Silberband 054 - Finale für Pluto
Abwechslung.
Pentschypon-Kala 896. fühlte sich müde und behaglich. Er streckte sich und fühlte, wie der
Sessel unter ihm nachgab. Er streckte eine Hand aus.
»Komm her, Karmin!«
Sie bewegte sich auf ihn zu, ihre Augen blieben dabei auf ihn gerichtet. Ihre Hand war
kalt.
»Ich habe mit Ginkorasch gesprochen, Karmin.«
Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Sie dachte über die Bedeutung des Namens nach, den der
Befehlshaber genannt hatte. Pentschypon-Kala 896. streichelte ihre Arme, aber ihr Körper blieb
starr und unnachgiebig unter seinen Händen.
»Ginkorasch!« wiederholte sie leise. »Wer ist das?«
Pentschypon-Kala 896. schloß die Augen. Er fragte sich, warum er sich ausgerechnet mit dieser
Frau darüber unterhielt. War sie in der Lage zu begreifen, was nun geschehen würde? Nach
Jahrzehntausenden! Sie wußte nicht einmal, wer Ginkorasch war.
»Ginkorasch ist seit einiger Zeit Taschkar.«
Er spürte ihre Enttäuschung. Offenbar dachte sie, jeder Befehlshaber der Clanflotte würde
ständig mit dem Taschkar in Verbindung stehen. Dabei war das Gespräch, das Pentschypon-Kala 896.
über Funk mit Ginkorasch geführt hatte, das erste, das zwischen ihm und einem Taschkar
stattgefunden hatte.
Und Pentschypon-Kala 895. hatte kein einziges Gespräch mit dem Taschkar geführt.
Vielleicht mußte man die Zusammenhänge kennen, um die Bedeutung eines solchen Gespräches
besser verstehen zu können.
Pentschypon-Kala 896. richtete sich auf und küßte die Frau auf die Stirn. Auch diesmal zeigte
sie keine Reaktion.
»Was trennt uns eigentlich, Karmin?« fragte er.
Wieder traf ihn der prüfende Blick. Sie wollte ergründen, ob er nur mit ihr spielte. Sie war
eine Frau, die die geistige Überlegenheit eines Mannes nicht anerkannte.
»Ich bin deine Frau«, erwiderte sie schließlich. »Nach den Schiffsgesetzen trennt uns
nichts.«
»Die Schiffsgesetze werden jeden Tag ein paar tausendmal gebrochen«, gab er zu bedenken.
»Sogar ich, das Vorbild, richte mich nicht nach den Gesetzen, sondern halte meine Mutter über das
zwanzigste Lebensjahr hinaus vom Konverter fern.«
Sie lehnte sich gegen ihn und strich ihm über die Haare.
»Du denkst zuviel nach«, meinte sie.
»Ist Poumir in dieser Hinsicht anders?«
Sie errötete heftig. »Was weißt du von Poumir?«
Er lächelte zu ihr auf.
»Du solltest dir deshalb keine Sorgen machen, mein Kind. Wir müssen unser kurzes Leben
genießen. Dieser Wahlspruch gilt schließlich auch für dich.« Sein Lächeln erstarb. »Außerdem ist
Poumir erst sieben Jahre alt.«
Sie wich zurück.
»Mit seinem Alter hat das nichts zu tun!«
»Wirklich nicht?« Pentschypon-Kala 896. blickte an ihr vorbei. Das Gespräch, das er mit Karmin
führte, erschien ihm sinnlos, obwohl es in gewisser Beziehung bezeichnend für gewisse Zustände an
Bord der Jucla-Schiffe war.
Die Jucla-Schiffe!
Pentschypon-Kalas von Alkohol umnebelter Verstand arbeitete nur träge.
Der Murra-Clan besaß 8.600 Schiffe. Er stellte damit den größten Verband der insgesamt
fünfundvierzig Jungen Clans. Alle Clans zusammen verfügten über fast 200.000 Raumschiffe.
Pentschypon-Kala 896. war der Oberbefehlshaber dieser riesigen Flotte.
Pentschypon-Kala 896. versuchte sich zu erinnern, wie alles begonnen hatte. Es mußten schon
viele Jahrzehntausende vergangen sein, seit etwa hunderttausend Cappins in die Außenrandgebiete
der Galaxis Gruelfin ausgewichen waren, um dort ein neues Leben zu beginnen. Die Welt, auf der
sich die Vorfahren Pentschypon-Kalas 896. angesiedelt hatten, war ihnen jedoch zum Verhängnis
geworden. Eine starke Höhenstrahlung in Zusammenhang mit biologischen Umformungsaktionen war die
Ursachen für ein rapides Absinken des Lebensalters.
Schließlich hatte die Lebenserwartung eines von dieser Entwicklung Betroffenen nur noch etwas
mehr als zwanzig Jahre betragen. Die verzweifelten Kolonisten stießen mit den wenigen
Raumschiffen, die sie damals besaßen, in den Weltraum vor. Aber der einmal in der
Genprogrammierung passierte Fehler ließ sich nicht korrigieren. Die Kolonisten kehrten nicht mehr
zu ihrer Welt zurück, sondern lebten fortan in ihren Raumschiffen. Sie verübten Überfälle auf
Flotten, Planeten und Stützpunkte. Neben den Exekutionsflotten der Takerer wurden ihre Schiffe zu
den gefürchtetsten in den Außenrandgebieten.
Allmählich hatte sich die Flotte der Jungen Clans immer mehr vergrößert. Der Taschkar hatte
Verbindung zu den Abtrünnigen
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