Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
empfangen werden konnten. Die Space-Jet folgte zunächst dem Verlauf des Tals,
dann jedoch mußte Fed einen weiteren Bergzug überqueren, und um der besseren Übersicht willen
blieb er von da an mit den Berggipfeln auf gleicher Höhe.
Josh Bonin betätigte sich als Beobachter, das heißt, er hielt die Augen offen. Sturry Finch
dagegen war nach wie vor mit seinen Instrumenten beschäftigt. Seine rechte Hand hatte er
notdürftig behandelt und bandagiert. Die Verletzung tat seinem Eifer offenbar keinerlei Abbruch.
Der Verlust des Detektors jedoch traf ihn schmerzlich. Alle anderen Geräte waren den
Störeinflüssen des Energiekerns ausgesetzt, und Sturry rechnete nicht damit, verborgene
Energiequellen zu entdecken, wenn sie nicht in unmittelbarer Nähe des Kurses lagen.
Die Space-Jet hatte etwa zwanzig Kilometer zurückgelegt, als Fed Russo bemerkte, daß das
Triebwerk nicht mehr einwandfrei arbeitete. Vor sich hatte er eine senkrecht ansteigende
Felswand, die er überqueren mußte, um ans Ziel zu gelangen. Die Wand ragte etwa anderthalb
Kilometer weit in die Höhe. Die Space-Jet bewegte sich, als Fed den Defekt bemerkte, mehr als
tausend Meter unterhalb des Kamms. Fed riß das Steuer herum und ließ das Fahrzeug längs der Wand
dahinstreichen. Es erschien ihm zu riskant, den Aufstieg zu wagen.
Er überprüfte die Instrumente. Das Triebwerk verzehrte Energie in einem Maß, als arbeite es
unter Vollast. Von den Warngeräten schien keines die Ursache des Defekts zu erkennen. Die roten
Signallampen blieben tot. Nur die Leistungsanzeige kroch beharrlich auf die rote Marke zu, die
die obere Belastungsgrenze des Generators kennzeichnete.
Fed drückte die Space-Jet nach unten und horchte. Aus dem Triebwerkschacht kam das ruhige
Summen der Geräte. Nichts deutete darauf hin, daß eine Funktion gestört oder eines der Aggregate
ausgefallen war.
Fed drehte sich um.
»Josh, steig in den Schacht und sieh nach, was los ist«, rief er. »Das Triebwerk frißt zuviel
Leistung.«
Josh nickte und stand auf, ohne den Blick vom Bugschirm zu wenden. Fed hörte, wie er die
Bodenklappe öffnete. Als er sich umsah, war nur noch der schwarze, kraushaarige Kopf zu sehen,
wie er stoischen Blicks in den schrägen Schacht hinein verschwand.
Das Boot flog jetzt fünfzig Meter über der Talsohle. Fed hielt nach einem geeigneten
Landeplatz Ausschau für den Fall, daß Josh einen schwerwiegenden Schaden entdeckte.
Josh blieb ziemlich lange. Der Leistungsmesser hatte die Warnmarke fast schon erreicht. Fed
wurde ungeduldig.
»Sturry, sieh nach, was er da unten macht!« befahl er.
»Schon dabei!« antwortete Sturry.
Die Klappe stand noch offen. Aus den Augenwinkeln sah Fed, wie Sturry sich über das Loch
beugte und in den Schacht hinunterstarrte. Er zog die Beine an und schob die Füße über den Rand
des Einstiegs.
»Mach schnell«, knurrte Fed. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
Sturry nickte wortlos. Er hangelte mit den Fußsohlen nach den Sprossen der Schachtleiter. Als
er Halt gefunden hatte, stieg er schnell hinab.
Sekunden später gellte sein entsetzter Schrei aus der Tiefe. In einer Art Reflexbewegung
drückte Fed die Space-Jet nach unten. Hinter ihm kam Sturry Finch wieder aus dem Schacht
geklettert, die blonden Haare wirr im Gesicht und so blaß, wie Fed ihn noch nie gesehen hatte.
Mit einem kräftigen Ruck warf er den Schachtdeckel zu.
»Landen!« schrie er voller Entsetzen. »Sofort runter!«
Es gab einen kräftigen, knirschenden Ruck, als das Boot mitten im Tal aufsetzte. Fed schnallte
sich los und sprang auf.
»Josh …«, brachte Sturry stammelnd hervor, »… ist dort unten. Hinter dem Generator,
ohnmächtig oder tot … weiß nicht. Und außerdem ist da …«
Fed sah, wie seine Augen sich in ungläubigem Schrecken weiteten. Wie ein kalter Wind strich
der Eindruck unmittelbarer tödlicher Gefahr durch den kleinen Raum. Der Schock lähmte Feds
Bewegungen. Langsam, wie in Zeitlupe, drehte er sich um und starrte auf den Bugschirm.
Da sah er es.
Es war eine Flamme oder etwas Ähnliches. Ein zitterndes, leuchtendes Gebilde, das frei in der
Luft schwebte und seltsame Bewegungen ausführte. Es schien zu tanzen – vorwärts, rückwärts,
von rechts nach links, von unten nach oben. Es war von blasser Farbe, und wenn es sich zu schnell
bewegte, verlor Fed es für eine Sekunde aus den Augen. Es schien kein bestimmtes Ziel zu haben,
und Fed begriff nicht, weshalb Sturry sich so
Weitere Kostenlose Bücher