Silberband 038 - Verschollen in M 87
völlig ausgehöhlt. Wenn er
trotzdem eine beachtliche Gravitation hat und unsere Materieorter auf Lichtstunden hinweg
reagieren läßt, so ist das der Tatsache zu verdanken, daß es unter der Oberfläche ungeheure
Maschinenanlagen gibt.«
»Aber zu welchem Zweck?« erkundigte sich Ras Tschubai verstört. »Das ist doch ein ganz kleiner
unbedeutender Planet. Er ist der einzige Planet dieses Systems und besitzt nicht einmal eine
Atmosphäre. Er ist unbewohnbar. Wozu dieser Aufwand?«
»Ich kann Ihnen darauf noch keine schlüssige Antwort geben. Aber lassen Sie mich bitte zuerst
zu Ende erzählen. Dann können Sie Ihre Schlußfolgerungen ziehen, und ich bin sehr gespannt, ob
Sie zu dem gleichen Ergebnis kommen wie ich. Ich drang also durch die Stahlschleuse in das Innere
des Planeten ein. Mit Icho Tolot hatte ich ausgemacht, nicht zu waghalsig zu sein. Ich stand mit
ihm in Funkverbindung, denn die kleinen Geräte funktionierten noch. Er warnte mich, weiter in die
Tiefe vorzudringen. Immerhin wagte ich mich so weit vor, bis ich einen großen Schacht erreichte,
der sich plötzlich vor mir auftat. Ich glaube, es war ein Antigravschacht, der jedoch nicht in
Betrieb war. Er ist mit Skeletten angefüllt.«
Fancan Teik schwieg. Goratschin und Ras Tschubai starrten ihn entsetzt an. Gucky rutschte
unruhig in dem Sessel hin und her, stellte aber keine Fragen.
Nach einer kurzen Pause fuhr Fancan Teik fort:
»Die Skelette können schon Jahrtausende dort liegen. Trotz der Stahlschleuse war in dem
Schacht keine Atmosphäre. Das ist auch der Grund, warum sich die Skelette so gut erhalten haben.
Ich stand am Rande des Schachtes und sah in die Tiefe. Das Licht meines Scheinwerfers wurde von
den weißen Knochen tausendfach reflektiert. In diesem Augenblick war mir, als tauchte ich in das
Meer der Vergangenheit hinab. Denn was ich da sah, war Vergangenheit. Eine uns allen
unbekannte Vergangenheit, deren Überreste sich bis in die Jetztzeit erhalten haben. Denn alle
Skelette stammen von Lebewesen, die zwei Beine und vier Arme besaßen, die sechs Zehen und sechs
Finger hatten. Sie mußten über drei Meter groß gewesen sein. Mit anderen Worten: In dem Schacht
unter der Oberfläche dieses Planeten liegen die Skelette von Tausenden meines Volkes.«
In der Kommandozentrale war es völlig still. Man hörte nur das Atmen der Terraner und das
Stöhnen des Mausbibers. War doch schon die Ähnlichkeit zwischen dem Skoarto, mit Abstrichen auch
der Skoars, und den Halutern eine verblüffende Tatsache gewesen, so war das, was Fancan Teik nun
erzählte, geradezu unglaublich. Es war sogar noch mehr. Es war erschütternd und deutete
Möglichkeiten an, die von umwälzender Bedeutung sein konnten.
Gucky hatte seinen Vorschlag, die Haluter in die Korvette zu bringen, längst vergessen. Der
Bericht Fancan Teiks hatte ihn sowohl fasziniert, wie auch in seinem Innern ein Alarmsignal
ausgelöst. Er begriff die Verstörtheit der beiden Haluter und versuchte vergeblich, die
Zusammenhänge herauszufinden. Die Ähnlichkeit aber, das war nun klar, konnte niemals ein Zufall
sein. Sechs Glieder – das war der Schlüssel zum Geheimnis. Auch die Dumfries, die
krötenähnlichen Soldaten des Planeten Truktan, besaßen sechs Glieder. Es schien, daß für sehr
viele Völker innerhalb der riesigen Kugelgalaxis M 87 sechs Glieder symptomatisch waren.
Nach einer Pause fragte Gucky mit bedrückter Stimme:
»Fancan, sind Sie der Meinung, daß die tatsächliche Ursprungsheimat der Haluter weder unsere
Milchstraße noch die Magellansche Wolke, sondern vielmehr diese Galaxis ist?«
Die beiden Haluter gaben keine Antwort. Die historischen Aufzeichnungen ihres Volkes reichten
etwa 50.000 Jahre zurück. Erst vor kurzem hatte Fancan Teik Hinweise gefunden, die darauf
hindeuteten, daß die eigentliche Ursprungswelt der Haluter irgendwo in der Großen Magellanschen
Wolke lag. Von dort, so ließ sich aus diesen Hinweisen schließen, waren einhundert Haluter vor
70.000 Jahren verbannt worden und in die Milchstraße geflohen, wo sie sich im Verlauf von 20.000
Jahren zu einer galaxisweiten Bedrohung entwickelten und für den Untergang des lemurischen
Reiches sorgten. Danach zogen sie sich aus Gründen, die selbst den Halutern unbekannt waren,
plötzlich von der galaktischen Bühne zurück und führten ein friedliches Leben, das nur von Zeit
zu Zeit durch die Drangwäsche einzelner Individuen unterbrochen wurde.
Im Zuge der
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