Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
inmitten der Wüste zu sehen glauben.«
»Unsinn«, widersprach Rhodan. »Die Pyramide existiert. Bronk hat uns direkt zu dieser Straße
gebracht. Wir dürfen uns nicht irreführen lassen.«
Schweigend gingen sie weiter. Die Stille auf der Straße wirkte niederdrückend.
»Warum untersuchen wir nicht eine der kleineren Pyramiden?« erkundigte sich Kasom ungeduldig,
als sie längere Zeit dahingegangen waren, ohne daß sich das Bild geändert hatte.
»Der Gegenstand, den wir den Roten Dreiern bringen müssen, liegt dort oben«, erwiderte Rhodan.
»Warum sollen wir uns mit einer Untersuchung anderer Bauten aufhalten?«
Wieder gingen sie weiter. Als Rhodan schon auf Kasoms Vorschlag eingehen wollte, hatte er
plötzlich das Gefühl, durch eine flimmernde Wand zu treten. Im gleichen Augenblick machte die
große Pyramide einen scheinbaren Ruck nach vorn und stand nur noch wenige hundert Meter von den
Männern entfernt. Rhodan hörte sich aufatmen. Seine Vermutung, daß sie einem technisch
raffinierten Trick zum Opfer gefallen waren, hatte sich bewahrheitet. Er gestand sich ein, daß
das Bauwerk auf diese Weise gut gegen Eindringlinge abgesichert wurde. Nicht jeder würde soviel
Energie aufbringen und unentwegt auf etwas losmarschieren, das immer die gleiche Entfernung zu
behalten schien.
»Bei allen Planeten«, stieß Kasom hervor. Er rieb sich den Magen.
»Jetzt könnte ich ein Ochsenviertel verdrücken«, erklärte er. »Solche Dinge machen mich immer
hungrig.«
Höflicherweise verzichtete Rhodan auf den Hinweis, daß Kasom praktisch durch alles hungrig wurde. Er machte den Ertruser nur darauf aufmerksam, wie schwierig es unter den
gegenwärtigen Umständen sein konnte, einen Ochsen zu beschaffen.
»Natürlich, Sir«, seufzte Kasom ergeben. »Ich habe mich allmählich an diese Hungerkuren
gewöhnt.«
Sie benötigten nur wenige Minuten, um den Rest des Weges zurückzulegen. Aus der Nähe wirkte
die Pyramide weniger imposant, doch der Eindruck ihrer Fremdartigkeit verstärkte sich.
Das gesamte Gebäude schien aus einem Stück gearbeitet zu sein. Selbst die halbrunden Auswüchse
schienen mit den Seitenflächen ineinanderzufließen. Das Bauwerk schimmerte blau, aber an
verschiedenen Stellen gab es rote Kreise, die wie Lachen von Blut aussahen.
Die Pyramide stand genau im Zentrum des Hügels. Gewaltige Bogenlampen überspannten das Gelände
wie eine alles umfassende Kuppel. Die Bestrahlung war so geschickt angelegt, daß es nirgends
Schatten gab. Außer dieser Straße schien es keinen anderen Zugang zu geben.
Der Hügel war von kleineren Pyramiden und Bogenlampen umsäumt, so daß man nicht auf Bigtown
blicken konnte. Der Boden um das Monumentalbauwerk war von einer dunklen Masse überzogen. Alles
wirkte peinlich sauber. Die Stille ließ Rhodan an ein gewaltiges Grabmal denken.
»Was nun, Sir?« Kasoms Stimme klang dumpf.
Gewaltsam löste Rhodan seinen Blick von der Pyramide. Er überlegte. Bisher hatte sie niemand
angegriffen oder den Versuch gemacht, sie am Weiterkommen zu hindern. Es bestand kein Grund
anzunehmen, daß sich das ändern würde.
»Wir müssen einen Weg finden, um ins Innere zu gelangen«, sagte Rhodan entschlossen. Sein
hagerer Körper straffte sich.
»Es sieht nicht so aus, als gäbe es irgendwo einen Eingang«, murmelte Kasom. »Vielleicht
finden wir etwas, wenn wir das Gebäude einmal umrunden!«
Doch bald wußten sie, daß sie sich getäuscht hatten. Alle vier Seitenflächen der Pyramide
sahen gleich aus. Es gab keine Unterschiede.
»Ob der Eingang dort oben auf der abgeplatteten Spitze angebracht wurde?« Kasom sah seinen
Begleiter fragend an.
»Haben Sie eine Idee, wie wir dort hinaufgelangen könnten?«
»Nein«, mußte Kasom zugeben. »Ich könnte einen Kletterversuch riskieren, wenn ich überhaupt
einen Halt auf der glatten Oberfläche finde.«
Rhodan zeigte auf die halbrunden Erhöhungen. »Ich glaube, daß wir dort finden, was wir
suchen.«
Nebeneinander gingen sie dichter an die Pyramide heran.
Da erlosch das Licht.
Mit einem Schlag war es vollkommen dunkel.
»Sir«, sagte Kasom mit verzerrter Stimme.
»Alles in Ordnung«, beruhigte ihn Rhodan. »Nicht die Nerven verlieren. Jemand will uns angst
machen.«
Rhodan bewegte sich weiter auf die Pyramide zu und zog den Ertruser mit sich. Dann spürte er,
wie er mit den Füßen die Außenfläche des Bauwerks berührte.
»Wir müssen ungefähr an jener Stelle sein, wo sich oberhalb eine Erhöhung
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