Silberband 039 - Paladin
wurde eine
Untersektion der Hauptverteilerstelle im untersten Geschoß der Festung angegriffen. Wieder
erschien der Gegner aus dem Nichts – eine Tatsache, die den Dumfries Angst einflößte und
ihre Abwehr nachteilig beeinflußte. Nichtsdestoweniger gelang es den Wachen, den Gegner, der auch
während des Kampfes unsichtbar blieb und seine Position nur durch das Aufflammen seiner Waffen
verriet, nach kurzer Zeit wieder zu vertreiben. Ein Dumfrie-Soldat wurde getötet, vier weitere
Soldaten wurden verletzt. In der Untersektion selbst entstand keinerlei Schaden.
Der Vorfall wurde von der Positronik ausgewertet. Nach ihrer Aussage war es dem Gegner darum
zu tun gewesen, in die Untersektion einzudringen und die Feldgeneratoren zu zerstören, die das
eigentliche Verteileraggregat mit einem undurchdringlichen Feldschirm umgaben. Der erste Vorstoß
in der erneuten Offensive hatte dem Gegner also einen kompletten Mißerfolg eingetragen.
Kibosh Baiwoff war damit zufrieden.
Der einzige, der sich Gedanken machte, war Agen Thrumb.
Der zweite Angriff erfolgte kurze Zeit später an einer Stelle, der keine besondere Bewachung
zugeteilt worden war, weil sie unbedeutend schien. Infolgedessen hatte der Gegner mehr Erfolg als
bei seinem ersten Vorstoß. Ein Kabelschacht wurde geöffnet und das darin enthaltene Kabel über
eine Länge von rund einem Etagenabstand zerstört. Leistungsausfälle in beiden betroffenen Etagen
waren die Folge. Der Gegner zog sich ohne Widerstand zurück, als eilig herbeigerufene Wachen auf
der Szene erschienen.
Die Positronik wurde erneut befragt und lieferte die Auskunft, daß es sich bei dem Vorfall um
ein Ablenkmanöver des Gegners gehandelt habe. Tatsächlich erfolgte nur wenige Zehnteleinheiten
später ein dritter Angriff, der sich gegen ein Hauptschaltelement konzentrierte, von dem die
Hälfte der Wachen wegen des Vorstoßes gegen den Kabelschacht abgezogen worden war.
Das Moment der Überraschung ausnutzend, gelang es dem Gegner, das Schaltelement zu
beschädigen. Die restlichen Dumfries vertrieben ihn jedoch, nachdem sie sich von ihrem
anfänglichen Schock erholt hatten. Der erlittene Schaden war unbedeutend. Zehn Roboter
reparierten ihn binnen einer halben Zehnereinheit.
Allerdings mußten die Roboter zu diesem Zweck von anderen Reparaturarbeiten abgezogen
werden.
Kibosh Baiwoff war leicht beunruhigt, hatte jedoch noch immer allen Grund, sich als Herr der
Lage zu betrachten. Von den restlichen einhundert Schiffen der Dumfries hatten inzwischen weitere
achtundfünfzig den gegenwärtigen Standort der Festung ermittelt und sich der Begleitflotte wieder
angeschlossen. Funkverbindung bestand mit weiteren vierzig Fahrzeugen. Es waren nur noch zwei,
die den Weg bislang nicht gefunden hatten, und über zwei Schiffe zerbrach der Mann mit den
zweiundzwanzig blauen Steinen sich nicht unnötig den Kopf.
Worüber er sehr wohl nachdachte, war die Tatsache, daß es dem Gegner offenbar in keiner Weise
darauf ankam, so viele Dumfries wie möglich aus dem Weg zu räumen – eine Taktik, die Kibosh
Baiwoff selbst, wenn er in der Lage des Gegners gewesen wäre, sich ohne Zögern zum obersten Gebot
gemacht hätte. Denn erstens mußte es den Terranern wichtig sein, die Dumfries einzuschüchtern,
und zweitens hatten sie zu bedenken, daß ihre Vorhaben um so leichter auszuführen waren, je
weniger Dumfries sich ihnen in den Weg stellten.
Daß die Fremden diese beiden höchst wichtigen Gesichtspunkte außer acht ließen, verursachte
Baiwoff nicht geringes Kopfzerbrechen. Er erkundigte sich bei der Positronik und erhielt eine
Auskunft, die ihn vorübergehend beruhigte. Nach der gegnerischen Denkweise nahm intelligentes
Leben auf der allgemeinen Wertskala mit weitem Vorsprung den obersten Platz ein. Ein Fremder, der
sich einer Bedrohung durch ein denkendes Wesen ausgesetzt sah, würde mit aller Kraft versuchen,
nach derjenigen Lösung des Problems zu streben, die eine Tötung seines Gegners nicht erforderte.
Nur mit Widerwillen sähe er sich dazu bereit, den Gegner zu verletzen. Töten würde er ihn nur,
wenn die Alternative des Nicht-Tötens gleichbedeutend wäre mit dem Verlust des eigenen
Lebens.
Der Standpunkt der Schwachen, amüsierte sich Kibosh Baiwoff. Aber das Bild, das er sich von
den Fremden gemacht hatte, und ihre Ehrfurcht vor dem Leben fremder Intelligenzen ließen sich
nicht ohne weiteres miteinander vereinen. Er fragte die Positronik, aber die wußte auch
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