Silberband 039 - Paladin
»Sie haben sich …«
»Irgendwas gebrochen«, brummte Rhodan. »Baiwoff – ich brauche einen Arzt, und dieser Mann
hier ebenfalls. Schalten Sie die Energieversorgung für das Lazarett ein.«
»Für eine Stunde Ihrer Zeitrechnung«, gestand Baiwoff ihm zu.
Die beiden Stützpunktingenieure geleiteten Rhodan, Atlan und Marshall zum Lazarett. Die
Dumfrie-Wachen bleiben zurück, immer noch reglos im Bann des Entsetzens, mit dem das Auftauchen
der unsichtbaren Bestie sie erfüllt hatte.
Perry Rhodan warf einen Seitenblick auf das mißhandelte Gesicht des Arkoniden und nahm sich
vor, bei erstbester Gelegenheit ein ernstes Wort mit Melbar Kasom zu reden.
»Die akustische Analyse gibt uns keinerlei Anhaltspunkt, Druisant«, stellte Agen
Thrumb fest und starrte mit zweien seiner vier Augen nachdenklich auf den kleinen Ausdruck, den
die Maschine vor kurzem geliefert hatte.
»Woran liegt das?« erkundigte sich Baiwoff nicht übermäßig freundlich. »Wir besitzen
ausgezeichnete Aufnahmen der Stimmen der beiden Bestien.«
»Das ist wahr, Druisant«, gestand Agen Thrumb. »Aber die Aufnahme, die wir heute machten, war
von schlechter Qualität.«
»Das heißt …?«
»Die Stimme war kaum artikuliert, Druisant. Offenbar auch von Kraftfeldeinflüssen verzerrt.
Die Maschine konnte sie nicht identifizieren.«
»Das bedeutet unter Umständen, daß uns Theater vorgespielt wurde.«
»Ich bedachte diese Möglichkeit, Druisant. Die Logikauswertung ergibt jedoch keinerlei Motiv
für eine solche Vortäuschung. Ich verglich außerdem die heute angefertigte Aufnahme mit Hunderten
von akustischen Aufzeichnungen, die wir im Verlauf der vergangenen Tage von rund einem Fünftel
der gefangenen Schiffsbesatzung machten. In keinem Fall wird ausreichende Übereinstimmung der
charakteristischen Merkmale festgestellt, um die heutige Aufnahme einwandfrei zu
identifizieren.«
Kibosh Baiwoff schwieg, während er das Gehörte verarbeitete. Dann sah er plötzlich auf.
»Ich will das gegnerische Lager sehen«, befahl er ohne jeden Übergang.
Wie zuvor drückte Agen Thrumb eine Serie von Schaltern auf einer der Schaltleisten. Derselbe
Bildschirm flammte auf. Das Bild zeigte das Sportstadion der CREST IV im hellen Schein der
Kunstsonne. Die Menge um das Schwimmbecken hatte sich längst zerstreut. Die Fremden lagen wieder
in langen, reglosen Reihen im Gras.
»Das überzeugt mich schon eher«, versicherte Kibosh Baiwoff. »Wie ich diese Wesen kenne, muß
es ihnen wirklich schlechtgehen, bevor sie sich dazu herablassen, ein solch jämmerliches
Schauspiel aufzuführen – nur damit ich mir einbilde, sie wären noch immer bei guter
Laune.«
Agen Thrumb hatte in diesem Zusammenhang einige Bedenken. Er sprach sie jedoch nicht aus.
Ein Stab von Ärzten behandelte Perry Rhodans Verletzung. Das rechte Schlüsselbein
erwies sich als gebrochen. Durch Anwendung plastischer Knochensubstanz wurde der Bruch in kurzer
Zeit geheilt. Ein Druckverband sorgte dafür, daß die Bruchstelle nicht strapaziert werden konnte.
In rund fünfzig Stunden würde Rhodan seinen rechten Arm wieder so gebrauchen können, als wäre nie
etwas geschehen.
Atlans Verletzung, im Grunde weniger kompliziert, war weitaus schwerer zu behandeln. Der
Arkonide erhielt eine Dosis von Medikamenten, die die Blutzirkulation in der verletzten
Gesichtshälfte stimulierten, und ein schmerzstillendes Mittel. Die Stimulantia sorgten dafür, daß
die Folgeerscheinungen des Schlages so rasch wie möglich verschwanden, und der Schmerzstiller
hielt das Schmerzniveau auf einem erträglichen Minimum; aber immer noch würde Atlans Gesicht ein
paar Tage lang die Begegnung mit der Faust eines Monstrums durch spezielle Farbgebung
bekunden.
Eine Abordnung von Dumfries brachte die beiden Verwundeten und die Ärzte zum Stadion zurück.
An der Mündung des Felsenganges wartete John Marshall.
»Melbar Kasom ist angewiesen«, meldete er knapp.
»Wie lange Zeit haben wir noch?« wollte Rhodan wissen.
»Baiwoff hat die Frist wegen Ihrer Verletzung auf zwei Stunden verlängert. Es bleiben rund
vierzig Minuten.«
»Werden wir den Start der Space-Jet beobachten können?«
»Darüber fiel kein Wort«, antwortete Marshall. »Ich bin nicht sicher …«
»Für das, was er vorhat, braucht der Halunke keine Zuschauer«, stellte Atlan brummig fest.
»Ich bin anderer Ansicht«, sagte Rhodan. »Du bist sicher, daß die Haluter deine Meldung
entschlüsseln können?«
Der Arkonide
Weitere Kostenlose Bücher