Silberband 054 - Finale für Pluto
Außentür eines Gebäudes mit Notöffnungsanlagen zu versehen.
Der Hund jaulte kläglich, als der Regen zum Wolkenbruch wurde. Leutnant Shibe riß die Tür auf,
und Alea rannte in den dunklen Hausflur. Sie schaltete den Brustscheinwerfer ihres Kampfanzuges
an und blickte sich um. Hinter ihr verschloß Shibe die Tür wieder. Auch er schaltete seinen
Brustscheinwerfer an.
Es war totenstill im Hausflur. Aus den darüberliegenden Wohnungen kam kein Laut. Keine
Maschine arbeitete. Das Haus war bereits verödet.
Captain Alea öffnete die Tür zur Nottreppe, die rings um den Hauptantigravschacht gewendelt
verlief, dann setzte sie den Hund ab. Das Tier schüttelte die Nässe aus seinem Fell, bellte und
rannte die Treppe hinab. Alea folgte ihm. Die Hausbewohner würden sich im druckfesten
Schutzkeller aufhalten.
Doch sie kam nicht weit.
Im Helmempfänger ertönten gleichzeitig mehrere Stimmen. Sie meldeten, daß Lievenstein City von
takerischen Kampfverbänden angegriffen würde.
Alea Onandere zögerte nur kurz, dann schaltete sie sich ein und befahl allen Angehörigen ihres
Hilfstrupps, sich dort zu sammeln, wo man sich getrennt hatte.
»Wir werden gegen die Takerer kämpfen müssen, Leutnant Shibe«, erklärte sie ihrem
Begleiter.
»Das ist mir klar, Captain«, sagte Hooldrich.
Alea stieg hinter Hooldrich Shibe die wenigen Treppen zurück und schloß die Tür hinter
sich.
Als sie ins Freie trat, empfing sie die Wucht eines Orkans. Körniger Schnee prasselte gegen
ihren Kugelhelm, wehte fahnenartig über die Straße und wirbelte von den Dächern der Häuser. Die
Außenmikrophone übertrugen das Heulen des Orkans und einige dumpfe Explosionen. Im Südwesten
flackerte blutroter Schein durch den Schnee.
Alea schaltete das Filtersystem ihres Helms auf Infrarotsicht um. Sofort traten die Konturen
der umliegenden Gebäude scharf hervor, die wirbelnden Schneemassen konnten die Sicht nur noch
unwesentlich trüben.
Von allen Seiten eilten die Mitglieder des Hilfstrupps heran, versammelten sich um Captain
Onandere: Ortungstechniker, Funker, Kontrollingenieure, Datenverarbeiter und Anwärter auf diese
Berufe, rund sechzig Prozent waren weiblichen Geschlechts, und mehr als die Hälfte hatten nur
eine kurze Kampfausbildung absolviert. Alea Onandere wurde sich darüber klar, daß sie ihre Leute
nicht einfach in einen Kampf gegen erfahrene takerische Raumsoldaten schicken durfte. Sie bat um
Freiwilligenmeldungen und stellte verblüfft fest, daß sich alle meldeten.
»Gut«, entschied sie. »Wir werden versuchen, die Takerer aufzuhalten oder zu vertreiben. Wer
keine ausreichende Kampfausbildung besitzt, hält sich im Hintergrund. Wir bilden zwei Gruppen.
Die eine, unter meiner Führung, stößt frontal gegen die angreifenden Takerer vor und verwickelt
sie in ein Gefecht, zieht sich dabei aber allmählich zurück. Die zweite Gruppe, unter Leutnant
Shibes Führung, umgeht die Angreifer und fällt ihnen in den Rücken. Wie es weitergeht, darüber
entscheiden Shibe und ich dann je nach Lage. Von jetzt an herrscht Funksprechverbot. Die
Schutzschirme werden erst bei Feindberührung aktiviert, ebenso die Flugaggregate. Wer verwundet
wird, versucht sich abzusetzen und sucht Unterschlupf in einem der Häuser. Ende!«
Sie winkte die Hälfte ihrer Leute nach links heraus, stapfte durch den brüllenden Orkan zu
ihnen und ging ihnen voran. Hooldrich Shibe übernahm die Führung der zweiten Gruppe.
Nach einer halben Stunde konnte Alea Onandere die Aktionen der Takerer direkt beobachten. Sie
erkannte, daß jeweils einige Invasoren mit ihren Energiewaffen die Wände eines Hauses
zerschossen, Brandsätze durch die Löcher warfen und sich dann dem nächsten Gebäude zuwandten. Da
die Brandsätze selbst nicht vom Schnee gelöscht werden konnten, fanden die Hausbewohner
wahrscheinlich zum größten Teil einen schrecklichen Tod.
Sie schaltete ihr Funkgerät auf geringe Reichweite und befahl ihren Leuten, sich zu verteilen,
Deckung zu suchen und auf die Takerer zu warten. Sie selbst ging noch ein Stück weiter vor,
kniete hinter dem stählernen Sockel eines Denkmals nieder und legte ihren Strahler auf den
Rand.
Ein Blick auf ihr Analysatorgerät zeigte an, daß der Luftdruck inzwischen um rund zwanzig
Prozent gefallen war. Die Temperatur in Bodennähe betrug noch minus dreißig Grad Celsius, mußte
aber mit zunehmender Höhe immer niedriger sein. Über dem zusammengefallenen Schnee der ersten
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