Silberband 057 - Das heimliche Imperium
Bildschirmgalerie, die die Umgebung der beiden Türme zeigte.
Dort waren inzwischen zehn Transportschweber gelandet. Etwa hundert bewaffnete Männer waren ihnen entstiegen. Ein großer Teil von ihnen gehörte wahrscheinlich der Stammbesatzung des terranischen Stützpunkts an. Irmina konnte sich nicht vorstellen, daß diese Männer Oberst Anaka bedingungslos ergeben waren. Immerhin wußte sie, daß Anaka sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen für sich gewonnen hatte.
Über den beiden Türmen kreisten zwanzig Ein-Mann-Gleiter. Etwas abseits, fast einen Kilometer entfernt, erblickte sie ein Heer von Posbis. Die positronisch-biologischen Roboter verhielten sich abwartend und schienen nicht recht darüber informiert, welche Aufgabe ihnen zufallen sollte.
Zumindest droht von ihnen keine Gefahr, dachte Irmina und schaltete das Sprechfunkgerät ein. Sie begann mit ruhiger, beherrschter Stimme zu sprechen. Nach der zweiten Wiederholung ihres Aufrufs meldete sich Oberst Anaka.
»Es ist gut, daß Ihr euch bequemt, mit mir Kontakt aufzunehmen«, ertönte seine bellende Stimme. »Das kann Euch das Leben retten. Ich habe gerade den Befehl zum Angriff gegeben. Aber ich kann meine Leute noch zurückrufen. Ergebt Euch also!«
»Sie mißverstehen die Situation, Oberst«, erwiderte Irmina. »Ich setze mich mit Ihnen in Verbindung, um Ihnen eine Chance zu geben. Wenn Sie sich zur sofortigen Kapitulation entschließen, dann wird Perry Rhodan vielleicht Gnade vor Recht ergehen lassen und Sie nicht in vollem Umfang zur Verantwortung ziehen.«
Aus dem Lautsprecher drang ein Gewirr von Stimmen. Irmina wußte, das waren die Männer der Stammbesatzung, die das Gespräch mitanhörten.
»Was soll das?« rief Oberst Anaka ärgerlich. »Perry Rhodan ist tot. Er befand sich an Bord der Space-Jet, die ich abgeschossen habe.«
»Stimmt«, bestätigte Irmina. »Aber bevor die Space-Jet explodierte, setzten sich Perry Rhodan, Atlan, Fellmer Lloyd und ich ab. Inzwischen befindet sich der Großadministrator mit den anderen auf dem Weg zum Bioponblock.«
Aus dem Lautsprecher ertönte wieder ein Gemurre, das zuerst Überraschung, dann Ärger und schließlich Wut und Haß ausdrückte. Die Männer der Stammbesatzung fühlten sich von Oberst Anaka hintergangen. Sie sagten ihm in leidenschaftlichen Worten, daß sie unter diesen Umständen nicht für ihn kämpfen würden.
»Wenn Ihr plötzlich die Courage verliert, nur weil unser Gegner Perry Rhodan heißt, dann macht, daß Ihr wegkommt!« schrie Oberst Anaka. »In meinen Reihen kann ich keine Feiglinge gebrauchen. Meine Leute und ich werden mit dieser Situation auch alleine fertig.«
»Ist Ihnen denn klar, daß Sie sich mit Ihrer Handlungsweise eindeutig gegen die Interessen der gesamten Menschheit stellen?« mahnte Irmina.
Oberst Anaka schien nun vollkommen die Beherrschung über sich zu verlieren.
»Ich pfeife auf die Menschheit!« schrie er. »Ich erkläre die Hundertsonnenwelt zum Paradiesplaneten, der nur der Elite aller galaktischen Völker vorbehalten sein soll!«
»Ist das Ihr letztes Wort, Oberst?«
»Weil Sie eine Frau sind, mache ich Ihnen noch ein Angebot. Kommen Sie aus dem Turm und ergeben Sie sich. Ich möchte meine Kräfte nicht mit einem schwachen Weib messen.«
»Ich kann mich zur Wehr setzen.«
»Wie Sie wollen.«
Sekunden später spürte Irmina, wie eine unsichtbare Macht nach ihrem Geist griff. Aber sie konnte den parapsychischen Angriff des Hypnos abwehren. Oberst Anakas Fähigkeiten waren nicht stark genug entwickelt, um auf diese Entfernung die erhoffte Wirkung erzielen zu können.
Irmina konzentrierte sich auf die bevorstehende Auseinandersetzung.
Die Männer der Stammbesatzung waren von den Paradiessuchern in die Transportschweber gebracht und nach Suntown zurückgeschickt worden. Oberst Anaka forderte über Funk seine Getreuen auf, ihre Posten auf dem Raumhafen und in der Stadt zu verlassen und schnellstens zu den Anlagen des Zentralplasmas zu kommen.
Dann gab er das Zeichen zum Angriff. Die Ein-Mann-Gleiter landeten, ihnen entstiegen Männer der verschiedensten Völker, die bis an die Zähne bewaffnet waren.
Die Angreifer kamen nur zögernd näher. Wenn sie auch Gesetzlose, Renegaten waren, so besaßen sie trotzdem einen gewissen Sinn für Fairneß. Es behagte ihnen nicht, ihre Überlegenheit gegen eine Frau auszunutzen.
Irmina lächelte verzerrt. Wenn sie erst einmal ihre parapsychische Begabung einsetzte, dann würden die Männer rasch ihre Hemmungen
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