Silberband 059 - Herrscher des Schwarms
mitgebrachten Spulen und Bilder auf den Tisch in der Zentrale der GEVARI, damit die anderen sie sehen konnten.
»Unsere gesamte Ausbeute. Nicht gerade imponierend, aber wir haben auf die Suche nach weiteren Unterlagen verzichtet, weil wir uns mit dem dritten Planeten beschäftigen müssen.«
Er wandte sich an Kosum. »Haben wir inzwischen Funkkontakt mit der INTERSOLAR oder der GOOD HOPE II?«
Der Emotionaut verneinte.
»Was haben Sie vor, wenn wir an Kokon nicht herankommen oder dort eine Enttäuschung erleben?« fragte Corello.
»Dann müssen wir uns auf die Suche nach anderen wichtigen Systemen und Planeten machen«, erklärte Alaska. »Es hat wenig Sinn, wenn wir uns auf Welten wie dieser aufhalten. Immerhin haben wir jetzt einen vorläufigen Stützpunkt gefunden. Wir werden aufsteigen und ein Versteck auf dem vulkanischen Kontinent suchen.«
Am 26. April 3442 tauchte die GEVARI zur Oberfläche von Praspa IV hinauf und flog dicht über dem Wasser auf den einzigen Kontinent des Planeten zu. Die technischen Mängel waren inzwischen behoben worden. Die Energieimpulse von Kokon überlagerten jetzt wieder fast alle anderen Strömungen.
Der meistdiskutierte Gegenstand an Bord war das von Gucky entdeckte Bild des Schwarms. Auch die Blazon-Brüder konnten sich nicht darüber einigen, ob das Foto einen kleineren Schwarm zeigte. Übereinstimmend sagten alle Besatzungsmitglieder aus, daß dieses Bild in einer fernen Galaxis entstanden war. Damit war die Theorie, daß der Schwarm von Galaxis zu Galaxis quer durch das Universum zog, endgültig bestätigt.
Saedelaere übergab das Kommando an Kosum und legte sich zum Schlafen hin.
Die nächsten beiden Stunden vergingen mit der Suche nach einem Versteck. Schließlich fand Gucky, der nach draußen teleportiert war, ein Plateau unter einer überhängenden Felsformation.
Der Anflug dieser Stelle erwies sich als schwierig, doch Kosum entledigte sich dieser Aufgabe mit der gewohnten Bravour.
Als die GEVARI aufsetzte, wurde Alaska wach. Er war mit der Wahl der Landestelle zufrieden. »Wir bleiben vorläufig hier«, entschied er.
»Sehen Sie hier, was ich entdeckt habe!« rief Corello. Er hatte das Bild des Schwarms untersucht und dabei festgestellt, daß es aus mehreren sehr dünnen Lagen bestand, die sich auseinandertrennen ließen.
»Es sind eigentlich mehrere Aufnahmen«, erklärte er und legte die dünnen Blättchen vor sich ab. »Alle sind aus einem anderen Winkel entstanden.«
Die Blättchen rollten sich zusammen. Sie waren sehr empfindlich. Corello löste das Problem auf sehr einfache Weise. Er tauchte die Bilder in Wasser und legte sie auf eine Glasplatte. Dort glättete er sie behutsam. Dann hob er die Glasplatte hoch.
»Es sind tatsächlich verschiedene Aufnahmen des Schwarms, jedesmal an einem anderen Platz in dieser unbekannten Galaxis entstanden.«
Die anderen warteten ungeduldig, die Bilder ebenfalls sehen zu können.
»Der Schwarm war tatsächlich kleiner«, bemerkte Blazon Alpha, als er durch die Glasplatte blickte.
»Ja, diese Aufnahmen zeigen ihn von allen Seiten.« Blazon Beta nahm die Platte von seinem Bruder entgegen und hielt sie lange vor die Augen. »Ein Größenvergleich ist auf diese Weise kaum möglich, aber ich bin sicher, daß der Schwarm sich seit Entstehen der Bilder vergrößert hat.«
»Ob er sich immer noch vergrößert?« fragte Kosum bedrückt.
Der Sextadim-Physiker nickte langsam. »Ganz bestimmt!«
»Das bedeutet, daß er schon seit Jahrtausenden wächst, ohne daß ihn jemand aufhalten kann«, sagte Saedelaere. »Das läßt uns ermessen, welche Aufgabe wir uns gestellt haben. Die Tatsache, daß der Schwarm immer weiter wächst, ist nicht erstaunlich. Schließlich kommen bei jedem Geburtenvorgang neue Gelbe Eroberer hinzu.«
»Theoretisch könnte sich der Schwarm auf diese Weise irgendwann einmal über mehrere Galaxien erstrecken«, sagte Corello.
»Oder das gesamte Universum einhüllen«, fügte Merkosh hinzu.
»Das klingt vielleicht lächerlich und wird auch niemals eintreten«, meinte Blazon Beta. »Aber der Ausdehnungseffekt ist gegeben, auch wenn er relativ langsam vonstatten geht.«
Saedelaere war sicher, daß bereits in anderen Galaxien versucht worden war, diesen Schwarm zu stoppen. Die Tatsache, daß er noch immer durch das Universum zog, bewies eindeutig, daß er bisher noch keine entscheidende Niederlage erlitten hatte. Das waren nicht gerade berauschende Aussichten.
6.
Zwei Tage später
Vor wenigen Minuten
Weitere Kostenlose Bücher