Silberband 051 - Vasall der Mächtigen
den Schiffen der Takerer wochenlang Widerstand geleistet. Auch nach dem Fall ihrer befestigten Städte hatten sie als Guerillas weitergekämpft. Schließlich war eine Exekutionsflotte eingetroffen. Den Methoden der Marsav hatten auch die Kurseb nicht widerstehen können.
Lastovon sank auf die Knie. Das war für ihn mit Schwierigkeiten verbunden, denn er besaß anstelle von Gelenken organische Kupplungen, die bei einem solchen Manöver auf gefährliche Weise strapaziert wurden. Der Taschkar legte jedoch Wert auf die symbolische Unterwerfung des Kurseb. Man hatte Lastovon davon unterrichtet, daß er den Purpurpalast nur lebend verlassen würde, wenn er sich vor aller Augen demütigte.
»Gruß von Kursabon!« rief Lastovon mit seiner knarrenden Stimme. »Wir loben den Taschkar, den Herrn über alle bösen Winde.«
Er öffnete einen Lederbeutel und entnahm ihm getrockneten Kot.
Es gelang ihm, eine Handvoll davon zu verstreuen, bevor ihn zwei Wächter packten und aus dem Saal zerrten.
»Tötet ihn!« befahl der Taschkar. »Auf Kursabon werden die Rationen für alle Kurseb um die Hälfte reduziert. Der Narr, der dafür verantwortlich ist, daß Lastovon das Zeug hereinschleppen konnte, wird aus der Wachmannschaft entfernt und einem Schiff der Exekutionsflotte zugeteilt.«
Der Taschkar empfand diesen Zwischenfall gleich zu Beginn der Zeremonie als schlechtes Zeichen. Zu seiner Erleichterung verlief die Übergabe der Geschenke von nun an jedoch wie geplant und ohne Zwischenfälle.
»Ich bin zufrieden!« verkündete der Diktator schließlich und ließ die Sachen hinausschaffen.
Der Zeremonienmeister versprach allen Anwesenden, daß die diesjährigen Wasserspiele alle vorausgegangenen übertreffen würden.
Das Dach des Purpurpalastes öffnete sich. Der Himmel wurde sichtbar.
Flugfähige Antigravprojektoren hoben tonnenweise das Wasser aus dem Vulkansee und ballten es zu einer Kugel über dem Berg Notah. Die Wasserkugel wurde farbig beleuchtet. Luftgleiter stießen in die Blase hinein und zogen beim Wiederaustritt große Wasserperlen hinter sich nach.
Es gab den ersten spontanen Beifall.
Der Zeremonienmeister trat an die Seite des Taschkars.
»Ihre Gäste sind zufrieden, Taschkar.«
Der Diktator lächelte. »Loyalität muß belohnt werden.«
Nach einem Augenblick des Zögerns sagte der Zeremonienmeister: »Baischon Thes möchte mit Ihnen sprechen.«
Der Herrscher runzelte die Stirn.
»Weshalb?«
»Er antwortete nicht auf meine Fragen. Das Heimliche Verhör ergab ebenfalls keine Anhaltspunkte.«
»Sie wissen, daß Sie in solchen Fällen die Erlaubnis haben, über das Heimliche Verhör hinauszugehen.«
Der Zeremonienmeister wurde unruhig. Er begann um seine Position zu fürchten, die zwar lohnend, aber unglaublich risikoreich war.
»Baischon Thes ist der Abgesandte der drittgrößten Kolonie im Sektor Mansis, Taschkar. Es steht mir nicht zu, Ihnen Vorschläge zu machen, aber …«
Der Taschkar hob einen Arm.
»Schicken Sie ihn her. Noch etwas: Wurde Pertron schon verhaftet?«
»Ja, Taschkar.«
»Seine Hinrichtung wird bis morgen verschoben. Ich möchte, daß sie in alle Teile Gruelfins übertragen wird. Jetzt sind zu viele Geräte mit der Übertragung der Feierlichkeiten belastet.«
»Ich verstehe, Taschkar.« Der Zeremonienmeister eilte davon. Wenige Augenblicke später kam er mit Baischon Thes zurück.
Thes war ein schmierig wirkender Cappin, wie der Taschkar ihn in einer drittklassigen Kneipe erwartet hätte.
»Ich grüße Sie, Taschkar.«
»Was wollen Sie, Thes?« Der Diktator wollte seinen Besucher mit dieser direkten Frage verwirren. »Warum haben Sie nicht während der Geschenkübergabe mit mir gesprochen?«
»Das gilt als unschicklich.«
Das war immerhin wahr.
»Ich habe den Auftrag, wegen des Sandes mit Ihnen zu verhandeln«, fuhr Thes fort.
Der Taschkar traute seinen Ohren nicht. Dieser unverschämte fette Bursche sprach von Verhandlungen.
»Thes!« schrie der Zeremonienmeister. »Sie vergessen sich.«
Thes schob trotzig das Kinn vor. Er war berauscht, deshalb fand er diesen Mut. Die Mitglieder seiner Regierung hatten ihn offenbar wochenlang für diesen Auftritt präpariert.
Der Taschkar schüttelte sich angewidert.
»Wir sind verzweifelt!« rief Thes aufgeregt. »Grasuub, unsere größte Stadt, wird bald im Flugsand ersticken, wenn nicht etwas geschieht. Sie müssen ein paar Schiffe zum Absaugen schicken, Taschkar.«
»Warum schaffen Sie den Sand nicht selbst weg?« erkundigte sich
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