Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
wieviel die Fremden bereits über die Verhältnisse auf
dem Planeten der Verfemten erfahren haben mochten.
Es gehörte zu den Gepflogenheiten der Roten Dreier, daß sie Neuankömmlingen die Gesetze von
Bigtown schilderten. Doch dabei waren sie nicht immer ehrlich. Es kam ganz darauf an, wie wichtig
ihnen die jeweiligen Wesen erschienen. Der Irrsucher war entschlossen, seinen Plan auf jeden Fall
durchzuführen. Er war der letzte seines Volkes auf Quarta. Nur wenn es ihm gelang, seine Brut
abzulegen, konnte er hoffen, seine Art auf dieser Welt zu erhalten.
Warum mußte der Strafplanet ausgerechnet eine Welt sein, die eine so heiße Atmosphäre besaß,
daß es nicht zu Eisbildungen kommen konnte? Der natürliche Trieb des Irrsuchers war stärker als
jede warnende Vernunft. Krash würde jederzeit sein Leben opfern, um seine Brut zu retten.
Am Boden hingeduckt, wartete er, bis der Wagen der Roten Dreier zwischen den ersten Gebäuden
verschwunden war. Die Herren von Bigtown hatten zwei Fremde bei sich. Die Neuankömmlinge wirkten
nicht gefährlich, aber Krash wußte genau, daß er nicht allein vom Aussehen auf die Fähigkeiten
der Wesen schließen konnte.
Krash kroch aus der Mulde. Seine Augen, die wie hervorquellende Glasmurmeln weit auseinander
in der flachen Stirn saßen, glitten unruhig hin und her. Es gab keine Anzeichen für Gefahr. Die
faltenartige Haut an Krashs Sprungbeinen zog sich zusammen. So zusammengekauert glich der
Irrsucher einer überdimensionalen Kröte. Sein Kopf jedoch lief spitz nach unten zu, so daß der
Eindruck entstand, Krash hätte einen Bart.
Mit mächtigen Sprüngen hüpfte der Irrsucher dem abgestürzten Raumschiff entgegen. Bald
erkannte er eine einsame Gestalt zwischen Wrack und Leuchtfeuer. Offenbar hatten die Verfemten
einen Wächter ausgestellt. Das Wesen war so groß wie Krash, aber nicht so breit gebaut. Krash gab
sich nicht der Illusion hin, daß er sich unentdeckt dem Schiff nähern könnte. Er mußte sich mit
Hilfe eines Tricks Zugang verschaffen. Auf keinen Fall durfte der Wächter die anderen Insassen
warnen.
Verbittert dachte der Irrsucher an seine Strafe, die ihn lebenslänglich auf diese Welt
verbannte. Hier war der Kampf ums Dasein härter als in seiner Heimat.
Der Fremde vor dem Wrack stand bewegungslos. Er glich einer Statue, deren Körper das Licht des
Feuers reflektierte. Krashs Sprünge wurden kürzer, er bremste seine Geschwindigkeit mit den
stämmigen Vorderbeinen ab, die er gleichzeitig als Greifarme benutzen konnte. Sand wirbelte auf.
Der Irrsucher tat, als sei er nur am Leuchtfeuer interessiert. Er achtete darauf, daß er sich so
bewegte, daß der Wächter glauben mußte, er sei gekommen, um sich um das Feuer zu kümmern.
Der Wächter sah nicht bedrohlich aus. Krashs Selbstbewußtsein stieg. Er langte neben dem Feuer
an. Der Fremde verhielt sich ruhig. Er schien seine ganze Aufmerksamkeit der Stadt zu widmen. Der
Irrsucher machte sich am Gestell zu schaffen, auf dem man das Feuer entzündet hatte. Die Hitze
rief Übelkeit in ihm hervor, aber er gab nicht auf. So kam er allmählich auf die andere Seite der
Flammen. Der Wächter der neuen Gefangenen von Bigtown konnte nicht wissen, welche Sprünge Krash
auszuführen imstande war. Der Irrsucher bemühte sich, jede seiner Bewegungen schwerfällig
aussehen zu lassen. Noch einmal blickte er zum Schiff hinüber. Dort war alles ruhig.
Ich habe nur einen Sprung, dachte Krash.
Behutsam, als könnte jedes Zucken einer Sehne ihre Absichten verraten, kauerte sich die
riesige Kröte zusammen. Da Krash direkt vor dem Feuer hockte, konnte der Wächter nichts von
diesen Vorbereitungen erkennen; er mußte von den Flammen geblendet werden, wenn er wirklich zu
Krash herüberblickte.
Die Hitze loderte über den Irrsucher hinweg. Einen Augenblick verschwamm das Bild seines
Opfers vor seinen Augen.
Jetzt, dachte Krash ruhig.
Er stieß sich ab, eine geballte Masse von Muskeln und Fleisch. Noch im Sprung wunderte er sich
über die Kraft, die er entwickelt hatte.
Der Fremde schien von unten auf ihn zuzufliegen, obwohl es in Wirklichkeit Krash war, der
durch die Luft schoß. Der Aufprall mußte jedes Lebewesen von der Größe des Wächters
zusammenbrechen lassen.
Noch im Sprung warf sich Krash etwas zur Seite, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu
bringen. Dann zielte er voll auf den Unbekannten, der keine Abwehrreaktion gemacht hatte.
Im gleichen Augenblick schrie Krash in maßloser Wut
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