Silberband 038 - Verschollen in M 87
über die Kante des Gipfelplateaus schwang, wich Tschubai zur Seite, und
als das Tier erschien, sprang er.
Er prallte gegen die Flanke des Raubtiers. Der Schmerz durchfuhr seine Schulter gleich einem
glühenden Messer. Die Bestie verlor den Halt – und war plötzlich verschwunden. Ras rollte
sich über die andere Schulter nach links und fing auf diese Weise den Rest des Schwunges auf, der
ihn sonst ebenfalls über die Felskante hinausgetragen hätte.
Von unten ertönte ein Aufschlag hoch.
Der Mutant beugte sich über den Rand. Die Bestie lag reglos etwa fünfzehn Meter tiefer. Mit
zitternden Knien setzte Ras seinen Weg fort.
Eben noch hatten die Energieprallfelder ihrer Bahren sie quer durch ein
kellerartiges Gewölbe getragen, und im nächsten Augenblick befanden sie sich auf einer schmalen
Brücke, die sich trägerlos über eine abgrundtiefe Häuserschlucht spannte.
Kaum hatten sie die Brücke überquert, als sie von einem zylindrischen Bauwerk aufgenommen
wurden, dessen Wände lediglich das schimmernde Licht der Robot-Sinnesbänder reflektierten. Es war
zu dunkel, um Einzelheiten zu erkennen. Deshalb wunderte sich Perry Rhodan, als er wenige
Sekunden später eine glatte Mauer vor sich sah, in der sich stollenartige Gänge öffneten. Die
konischen Schweberoboter der Festung glitten heraus und schienen mit ihren Ortungsbändern zu den
gefangenen Terranern herüberzublinzeln.
Allmählich ließ der Schüttelkrampf nach. Rhodan vermochte etwas klarer als zuvor zu denken.
Dennoch fand er sich in dem Wirrwarr von ineinander verschachtelten Bauten bald nicht mehr
zurecht.
Von seinem Standpunkt aus empfing er den Eindruck, als bestünde das gesamte Universum nur noch
aus quadratischen, quaderähnlichen, zylindrischen und halbkugelförmigen Metallgebäuden. Doch das
waren beileibe nicht alle vertretenen Baustile. Es schien, als hätten sich auf Truktan die
Baumeister sämtlicher Galaxien und Zeitalter ein Stelldichein gegeben, um miteinander zu
wetteifern. In gewisser Hinsicht wurde der Großadministrator an die gigantischen
Fragmentraumschiffe der Posbis erinnert, nur, daß die Festung eben kein Raumschiff, sondern ein
stationäres Bauwerk war.
Aber war sie das wirklich?
Perry Rhodan verwarf den Gedanken an eine raumtüchtige Festungsstadt als zu phantastisch und
unrational.
Ohne die Lippen zu bewegen, flüsterte er:
»Was machen die Gedankenimpulse, John?«
»Unverändert!« kam kurz darauf Marshalls Antwort. »Anscheinend Abschirmung.«
Die Verständigung erfolgte nun, da sie beide ihre Sprechorgane wieder einigermaßen
kontrollierten, wieder über die winzigen, einoperierten Kehlkopfmikrophone und die in den
Schädelknochen versenkten Impulsverstärker. Niemand konnte die Gespräche abhören, denn der Text
wurde automatisch kodiert und dekodiert. Schlimmstenfalls wäre mit hochempfindlichen Geräten eine
Anmessung der Energieausstrahlung möglich gewesen. Dem jedoch konnte man begegnen, indem die
Gespräche kurz und mit großen Unterbrechungen geführt wurden.
Rhodan stimmte dem Telepathen im stillen zu. Die zahllosen Stahlwände zusammen mit den
sicherlich vorhandenen Energieleitungen und Kraftwerksaggregaten mußten naturgemäß so schwache
Strahlungen wie die von organischen Gehirnen abschirmen und verzerren.
Er hielt unwillkürlich die Luft an, als die Bahre, auf der er lag, scheinbar haltlos in die
Tiefe stürzte. Eine rotierende Kugel, auf einem blau leuchtenden Sockel kreisend, kam in sein
Blickfeld. Auf der Kugelwandung erschienen bizarre, leuchtende Symbole und verschwanden
wieder.
Es wurde plötzlich eiskalt. Die Schweberoboter rückten näher an ihre Gefangenen heran und
kompensierten mit ihrer beträchtlichen Hitzeausstrahlung die Kälte, die anscheinend von der
rotierenden Kugel ausging.
»Sie denkt!« meldete Marshall.
Rhodan war nicht einmal überrascht. Er hatte im Verlauf seines langen, abenteuerlichen Lebens
mehr erlebt, als ein Sterblicher je träumen konnte. Warum sollte er da an einer denkenden
Riesenkugel zweifeln, die obendrein Kälte ausstrahlte?
»Was denkt sie?« fragte er zurück.
Der Telepath schwieg fast eine Minute lang. In dieser Zeit geriet die Kugel wieder aus Rhodans
Blickfeld.
In John Marshalls Antwort schwang unendliche Fassungslosigkeit mit.
»Solveigs Lied von Edvard Grieg!«
Perry Rhodan zuckte unmerklich zusammen, dann lächelte er ironisch. Intensiv dachte er an eine
bestimmte Stelle eines griechischen
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