danach zu suchen
brauchen.
Der Bordkalender stand auf dem 5. Mai 2328 Terra-Zeit.
In einer der Kabinen hatte Gucky die Mutanten um sich versammelt, um noch einmal alles mit
ihnen durchzusprechen. Er hockte auf dem Bett, neben sich Iltu, seine kleine, zierliche Frau. Nur
diese Zierlichkeit war es, die sie äußerlich von Gucky unterschied. In ihren Fähigkeiten war sie
ihm etwas unterlegen, aber sie lernte schnell. Gucky beherrschte sie völlig, aber er liebte sie
auch. Wehe dem, der es wagen sollte, Iltu zu beleidigen oder auch nur schief anzusehen.
Der Afrikaner Ras Tschubai gehörte zu Guckys engsten Freunden. Er saß neben Iltu und kraulte
ihr den Rücken. Auch der Japaner Tako Kakuta hatte auf dem Bett Platz gefunden. Er saß
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