Silberband 053 - Die Urmutter
übrig.
Danton faßte einen blitzschnellen Entschluß.
»Raus!« schrie er.
Wieder reagierten Korom-Khan und Senco Ahrat unglaublich schnell. Wie aus einem Katapult schoß das riesige Schiff aus der Strukturschleuse der Arrivazone.
In einem tollkühnen Manöver bewegten der Oberst und Ahrat das Schiff seitwärts von der Schleuse weg. Auf diese Weise sollte der Eindruck entstehen, daß die MARCO POLO die Gelegenheit zur Flucht ausnutzen wollte.
Und es klappte!
Wie aus dem Nichts tauchten jetzt von allen Seiten die ganjasischen Schiffe auf und machten sich an die Verfolgung der MARCO POLO.
Danton beobachtete die Vorgänge auf den Bildschirmen mit einer Mischung aus Zufriedenheit und Unbehagen. Es war möglich, daß er für die MARCO POLO das Todesurteil gesprochen hatte.
Achtzehn Millionen Kilometer von der MARCO POLO entfernt beugte sich Kosum über die Kontrollen der CMP-1, und Kuruzin sagte in seiner gemächlichen Art: »Die Luft ist rein, Freunde! Jetzt sind wir an der Reihe.«
Nur noch ein kaum sichtbarer Nebelschleier, Überreste der verheerenden Explosion, zeugte vom Flug der Lightning-Jet. Auf den Bildschirmen der CMP-1 war er kaum zu erkennen. Dafür orteten die Raumfahrer an Bord des Kreuzers die Energieentladung in achtzehn Millionen Kilometer Entfernung, wo die MARCO POLO sich der Angriffe von einigen Dutzend ganjasischen Großkampfschiffen zu erwehren hatte.
Menesh Kuruzin zwang sich dazu, den Bildschirm unbeachtet zu lassen. Sie durften sich jetzt nicht um die MARCO POLO kümmern. Ihre Aufgabe war es, die CMP-1 sicher ins Syveron-System zu steuern.
Der Kreuzer beschleunigte mit Höchstwerten. Wenn er überhaupt von ganjasischen Einheiten geortet wurde, maß man ihm keine Bedeutung bei. Wahrscheinlich wurde er für ein einzeln operierendes ganjasisches Schiff gehalten.
»Es funktioniert!« rief Ovaron.
»Hoffentlich müssen wir für die gelungene Flucht kein großes Opfer bringen«, äußerte Gucky pessimistisch. »So, wie es im Augenblick aussieht, wird die MARCO POLO es schwer haben, sich wieder zur Strukturschleuse durchzukämpfen.«
»Vielleicht gibt Danton das Kommando, das Schiff in den Linearraum zu steuern«, meinte Saedelaere.
»Das hätte wenig Sinn«, sagte Ovaron. »An Bord der ganjasischen Schiffe gibt es Halbraumspürer. Das habe ich Danton auch eindeutig erklärt. Das Schiff kann sich nur mit einer schnellen Flucht zurück in die Todeszone retten.«
Schweigen trat ein. Die Passagiere und Besatzungsmitglieder der CMP-1 beobachteten die Vorgänge auf den Bildschirmen.
Der nur einhundert Meter durchmessende Kreuzer hatte die zum Eindringen in den Linearraum notwendige Geschwindigkeit erreicht. Noch immer war kein ganjasisches Schiff auf ihn aufmerksam geworden.
»Wir haben es geschafft!« sagte Kuruzin trocken. »Ovaron, Sie können jetzt meinen Platz einnehmen und Kosum unterstützen.«
Als der Nubier sich erhob, verblaßten auf den Bildschirmen die Ortungsimpulse. Die CMP-1, die immer schneller wurde, hatte sich inzwischen so weit von der Arrivazone entfernt, daß die Besatzungsmitglieder die Ereignisse dort nicht mehr beobachten konnten.
Aber allen war klar, daß sie ihr Entkommen der MARCO POLO verdankten, deren Besatzung jetzt um ihr Leben kämpfen mußte.
Die Meiler an Bord der MARCO POLO liefen auf Höchstleistung. Der größte Teil der Energie strömte jedoch nicht in die Konverter der Triebwerke, sondern in die Schirmfeldgeneratoren der HÜ- und Paratronschirme.
Im Innern des Schiffes herrschte unbeschreiblicher Lärm. In das Dröhnen und Vibrieren der Maschinen mischten sich das Kreischen der Ortungsanlagen und die Rufe erschöpfter Offiziere.
Der Schutzschirm um die MARCO POLO knisterte. Ein kilometerdicker Feuerwall hatte sich davor aufgebaut. Die Gefahr eines Strukturrisses wurde immer größer.
Auch die erfahrensten Männer innerhalb der Zentrale waren jetzt nicht mehr fähig, genau zu entscheiden, wie viele Schiffe die MARCO POLO eingekreist hatten. Die Bildschirme flammten. Die Ortungsgeräte vermochten keine detaillierten Werte mehr zu liefern.
Korom-Khan und Senco Ahrat flogen das dreiundzwanzigste Ausweichmanöver. Es führte das Trägerschiff in einen bereits wartenden Pulk der ganjasischen Verbände.
Waringer, der neben Danton saß, wurde blaß. »Ich fürchte mehr und mehr um das Schiff!« rief er erregt.
Danton hatte schon längst aufgegeben, sich auf die Daten zu konzentrieren, die Major Kusumis Stimme aus dem Interkom schrie. Im Augenblick war
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