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Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt

Titel: Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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einschläfernd. Richard erinnerte sich an die durchgestandenen Strapazen und fühlte plötzlich eine
abgrundtiefe Müdigkeit. Er empfand ein unwiderstehliches Verlangen, sich in den Schatten der
Büsche zu legen und zu schlafen.
    Da raschelte es vor ihm auf dem Boden. Im Nu war er hellwach. Der kleine, graue Körper eines
Prypach schoß durch das Gras und verschwand in der Deckung der Büsche. In der Art des irdischen
Straußes fühlte das Tier sich sicher, sobald es selbst nichts mehr sah. Es hielt an, und sein
nackter, wurmähnlicher Schwanz ragte unter dem Busch hervor, fast einen Meter weit ins Freie.
    Richard schlich sich so an, daß sein Schatten nicht über den Busch fallen konnte. Er bückte
sich, visierte das wurmähnliche Gebilde sekundenlang an und öffnete die Hände, um es sicher in
den Griff zu bekommen.
    Das Schicksal gab dem Prypach eine zusätzliche Chance. Richard spannte die Muskeln zum Sprung,
da zuckte ein grelles, rotes Licht durch den Himmel. Von einer Sekunde zur andern schien die
Umwelt völlig verändert. Blendende, bunte Blitze tauchten das Land in rasch wechselnde,
unnatürliche Farben. Die Helligkeit des lautlosen Gewitters übertraf die des Tageslichts bei
weitem. Richard warf sich instinktiv zu Boden und schlug die Arme über den Kopf, um sich zu
schützen.
    Sekunden später wurde ihm klar, daß keine unmittelbare Gefahr bestand. Der Sechsecktransmitter
hatte wieder angefangen zu arbeiten, das war alles. Er richtete sich vorsichtig auf. Zwischen
zusammengekniffenen Lidern hervor sah er das Schirmfeld der Pyramiden in wilden, grellen Farben
glühen. Das Licht wob einen zuckenden Vorhang, hinter dem die Pyramiden völlig verschwanden. In
nie gesehener Leuchtkraft stieg der rote Lichtstrahl senkrecht in die Höhe. Dort, wo er durch das
Blau des Himmels zu brechen schien, tobten mächtige, lautlose Lichtentladungen.
    Im unsicheren, wabernden Licht tauchte Doc Kimbles massige Gestalt hinter den Büschen auf. Was
Doc seit seiner Rekrutenzeit nicht mehr getan hatte, das tat er jetzt – er rannte. Er
stolperte auf Richard zu und keuchte:
    »Was … was ist das?«
    »Verstärkung«, fluchte Richard. »Der Gegner zieht neue Streitkräfte heran.« Er sah in den
Himmel. Die Augen fingen an, sich an die unstete Beleuchtung zu gewöhnen. »Entweder ist da oben
etwas los, von dem wir hier unten keine Ahnung haben … oder der Himmel sei uns gnädig!«
    Sie kehrten zu Earl zurück. Earl hatte nonchalant die Beine untergeschlagen und beobachtete
interessiert das flackernde Leuchten des Feldschirms. Schneider hatte, soweit Richard das
beurteilen konnte, seine Position nicht geändert und schien von den Vorgängen gänzlich
unberührt.
    Sie hockten sich auf den Boden. Es gab im Augenblick nichts zu tun. Sie mußten warten, bis das
Schauspiel vorüber war. Richard erinnerte sich später, daß er bald jeden Sinn für Zeit verloren
hatte und sich darauf beschränkte, mürrisch vor sich hinzustieren. Das Farbenspiel war in seiner
Wildheit und Leuchtkraft von unbeschreiblicher, exotischer Schönheit. Es waren die Hintergründe
des Vorgangs, die Richard den reinen Genuß dieser Schönheit versagten.
    Plötzlich war es zu Ende. Die Welt ringsum schien in Dunkelheit getaucht. Richard sprang auf.
Die Augen hatten sich so auf die rasch wechselnden Farben eingestellt, daß das Gras jetzt
eintönig braun zu sein schien. Die Pyramiden waren wieder sichtbar. Ruhig und als wäre nichts
geschehen, lagen sie unter dem matten Licht der Sonne. Aus der Mitte des Todeskreises stieg der
rote Leuchtfaden nach wie vor in den Himmel hinauf.
    Richard war sicher, daß bei Ausbruch des Lichtsturms alles Getier schleunigst das Weite
gesucht hatte. Sein Plan schien wenigstens vorerst unerfüllbar. Ohne Hoffnung, nur um sich zu
vergewissern, kehrte er zu der Buschinsel zurück und schritt an dem von den Pyramiden abgewandten
Rand dahin.
    Das erste, was er sah, war der nackte Schwanz eines Prypach, der unter einem Busch hervorragte
und nervös hin und her zuckte. Richard schlich sich an, wie er es beim vorigen Mal getan hatte.
Diesmal gelang sein Vorhaben. Sekunden später hielt er das zappelnde, ängstlich pfeifende Tier in
beiden Händen. Das Pfeifen störte ihn. Schneider mußte es hören, und Schneider war darauf
trainiert, den Tieren beizustehen.
    So rasch wie möglich machte Richard sich auf den Rückweg. Er hatte sich nicht getäuscht. Der
Robot war plötzlich wieder zum Leben erwacht.

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