Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
zog ein stilettähnliches Ding aus seinem Waffenköcher und hieb auf die
Glocke ein, unter der Kasom gefangen war. Zu Rhodans Erstaunen entstanden in der durchsichtigen
Fläche Öffnungen. Bronks Stilett glühte, als bezöge es von irgendwoher Energie.
Kasom begann sich zu bewegen.
Da war der nächste Gleiter heran. Bronk machte einen Satz und verschwand abermals unter dem
Band. Rhodan sprang hinter dem Wesen her. Er landete jedoch zwischen den Bändern und mußte
hilflos zusehen, wie die Glocke mit Kasom davongetragen wurde. Zu seiner Erleichterung folgte das
Flugzeug der ersten Falle, so daß er sich wieder auf das Band ziehen konnte. Lauernd verhielt der
Schweber über der ersten Glocke. Offenbar wollte der Pilot verhindern, daß Bronk abermals gegen
die Falle vorging. Keuchend kam Rhodan auf die Beine. Er sah, daß Kasom sich aufrichtete.
Wahrscheinlich bekam er durch die von Bronk geschlagenen Löcher frischen Sauerstoff. Rhodan hob
die Waffe des Silberhäutigen und zielte sorgfältig auf die Schnur, die die Glocke mit dem
Schweber verband. Dann drückte er ab. Der Gleiter torkelte davon. Um die Glocke herum begann es
zu dampfen. Rhodan befürchtete schon, Kasom in Bedrängnis gebracht zu haben, als der Ertruser aus
den aufsteigenden Dämpfen hervorkam und einen Gleiter aus Bronks Waffe unter Beschuß nahm.
Die Echse hüpfte wieder auf das Band und führte eine Art Kriegstanz auf, als sie Kasom
erblickte. Rhodan beeilte sich, seine Verbündeten zu erreichen. Die Antigravgleiter zogen sich
zurück. Sie schienen keinen weiteren Versuch unternehmen zu wollen.
»Nachdem die Verbindung zwischen Glocke und Gleiter gerissen war, löste sich das Ding einfach
auf«, berichtete Kasom. »Dabei war es härter als Stahl.«
Rhodan mußte wieder an Bronks seltsame Waffe denken. Woraus mochte diese bestehen, wenn die
Echse damit Löcher in die Fallen der Unbekannten stechen konnte?
Das Band trug die drei so gegensätzlichen Wesen weiter davon. Daß Gucky noch immer nicht
auftauchte, konnte die Stimmung nicht gerade heben. Zur Sorge um das eigene Leben kam nun auch
noch die um die Korvette. Rhodan bedauerte, daß sie sich mit Bronk nicht verständigen konnten.
Sie hätten viel erfahren können.
Wenige Minuten später gelangten sie an einer ausgedehnten Kreuzung an. Bronk sprang vom Band
herunter. Er zeigte auf einen Tunnel, der unter der Straße hindurch in die Stadt führte.
»Kommen Sie, Kasom«, sagte Rhodan.
Der Ertruser schien sein Mißtrauen gegenüber dem fremden Wesen aufgegeben zu haben, denn er
protestierte nicht. Innerhalb des Tunnels begegneten sie mehreren Bürgern Bigtowns, wurden aber
nicht angegriffen. Als sie aus dem Tunnel kamen, blickte Rhodan in eine schmale Straße. Hier gab
es keine Gleitbänder. Er sah einige Fahrzeuge in den Einfahrten der Häuser stehen. Hier
herrschten Kuppelbauten vor. Bronk blickte sich unsicher um. Er knurrte leise vor sich hin und
trieb die beiden Männer zu größerer Eile an. Rhodan nahm an, daß die Echse einen Angriff
befürchtete. Doch nichts geschah. Schließlich führte sie Bronk in eine Seitenstraße.
Einen kurzen Augenblick hatte Rhodan das Gefühl, in einen Lichtkanal zu blicken, doch dieser
Eindruck wich schnell der Gewißheit, daß leuchtende Bogen über der Straße diesen Effekt
hervorriefen. Die Straße stieg leicht an. An ihrem Ende, auf einem Hügel, stand die Pyramide.
Die Gebäude zu beiden Seiten der Straße waren kleinere Ausführungen dieses gewaltigen
Komplexes.
»Ternt«, sagte Bronk gelassen und spie aus. »Ternt Davor.«
Er griff in seinen Waffenköcher und zog einen Stift heraus. Damit zeichnete er einen Strich
vor sich auf den Boden. Er deutete auf die Pyramide, dann auf sich. Er schüttelte heftig den
Kopf.
Rhodan verstand.
»Er folgt uns nicht zur Pyramide«, sagte er zu Kasom.
»Fürchtet er sich?« fragte der Ertruser.
Rhodan hob ratlos die Schultern. Wie sollten sie etwas über Bronks Gefühle erfahren? Er legte
der Echse sanft eine Hand auf den Rücken und nickte zur Pyramide hinauf.
»Bronk«, sagte er ruhig.
Die dunklen Augen des Wesens schienen ihn durchbohren zu wollen. Rhodan hielt dem Blick stand.
Zum erstenmal nahm er bewußt die unzähligen feinen Linien in Bronks Gesicht wahr. So fremdartig
das Gesicht auch war, es zeigte Intelligenz und – Gutmütigkeit. Damit hätte Rhodan nicht
gerechnet. Bisher hatte er die Echse für kaltblütig gehalten, doch nun mußte er seine Meinung
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