Silberband 032 - Die letzte Bastion
sagte er, und sein Nagezahn wurde in seiner ganzen Größe sichtbar.
»Aber ich weiß nicht, ob irgend jemand im Universum irgendeinen Nutzen aus unserer Begegnung zu
ziehen vermag. Du unterscheidest dich zu sehr von allen bekannten Individuen intelligenter
Völker, so sehr, daß ich sagen möchte, du seiest eine Million Erdenjahre zu früh erwacht. In
Andromeda – ich erwähnte es bereits – tobt eine gewaltige militärische
Auseinandersetzung. Terraner kämpfen gegen ihre Verwandten, die Tefroder. Gleichzeitig kämpfen
sie gegen die Meister der Insel, Renegaten, die sich ganz Andromeda unterworfen haben und über
unheimliche Machtmittel verfügen. Außerdem besteht zwischen den Terranern und den
wasserstoffatmenden Maahks ein Bündnis. Beide Völker bekämpfen sowohl die MdI als auch die
Tefroder, und die Terraner werden nach dem Sieg Andromeda verlassen und keinen Einfluß darauf
haben, wie sich das Verhältnis zwischen Tefrodern und Maahks entwickeln wird.«
Er holte tief Luft.
»So ist die Lage, und weder du noch ich können etwas daran ändern – es sei denn, wir
wollten einen unerbittlichen Kampf zwischen zwei Galaxien provozieren!«
Baar Lun starrte Gucky mit brennenden Augen an. Die letzte Bemerkung des Mausbibers hatte ihn
enttäuscht, nachdem ihm die ersten Worte Hoffnung gemacht hatten. Er spürte, daß er in Gucky
keinen Verbündeten für seinen Plan finden würde.
Aber noch hatte sich ja der Hathor nicht geäußert!
Tengri Lethos verschränkte die Arme vor der Brust. So blieb er einige Minuten lang sitzen,
während seine Augen ins Leere gerichtet waren.
Dann erhob er sich so abrupt, daß Gucky zusammenzuckte.
Plötzlich sprach er Interkosmo und noch dazu so fehlerfrei, daß es beinahe an ein Wunder
grenzte. Wahrscheinlich hatte er aus dem wenigen, das Gucky und der Modul bisher gesprochen
hatten, sämtliche Elemente der kosmischen Verkehrssprache analysiert und gleichzeitig
synthetisiert.
»Das Bild, das du mir gezeichnet hast, ist nicht gut, Gucky. Es verrät mir nur, daß meine
Eltern damals ihre Aufgabe nicht erfüllen konnten, es sagt mir auch, daß die Terraner, die
offensichtlich deine Freunde zu sein scheinen, vor den bestehenden Verhältnissen
resignieren.«
»Sie resignieren nicht«, fuhr der Mausbiber auf. »Sie wägen nur genau zwischen Nutzen und
Risiko ab.«
Lethos lächelte bitter.
»Ethische Probleme lassen sich niemals auf diese Art und Weise lösen.«
Baar Lun beugte sich vor.
»Soll das heißen, du weißt bereits eine Lösung, Lethos?«
Der Hathor musterte ihn interessiert.
»Nein, Lun. Dazu kenne ich die Verhältnisse nicht gut genug. Aber ich werde nicht resignieren.
Als Hüter des Lichts habe ich die Pflicht, alle meine Kräfte einzusetzen, um Unrecht zu verhüten,
die Schwachen zu beschützen und die Starken auf den Weg des Guten zu lenken.«
»Ich glaube, daß wir zusammen es schaffen könnten!« stieß der Modul heftig hervor. Seine Augen
blitzten, und die Brust hob und senkte sich in tiefen Atemzügen.
Gucky dagegen schüttelte nur betrübt mit dem Kopf.
»Diese Aufgabe ist zu groß für einen einzelnen. Sie ist auch zu groß für eine Gruppe von
Männern.«
Lethos hob die Hand zum Zeichen, daß er etwas sagen wollte.
Gucky und Baar Lun blickten den Hüter des Lichts fragend an.
»Wie viele Individuen zählt das Volk der Maahks?« fragte der Hathor. Gucky runzelte die
Stirn.
»Hunderte von Milliarden vermutlich. Du siehst also …«
»Hunderte von Milliarden …«, unterbrach ihn Tengri Lethos. In seiner Stimme schwang etwas
mit, das die beiden anderen Wesen aufhorchen ließ. »Und an der Spitze stehen vermutlich nur
einige wenige Individuen …?«
»Neun«, antwortete Lun bereitwillig. »Sie nennen sich Neunväter.«
Der Hathor lächelte erleichtert.
»Neun Individuen regieren Hunderte von Milliarden – vermutlich sogar in diktatorischer
Form. Das erleichtert die Aufgabe wesentlich. Nun brauchen wir nur noch neun Maahks auf den Weg
des Guten zu lenken; die anderen werden ihnen willig folgen!«
Der Mausbiber stieß einen schrillen Pfiff aus.
»So habe ich die Sache noch nicht betrachtet.« Doch dann schüttelte er mutlos den Kopf.
»Trotzdem …! Die Neunväter handeln – wie alle Maahks – logisch und nur zum Vorteil
ihres Volkes.«
Tengri Lethos lächelte noch immer. »Sind denn die Maahks soviel schlechter als die
Terraner …?«
Baar Lun, der bei Guckys letzten Worten in Resignation verfallen
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