Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
begriff nicht, wie das Zaubergerät funktionierte. Immerhin wußte er, was der Fremde fragte. Er antwortete in seiner eigenen Sprache:
»Ihr wolltet unsere Gänge und Höhlen zerstören, ohne die wir uns nicht mehr von einer Stelle zur anderen begeben können. Wir wären hilflos dem Hungertod ausgeliefert gewesen. Dagegen wehrten wir uns.«
Das klang logisch. Kurohara hatte den Sachverhalt geahnt.
»Es war nicht unsere Absicht, Marata. Wir bitten dich und deine Freunde deshalb um Entschuldigung. Aber es wäre nicht nötig gewesen, uns anzugreifen und zwei von uns zu töten.«
»Warum seid ihr zu uns gekommen?«
Kurohara hatte keine Ahnung, was der Yrek vom Weltall und den Sternen wußte. Es würde vielleicht schwer sein, ihm den wahren Sachverhalt zu erklären. Vorsichtig sagte er:
»Die Welt, die du um dich sehen kannst, ist nur eine von vielen. Aber es ist schwer, von einer zur anderen zu gelangen, so wie es für euch schwer ist, die Windebene ohne Gräben zu überwinden. Wir haben dieses Schiff gebaut, um andere Welten zu besuchen, aber es wurde beschädigt, und wir mußten landen, um es zu reparieren. Deshalb sind wir hier.«
Marata begegnete dem Blick des Kommandanten, und in seinen starren Augen spiegelte sich so etwas wie Verstehen.
»Andere Welten – dort oben?« Er deutete mit der rechten Hand empor zu den dahinjagenden Wolken. »Wie könnte dort jemand leben?«
»Viel höher, über den Wolken. Es gibt dort auch keinen Wind mehr, nicht einmal Luft. Darum bauten wir ja auch das Schiff. Es schützt uns vor der Hitze der Sonne und der Kälte ewiger Nacht. Es hat seine eigene Luft, die es immer mit sich führt.«
»Ich verstehe das nicht ganz – es sind seltsame Worte, Fremder. Aber ich glaube dir, denn dein Schiff ist nicht das erste, das zu uns kam. Nur war das andere viel, viel größer …«
Kurohara horchte auf. Das war der erste brauchbare Hinweis, daß tatsächlich auf Taifun ein Raumschiff gelandet war. Die aufgefangenen Morsezeichen hingen mit Sicherheit damit zusammen. Vielleicht gab es Überlebende, dann durfte er keine Zeit mehr verlieren.
Er beugte sich vor.
»Ein anderes Schiff? Wann war das?«
»Vor vielen Stürmen«, antwortete der Yrek bereitwillig.
Das war eine Zeitbestimmung, mit der sich nicht viel anfangen ließ. Sie konnten sich auf Tage, aber auch auf Sonnenjahre beziehen, denn Stürme schien es hier immer zu geben. Wahrscheinlich jedoch gab es regelmäßig wiederkehrende Orkane, nach denen die Eingeborenen sich einen Kalender zurechtgelegt hatten.
»Wo landete es? Weit von hier?«
»Nicht sehr weit«, erklärte Marata und beschrieb die Stelle, indem er sich erhob und in die Ebene hinausdeutete. »Einer meiner Krieger marschiert so lange, wie die Sonne benötigt, vom Horizont bis zur Hälfte des Himmels emporzusteigen.«
Kurohara rechnete sich aus, daß das etwa sechs bis sieben Stunden sein mochten. Bei den Grabenverhältnissen konnte man in dieser Zeitspanne vielleicht zwanzig Kilometer zurücklegen. Die Richtung stimmte ebenfalls.
Das erwähnte große Schiff und der Morsesender waren identisch.
»Könntest du mich zu dem Schiff führen?«
Der Yrek zögerte. Auf seinem Gesicht zeigte sich Furcht.
»Der Ort ist verhext, und niemand würde es wagen, sich ihm zu nähern.«
»Wir würden dir und deinem Stamm viele Geschenke machen«, lockte Kurohara. »Messer, Nahrungsmittel, Licht, Feuer …«
»Aber nur ich würde mit dir kommen«, unterbrach ihn Marata, schon halb entschlossen. »Alle anderen hätten nicht den Mut dazu, aber ich bin der Häuptling. Wann brechen wir auf?«
Kurohara sah hinauf zum Himmel. Die Sonne näherte sich dem Zenit.
»Heute nicht mehr, Marata. Morgen erst. Wir brauchen einen ganzen Tag Zeit. Du wirst deine Geschenke trotzdem erhalten, jetzt gleich, wenn du willst. Hole deine Krieger …«
Es wurde ein Versöhnungsfest. Die beiden toten Freifahrer waren in einem nicht mehr benutzten Nebengraben feierlich zur letzten Ruhe bestattet worden. Selbst die primitiven Yreks hatten ehrliche Trauer gezeigt, und es gab niemand unter den Terranern, der auch nur mit einem Gedanken an Vergeltung oder Rache gedacht hätte.
Die Yreks stürzten sich auf die Gegenstände, die man ihnen als Geschenke anbot. Marata erwischte ein großes, zweischneidiges Messer, das er gleich aus der Scheide zog und sich damit in den Finger schnitt.
»Du mußt vorsichtig sein damit«, ermahnte Dr. Koh ihn leutselig. »Du kannst damit deine Feinde töten, aber du kannst
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