Silberband 028 - Lemuria
einen harten Kampf liefern, bevor wir unser mühsam aufgebautes
Imperium vernichten lassen.«
»Die Möglichkeit, daß Sie diesen Kampf auch gegen unzählige Haluter und Mausbiber führen
müssen, ist nicht von der Hand zu weisen«, meinte der kosmische Ingenieur. »Glauben Sie, daß Ihr
Imperium auch einer solchen Streitmacht standhalten wird?«
Die Antwort darauf war Nein! Aber Rhodan verschwieg sie bewußt.
»Major Henderson hat den einzig richtigen Vorschlag gemacht«, sagte er. »Wir werden das
Duplikatorschiff angreifen, auch wenn wir vorher die sechs Wachschiffe vernichten müssen. Es geht
um den Fortbestand der Menschheit und aller anderen galaktischen Völker.«
»Heißt das, daß wir unseren jetzigen Standort verlassen, Sir?« erkundigte sich Oberst
Rudo.
»Ja«, sagte Rhodan. »Wir kehren in das Kampfgebiet zurück. Hoffentlich treffen wir die
Tefroder noch an. Aber auch wenn sie sich bereits zurückgezogen haben, werden wir ihnen
nachfliegen können. Major Redhorse wird ihnen mit der Korvette gefolgt sein.«
Der Mann, von dem Rhodan erwartete, daß er den Gegner verfolgte, war nicht weniger
erschüttert als Rhodan selbst. Major Don Redhorse behielt in allen Situationen seine indianische
Gelassenheit. Wenn er wirklich einmal verzweifelt war, dann zeigte er es nicht.
Obwohl er nur wenige Lichtstunden von der SUSAMA entfernt mit seiner Korvette die Sonne
umkreiste, konnte er den drei Gefangenen nicht helfen. Die sechs Schlachtschiffe von 1.800 Metern
Durchmesser hatten einen Ring um das Duplikatorschiff gebildet. Redhorse konnte leicht erraten,
was sich jetzt an Bord des tefrodischen Spezialschiffes abspielte.
Ein Angriff mit der Korvette wäre jedoch einem Selbstmord gleichgekommen.
John Marshall stand mit ernstem Gesicht wenige Meter von Redhorse entfernt. Redhorse ahnte,
daß sich der Telepath ununterbrochen auf das feindliche Schiff konzentrierte, um jeden noch so
unwichtig erscheinenden Gedanken Guckys aufzuschnappen – wenn dieser Gedanke überhaupt
jemals gesendet wurde. Marshall beschwerte sich nie darüber, welche Anstrengungen ihm eine solche
Konzentration bereitete, aber die tiefen Furchen in seinem schmalen Gesicht sprachen eine
deutliche Sprache.
Solange der Telepath schwieg, brauchte sich Redhorse keine Hoffnungen zu machen, daß sich an
Bord des tefrodischen Schiffes etwas geändert haben könnte.
Redhorse wandte sich an Leutnant Son Hunha, der den Pilotensitz eingenommen hatte. Hunha war
ein kleiner Mann, dessen Zähigkeit allgemein bekannt war. Er war auf dem Mars geboren worden.
Die Mundwinkel des sonst immer freundlichen Leutnants zuckten jetzt nervös. Sein weißblondes
Haar hing in Strähnen in die Stirn.
»Brazos Surfat würde jetzt wahrscheinlich sagen, daß wir bis zu den Ohren im Dreck stecken«,
sagte Redhorse lächelnd. »Eine passendere Bezeichnung kann ich im Augenblick auch nicht
finden.«
»Wollen wir abwarten bis … bis das Schreckliche geschieht, Major?« erkundigte sich
Leutnant Hunha.
»Der tefrodische Verband nähert sich langsam dem Situationstransmitter«, stellte Redhorse mit
einem Blick auf die Kontrollschirme fest. »Da das Überlichttriebwerk des Duplikatorschiffes
ausgefallen ist, wird es noch einige Zeit dauern, bis die Tefroder ihr Ziel erreichen. Ich hoffe,
daß inzwischen die CREST wieder auftaucht.«
»Glauben Sie, daß Rhodan irgendeinen Plan hat?« fragte der Leutnant zweifelnd.
»Ich hoffe es«, sagte Redhorse mit Nachdruck. Niemals zuvor hatte er so viel Hoffnung auf den
Großadministrator gesetzt. Redhorse war zu sehr Individualist, als daß er sich vollkommen auf
andere Menschen verlassen hätte. Doch jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als seine eigene
Hilflosigkeit einzugestehen.
»Diese Teufel!« rief Hunha in ohnmächtiger Wut. »Den Tefrodern scheint ein Menschenleben
nichts zu bedeuten.«
»Ihr Zorn richtet sich gegen die Falschen«, erinnerte ihn Redhorse. »Vergessen Sie nicht, daß
die Tefroder nur Befehlsempfänger der Meister der Insel sind.«
»Würden Sie solche Befehle ausführen, wie sie die Tefroder erhalten?« ereiferte sich
Hunha.
»Das käme auf die Umstände an«, erwiderte Redhorse. »Denken Sie daran, daß fast alle Tefroder,
mit denen wir es zu tun haben, Duplos sind, die einen Reizwellenempfänger im Kopf mit sich
herumtragen. Sie sind also alles andere als Wesen, die frei entscheiden können. Bestimmt gab es
auch in den Reihen der Duplos schon Rebellen, doch ich
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