Silberband 037 - Arsenal der Giganten
der Plutobahn lauerte, dachte er ebensowenig wie die anderen
Männer.
»Achtung, festhalten!« schrie Perish Mokart.
Etwas schüttelte das Boot durcheinander.
Im nächsten Augenblick ging ein heftiger Schlag durch das Schiff.
Die Bildschirme zeigten wieder nur Wasser an.
Cronot betätigte einen Schalter. Das Geräusch von Pumpen ertönte. Perish bediente das
Tiefenruder. Die Soldaten schlitterten zur Rückwand der Zentrale, als der Bug sich hob.
Kurz darauf zeigten die Bildschirme das Radarbild einer gigantischen Höhle. Sie wurde fast
völlig von einem Gegenstück des oberen Sees ausgefüllt. Aber das Ufer war durchgehend befestigt,
und in den Wänden dahinter befanden sich die metallisch reflektierenden Schotte großer
Schleusen.
In einem Schott klaffte ein großes Loch, groß genug, um einen kleinen Schweber
hindurchzulassen.
»Leider mußte die Mannschaft, die diese Anlage entdeckte, ein Schott aufsprengen«, berichtete
Cronot. »Die Öffnungsautomatik funktioniert nur dann, wenn man einen speziellen Kodegeber
aktiviert.«
Er lachte grimmig.
»Man glaubte, auf diese Weise das Auslösen eventueller Sicherheitsschaltungen verhindern zu
können. Drei Mann starben wegen dieses Trugschlusses, denn die Sprengung löste selbstverständlich
eine Verteidigungsautomatik aus. Glücklicherweise scheint sie nur lokal zu funktionieren, so daß
im Innern der Stadt kaum Gefahr bestehen wird. Die Verteidigungsautomatik dieses Tores wurde
inzwischen zerstört.«
»Dennoch werden wir uns vorsehen«, ergänzte Perish. »Ich gehe zuerst in die Stadt.«
»Den Teufel wirst du!« brauste sein Vater auf. »Bei allen Geistern der Barrier,
ich …«
»Du übernimmst selbstverständlich meine Rückendeckung, Dad. Ich fliege mit meiner
Dragon-Ausrüstung voraus und erkunde.«
»Na schön!« gab Mokart senior nach, weil er einsah, daß sein Sohn mit der Dragon-Ausrüstung
beweglicher sein würde als jeder andere Mann.
»Was war das übrigens vorhin für ein Schlag?« fragte einer der Soldaten.
Cronot deutete mit dem Daumen zum Heckbildschirm.
Dort war das Abbild eines riesigen Wasserfalles zu sehen, eigentlich eines Wasserstrahles, der
aus der inneren Tunnelmündung hervorschoß und nach etwa zweihundert Metern in den See
mündete.
»Und da sind wir herabgeflogen?« fragte der Soldat ungläubig.
»Scheint so, mein Junge«, gab Cronot ironisch lächelnd zurück.
»Wo bleibt denn das Wasser?« fragte Captain Geraldi. »Und wie kommt es, daß der Wasserspiegel
in dem oberen See immer gleich bleibt?«
Perish lachte.
»Sehen Sie sich den ›Wasserfall‹ einmal genauer an, Captain!«
Geraldi blickte zuerst ihn, dann den Wasserfall an.
»Oh!« machte er dann. »Das sieht ja aus, als wäre das Wasser gefroren. Wo bleibt denn die
Fallenergie?«
»Es gibt keine«, erklärte Perish Mokart. »Was wie ein Wasserstrahl aussieht, ist in
Wirklichkeit eine Wasserbrücke, die von Traktorstrahlen in der Luft gehalten wird. Das Wasser
zwischen den beiden Seen bewegt sich überhaupt nicht.«
»Phantastisch!« rief der Captain begeistert. »Und das alles funktioniert nach fünfzigtausend
Jahren immer noch einwandfrei?«
»Ja«, murmelte Cronot. »Unsere Vorfahren hatten schon einiges zu bieten. Ich bin mir nicht
einmal sicher, ob wir ihren damaligen technisch-wissenschaftlichen Stand wieder erreicht haben.
Vielleicht erleben wir in der Stadt noch einige Überraschungen.«
Perish Mokart riß den Magnetsaum der Plastikhülle auf und zog ein ledrig wirkendes
Bündel Häute heraus. Er faltete es auseinander und schnallte sich die breiten Gurte über die
Schulter. Danach drückte er auf einen Knopf, der sich auf dem flachen Kästchen befand, das die
Gurte über seiner Brust zusammenhielt. Die ledrigen Häute entfalteten sich und spannten sich
plötzlich gleich gigantischen Fledermausschwingen.
Perish steckte die Hände in die Rezeptormanschetten an der Flughautverstrebung.
»Ich bin bereit, Dad.«
Cronot Mokart versah den letzten Pfeilschaft mit einer Thermospitze und spannte probehalber
die Sehne seines Sportbogens.
»Du weißt Bescheid, Perish! Zuerst Scheinangriff- und dann hochziehen, damit du aus dem
Schußbereich der Automatwaffen kommst!«
»Klar, Dad!«
»Ist das nicht zu gefährlich?« fragte Captain Geraldi beunruhigt.
Er saß mit den Soldaten seiner Gruppe auf dem kleinen Schweber, den die Kosmohistoriker
mitgebracht hatten.
»Alles andere wäre noch gefährlicher«, gab Cronot zurück.
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